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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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bis das Sausen wieder wegging. Irgendwann glaubte ich, Gesprächsfetzen zu hören, schwach, aber rhythmisch, und kam zu dem Schluss, dass es mindestens zwei waren. Es klang gedämpft, nicht besonders dringlich, nur ein unverständliches Gemurmel. Wie zwei uniformierte Polizisten, die am Ende des Korridors standen, sich flüsternd über ihre Schultermikrophone verständigten und vielleicht bereitmachten, das Schlafzimmer zu stürmen. Dann verstummten die Stimmen, und die Luft wurde immer dichter und bildete eine Blase um mich herum, bis ich nichts mehr wahrnahm, außer meinem eigenen Atem. Ich fühlte mich wie unter einer Glasglocke, alle Sinne gedämpft. Ich blinzelte und ließ es in den Ohren knacken.
    Etwas quietschte über den Boden. Oder die Wand. Ein Geräusch wie von blankem Gummi, einem neuen Scheibenwischer auf nassem Glas. Jemand lachte. Es klang in seiner beiläufigen Art beunruhigend, wie ein müder Familienvater, der vor der Wiederholung einer Sitcom sitzt und ein letztes Glucksen von sich gibt, bevor er einnickt. Nachdem das Lachen verklungen war, sagte jemand »Ja, ja, ich weiß schon«, aber die Stimme klang so leise, dass sie aus dem Radio eines eine Straße weiter geparkten Autos hätte stammen können.
    Du hörst schon Stimmen.
    Konzentrier dich. Um Himmels willen, was geht hier vor?
    »Kinder«, murmelte ich vor mich hin. »Bloß eine Bande von Rumtreibern.«
    Augenblicklich bereute ich, den Mund aufgemacht zu haben. Sobald die halb-geflüsterten Worte heraus waren, gab es einen lauten, dröhnenden Schlag irgendwo vor der Tür. Es klang, als hätte jemand eine Holzbohle auf den Fliesenboden poltern lassen – a-ha, dahinten ist er also, weg mit dem Ding und auf ihn mit Gebrüll.
    Der Krach riss mich endlich aus meiner Erstarrung, und ich setzte mich kerzengerade auf. Ich zog die Füße an und lehnte mich an die Wand. Ein Kopfteil gab es in dem Bett nicht. Ich versuchte meine Beine dazu zu zwingen, mich in den Korridor zu tragen, in den Schrank, aus dem Fenster – irgendwohin –, doch sie weigerten sich. Ich saß in der Falle, wartete auf das Unvermeidliche, die Explosion von Zorn, die gleich im Raum ausbrechen würde. Jeden Moment musste das Licht angehen, und dann hatten sie mich. Ich starrte die Türöffnung an und wartete.
    Und wartete.
    Keine Schritte. Aber der Korridor war mit Teppichboden ausgelegt. Schlichen sie sich auf Socken an? Was wollten sie? Wenn es der verärgerte Hausbesitzer war, worauf wartete er noch? Warum knipste er nicht einfach das Licht an und stellte mich zur Rede?
    Eine endlose Minute verstrich, dann noch eine. Ich drückte mich an die Wand und zwang mich, durch den Mund zu atmen, in die hohle Hand hinein. Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, und ich sah so gut, wie ich hier drinnen jemals sehen würde, jedenfalls bis die Sonne aufging. Wie spät war es? Ich musste stundenlang geschlafen haben, und die Morgendämmerung konnte nicht mehr weit sein. Immer wieder versuchte ich mich aufzuraffen, aufzustehen, wegzugehen, in einer Minute , aber je länger ich zögerte, desto steifer und verkrampfter wurden meine Beine. Eine mutigere Version meiner selbst versuchte, den inneren Schweinehund zu überwinden, doch dieser gewann immer wieder die Oberhand. Mein linkes Bein schlief ein. Mein Rücken wurde hart wie ein Brett. Ich wusste, dass jemand hier war. Ich hatte mir das Knirschen auf den Glassplittern in der Diele nicht eingebildet. Ich wollte schreien.
    Ich glaube, dass ich mehr als zwei Stunden so sitzen blieb. Aber es kam mir viel, viel länger vor, als ich endlich begriff, dass ich mich nur verrückt machte und niemand im Haus war. Oder jedenfalls längst wieder fort. Die lastende Stille war zurückgekehrt und hatte sich zu einer qualvollen Prüfung meiner Fähigkeit ausgedehnt, regungslos zu verharren. Nichts geschah. Ich war müde, so erschöpft, dass sogar die Angst, gefunden zu werden, davor verblasste. Nichts ergab hier einen Sinn. Mit Logik ließ sich nicht erklären, warum jemand – der Hauseigentümer, ein Cop, halbwüchsige Vandalen oder selbst Annette – so lange abwarten sollte, ohne in Aktion zu treten.
    Von einem Augenblick auf den anderen gab ich auf, seufzte tief und ließ langsam die Beine aus ihrer verkrampften Position gleiten. Es knackte in den Knien, und das Blut strömte in meine Füße zurück. Ich lehnte mich an die Wand und wischte mir mit einer Ecke der Decke mein Gesicht ab. Ich war sehr durstig und musste pinkeln. Ich

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