Ewig sollst du bueßen
hinter seinen Freunden zurück, während ihm Bilder von noch
mehr Playboy s durch den Kopf schossen. Andre bückte
sich, um der Sache nachzugehen. War es irgendein unerklärliches Gerät von
Victoriaâs Secret? Ein Spielzeug? Er zog an den ausgefransten Ecken des Lochs
und riss die Tüte auf. Das rosa Ding war das Shirt einer Lady. Eine kleine
braune Hand lag bewegungslos auf dem glitzernden Kleidungsstück. Und in dem
Shirt war immer noch eine Lady. Andre fing an zu schreien.
KAPITEL 10
Sobald Anna am Montagmorgen bei der Arbeit erschien,
spürte sie, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Jeder schien sie
anzustarren, als sie hereinkam, auf den Aufzug wartete, als sie den Flur zu
ihrem Büro entlangeilte. O Gott, dachte sie, sie wissen über Nick Bescheid. Nun
gut, sie hatte gewusst, dass sie sich damit würde auseinandersetzen müssen. Und
vermutlich war es heute so passend wie an jedem anderen Tag.
Als sie in ihr Büro trat, fand sie Carla Martinez vor, die in einer
Kiste ERLEDIGTE FÃLLE wühlte.
»Hallo, Carla«, begrüÃte Anna die Chefin der Abteilung für häusliche
Gewalt und Sexualverbrechen überrascht. Carla war noch nie in Annas Büro
gewesen. Keiner von Annas Fällen war wichtig genug, als dass die Chefin deshalb
vorbeikommen würde. O nein, dachte Anna, sogar Carla weià über Nick Bescheid.
Und trotzdem musste Anna das pfirsichfarbene Kostüm ihrer Chefin bewundern,
ihre Pumps und den perfekt frisierten brünetten Bob. Die Frau sah immer so aus,
als ob sie den Seiten eines Ann-Taylor-Katalogs entstiegen wäre. Annas
schwarzer Hosenanzug â der sich eben noch so professionell angefühlt hatte â
wirkte langweilig im Vergleich dazu.
»O Anna, es tut mir so leid«, sagte Carla. Ihre Chefin ging zu ihr
und umarmte sie. Anna nahm die Umarmung ihrer Chefin aufgewühlt und
durcheinander entgegen. Noch nie zuvor hatte Carla sie umarmt; sie schien nicht
der Typ dafür zu sein. Als Carla Anna loslieÃ, sah sie die Verwirrung auf dem
Gesicht ihrer Mitarbeiterin. »Oh, meine Liebe«, murmelte sie. »Sie haben es
noch nicht gehört. Anna, es tut mir leid, Ihnen dies sagen zu müssen: Laprea
Johnson wurde am Wochenende getötet.«
Anna saà unter Schock am groÃen Konferenztisch. Um sie
herum unterhielten sich Leute, doch sie nahm die Worte nicht wahr. Das ist
meine Schuld, dachte sie. Der Satz hörte nicht auf, ihr durch den Kopf zu
gehen. Das ist meine Schuld. Wenn
ich in diesem Fall einen besseren Job gemacht hätte,
wäre Laprea noch am Leben. Die arme Frau. Und
ihre armen Kinder. Was würde nun aus ihrem Leben werden? Jetzt war nicht nur
ihre Mutter nicht mehr bei ihnen, sondern sie war auch noch von ihrem Vater
getötet worden. Ihre Tragödie war unfassbar.
Anna befand sich im offiziellen Konferenzraum neben dem Büro des
US-Bundesstaatsanwalts. Es war der schönste Konferenzraum der ganzen Behörde,
mit allem aufgedonnert, was der Staat zu bieten hatte. Der Konferenztisch war
aus poliertem Stein und Holz, auf dem Boden lag ein flauschiger blauer Teppich;
eine amerikanische Flagge stand neben dem Siegel des US-Bundesstaatsanwalts an
der hinteren Wand. Im ganzen Raum hingen gerahmte Fotos von Washingtoner Sehenswürdigkeiten.
Etliche der Fotos zeigten touristische Ausflugsziele, die Nick und
Anna erst kürzlich besucht hatten. Anna fragte sich, ob Nick davon gehört
hatte. Sie versuchte sich vorzustellen, wie er sich fühlen mochte, wenn er die
Nachricht bekam, aber sie schaffte den mentalen Salto nicht. Die Verteidigerposition
war ihr zu fremd. Für eine Weile â als Laprea noch gesund und munter war â war
Anna in der Lage gewesen zu vergessen, dass sie und Nick so grundverschiedene
Sichtweisen einnahmen. Doch nun ging kein Weg mehr daran vorbei.
Ob Nick sich wohl für das Gewinnen des Falls noch schlechter fühlte
als sie, die ihn verloren hatte? Er hatte nur seinen Job gemacht, sie verstand
das, aber wegen Nicks Bemühungen war ein bösartiger Schläger auf freien FuÃ
gesetzt worden und hatte töten können. Anna hatte versucht, Dâmarco ins
Gefängnis zu bekommen, und trotzdem machte sie sich Vorwürfe. Wenn sie sich
selbst nicht vergeben konnte, dachte sie, würde sie Nick jemals vergeben
können? Sie wusste es nicht.
An dem langen Konferenztisch saÃen die hochrangigsten Mitglieder des
Büros. Joseph McFadden, der
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