Ewig Böse
Frieden‹.«
»Und dann ist sie weggerannt?«
»Ja.«
»Und Sie haben sie verfolgt?«
»Nicht sofort. Ich war wie gelähmt. Ich dachte, ich wäre angeschossen.«
»Aber dann haben Sie sie verfolgt.«
»Ja, später schon.«
»Warum?«
Einen Moment lang war ich ratlos. Warum war ich ihr nachgelaufen? »Ich war besorgt. Sie rumste im Korridor von einer Wand gegen die andere, und ich hatte Angst, sie würde sich verletzen.«
Bergen lehnte sich zurück. »Sie waren nicht wütend?«
»Nein.«
»Eine Frau dringt in Ihr Haus ein, zieht die Kleider Ihrer verstorbenen Frau an und fuchtelt Ihnen mit einer Waffe vor dem Gesicht herum.« Bergen stand auf, formte aus Daumen und Zeigefinger eine Pistole und zielte auf mein Gesicht. Sein Fingernagel war nur fünfzehn Zentimeter von meiner Nase entfernt, und ich roch den Kaffee in seinem Atem. »Aber Sie sind nicht wütend. Sie wollen ihr helfen.«
Etwas in mir begehrte auf. »Ich fühlte mich schuldig! Glauben Sie etwa, ich wollte ihr etwas antun? Ich war erleichtert . Ich dachte, wir wären beide tot.«
Bergen machte einen Rückzieher. »Immer mit der Ruhe.«
Ich atmete tief durch. Ich war hungrig. Ich hatte Kopfschmerzen.
»Alles in Ordnung? Soll ich den Doc rufen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Bringen wir es hinter uns.«
»Glaubten Sie zu irgendeinem Zeitpunkt, mit Ihrer Frau zu sprechen?«
»Was?«
»Sie hören ganz richtig. Als Sie Lucy in Ihrem Haus so angezogen vorfanden. Dachten Sie da auch nur eine Sekunde lang, sie wäre Ihre Frau?«
»Nein«, antwortete ich ohne zu zögern. »Nie.«
»Sind Sie sicher? Trotz der Kleider? Sie haben im letzten Jahr eine Menge durchgemacht. Sie haben laut den Namen Ihrer Frau gerufen, nachdem Lucy überfahren wurde. Können Sie sich daran erinnern?«
Das konnte ich nicht, aber ich glaubte ihm. Was zum Teufel war nur mit mir los? Erst dachte ich, sie wäre Annette. Wir spielen gerne Verkleiden. Wir sind ein bisschen pervers.
»James?«
»Nein. Sobald ich sie sah, dachte ich, du heilige Scheiße, das ist Lucy Arnold.«
Bergen seufzte. Er schien nachzudenken, was er weiter tun sollte. »Von Mann zu Mann, James, und ganz inoffiziell. Was ist Ihrer Meinung nach geschehen?«
»Was geschehen ist?«
»Was war Lucys Problem?«
Sag ihm die Wahrheit, flehte Stacey. Er versucht, dir zu helfen.
»Ich fürchte, ich habe eine einsame Frau glauben gemacht, ich würde etwas für sie empfinden. Sie wusste, dass ich mich mit Annette traf. Ich habe ihre Gefühle verletzt, und sie flippte aus. Ich vermute, dass sie schon früher im Haus herumgeschnüffelt hat. Sie könnte die Schuhe im Garten vergraben und wieder ausgebuddelt haben, um mich in den Wahnsinn zu treiben. Als das nicht funktionierte, stahl sie die Pistole und wartete, bis ich aus Annettes Haus zurückkam, wo ich seit einer Woche nonstop eine andere Frau gevögelt hatte, und dann …«
Bergen starrte mich staunend an. »Und dann?«
»Dann ist sie durchgedreht.«
Er musterte mich einen Moment lang. »Können Sie sich noch einen anderen Grund für das vorstellen, was passiert ist? Egal, wie lächerlich es vielleicht klingt? Irgendetwas?«
Wusste er es? Wie konnte er über das andere Bescheid wissen? Ich musste es laut aussprechen. Ich musste es jemanden hören lassen. »Ja, kann ich.«
Bergen beugte sich gespannt vor.
»Entweder Lucy ist übergeschnappt«, fuhr ich fort. »Oder in meinem Haus … es könnte etwas darin sein. Manchmal kann ich sie dort spüren.«
Bergen starrte mich an. »Wollen Sie damit sagen, Ihr Haus wäre …? Dass Stacey, äh, Lucy beeinflusste?«
Ich seufzte. »Vielleicht.«
Bergen blieb der Mund offen stehen. Er suchte nach Worten. »Warum sollten Sie …« Er schüttelte den Kopf und versuchte erfolglos, seinen etwas herablassenden Ton zu verbergen. »Warum sollte ›Stacey‹ so etwas tun?«
Er trifft gerade seine eigene psychologische Einschätzung. Vielleicht schon seit der ersten Frage.
Ich beschloss, ganz offen zu sein. »Weil sie wütend auf mich ist.«
»Weshalb?«
»Weil ich nicht da war, als sie anrief. Weil ich nicht ans Telefon ging.« Ich begann zu weinen und wandte den Blick ab. »Weil ich sie nicht gerettet habe.«
Bergen lehnte sich wieder zurück. »Man kann Menschen nicht vor Unfällen bewahren, James.«
Ich weinte trotzdem noch ein bisschen weiter.
»James? Sehen Sie mich an, mein Sohn.«
Ich gehorchte.
»Es gibt keine Geister. In Ihrem Haus spukt es nicht. Lucy Arnold hat vier verschreibungspflichtige
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