Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
Vom Netzwerk:
Keine Ursache, ich hasse die Scheißdinger. Ich sehe dich, ich will dich, aber ich gehe nirgendwohin, und du auch nicht. Du beobachtest mich? Oder beobachte ich dich? Gute Nacht, schlaf gut, lass dich nicht von Kenneth-Bär beißen.
    Ich reduzierte das Saufen auf ein Tröpfeln.
    Ich wurde wieder nervös. Ich wollte sie, und im selben Moment fürchtete ich sie.
    Warum hatte ich mich wieder auf so etwas eingelassen? Auf den Punkt, wo man nicht weiß, wie viel zu viel ist, wie viel zu wenig. Machen normale Menschen das ständig durch in ihrem normalen Leben? Kein Wunder, dass sie sich trennen, sobald es Probleme gibt. Schluss machen ist einfach. Nach dem schnellen Schuss dranzubleiben, das ist die Kunst.
    Ich verfiel, aber verfiel ich ihr oder der Vorstellung, die ich von ihr hatte?
    Nach einer Woche Herumschleichen um den heißen Brei ging ich zu ihr. Sie öffnete mir in ihren üblichen Shorts und dem farbbeklecksten T-Shirt. Sie wirkte gereizt. Ich hatte vorgehabt, sie zum Mittagessen einzuladen, aber als ich sie wieder in denselben Klamotten und in diesem traurigen kleinen Haus sah, hatte ich eine andere Idee.
    »Hast du gerade etwas vor?«, fragte ich.
    »Nicht direkt. Wieso?«
    »Willst du vielleicht zum Mittagessen auf den Farmers Market mitkommen?«
    »Ach, ich habe gerade ein Sandwich gegessen«, sagte sie. »Aber ich leiste dir Gesellschaft.«
    »Was für ein Sandwich denn?«
    »Bologna mit Senf.« Sie rang sich ein gewisses Maß an Enthusiasmus ab. »Mein Liebi.«
    Mein Liebi. Das klang nach Stacey. Nicht das Bologna-Sandwich. Die kindliche Art, Worte zu verniedlichen. Sie ließ sie gerne auf ›-i‹ oder ›-chen‹ enden. Wenn ich Schweinekoteletts kochte, wurden sie zu Schweinis. Wenn es im Winter im Haus kalt war und ich ihr ein Sweatshirt bringen sollte, sagte sie: ›Süßer, kannst du mir mein Blauchen mitbringen?‹ So kamen wir auch auf den Namen für das Haus. Wir waren das einzige weiße Pärchen in unserer Straße, das Haus war weiß, Stacey nannte es Whitey.
    »Wir müssen mal hier raus«, sagte ich. »Komm mit, besorgen wir uns Nachtisch.«
    Sie holte ihre Geldbörse und schlüpfte in Sandalen. Wir fuhren mit dem Audi die Arlington hinauf, dann durch den Hancock Park zur Dritten. Wir parkten und traten ein in die wilde Mixtur aus Ständen und Läden und Restaurants, das alte Mekka der Filmschaffenden namens Farmers Market, dicht neben den CBS -Studios. Es war ein Wochentag, ich weiß nicht genau, welcher, aber es war wenig los. Ich kaufte ein Käse-Crêpe am Crêpe-Stand, und Annette aß den größten Teil davon, wie ich erwartet hatte. Sie wirkte ein wenig abgemagert von der Gartenarbeit, sonst aber aufgekratzt und froh darüber, einmal etwas anderes zu sehen. Hier gab es jede Menge Modeschmuck und T-Shirts für Touristen, doch das war nichts für uns. Während Annette sich an einem Zeitungskiosk umsah, kaufte ich einen großen Eistee und ein Döner-Kebab. Wir teilten uns den Döner, während wir vom Farmers Market zu der angrenzenden, etwas gehobeneren Grove-Einkaufspromenade schlenderten.
    »Suchst du etwas Bestimmtes?«, fragte sie. »Oder gehen wir nur spazieren?«
    »Nur spazieren.«
    Wir hielten uns an den Händen und waren nicht im Geringsten verlegen. Vor uns lag der Springbrunnen, der synchron zu Konservenmusik sprudelte, und etwa ein Dutzend Leute standen fasziniert darum herum, als wäre es der Old Faithful Geysir. Ein Mann in karierten Shorts und einem gelben Piqué-Hemd machte ein Foto mit seinen Kindern davor. Dass sie nicht gleich hineinkletterten und die Münzen herausfischten, die unter der Wasseroberfläche glitzerten, war alles.
    Rechts vor uns lag der Anthropologie-Laden. Ich nannte ihn immer Apologie-Laden, denn es musste doch irgendeine Rechtfertigung dafür geben, dass sie 350 Dollar für eine schlichte Bluse verlangten. Ihre Bohème-Interpretation von Haute Couture schien nie aus der Mode zu kommen und ließ so ziemlich jede Frau gut aussehen. Ich vermutete, dass Annette der Versuchung nicht widerstehen könnte, ein bisschen zu stöbern. Stacey war nie an dem Laden vorbeigekommen, und ich hatte das deutliche Gefühl, dass wir gerade sprichwörtlich über ihr Grab gingen.
    Annette entdeckte das Schaufenster erst in letzter Sekunde und drehte sich um. Sie blieb stehen. Sie gab ein leises Geräusch von sich, eine Art Mischung aus Seufzer und Schnurren.
    »Willst du reingehen?«, fragte ich.
    »Wenn es dir recht ist?«
    »Aber sicher.«
    Sie ließ meine Hand los und wurde

Weitere Kostenlose Bücher