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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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ist bisher nirgends aufgekreuzt. Ein paar Kollegen in der Behörde glauben, dass er wegen hoher Schulden geflohen ist und dann von seinem Gläubiger geschnappt und ermordet wurde. Sie sehen die Leiche irgendwo im Sumpf versenkt, aber das ist natürlich nur eine Vermutung. Ich kann Ihnen nicht sagen, was aus ihm geworden ist. Wir tappen im Dunkeln.«
    Wieder eine Sackgasse. Reed trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. »Können Sie mir sonst irgendwas über ihn sagen?«
    »Seine Akte liegt mir vor.« Reed hörte, wie Seiten umgeblättert wurden. »Seit er vierzehn ist, gerät er immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Nichts Schwerwiegendes, glaube ich. Die frühen Akten stehen mir nicht zur Verfügung, da er damals noch minderjährig war. Mit neunzehn war er an einem bewaffneten Raubüberfall beteiligt. Er hat seinen Freund verpfiffen, daraufhin Strafmilderung erhalten, seine Zeit abgesessen und ist vor ein paar Jahren wieder rausgekommen. Seitdem ist er anscheinend nicht wieder auf die schiefe Bahn geraten. Hat Arbeit als Vertreter für Reinigungsmittel gefunden und ist eine Beziehung mit einer Frau eingegangen, die er durch die Anonymen Alkoholiker kennen gelernt hat. Sie heißt… Moment… ja, Wanda Parsons. Bis Ende August war Lassiter ein mustergültiger Staatsbürger. Dann ist er verschwunden. Ist eines Abends einfach nicht nach Hause gekommen. Entweder ist er untergetaucht, oder er ist irgendjemandem vor die Flinte gelaufen. Seinen Wagen haben wir in der Nähe von Baton Rouge im Straßengraben gefunden. Keiner hat gesehen, was da passiert ist. Wir haben all seine Bekannten vernommen, seine Schwester eingeschlossen. Das war im Oktober. Niemand hat etwas von ihm gehört.«
    »Sie glauben, er wurde umgelegt?«
    »Ich weiß es nicht, aber hier in der Behörde geht man allgemein davon aus.«
    »Halten Sie mich auf dem Laufenden, falls sich etwas ergibt oder Lassiter aufkreuzt.«
    »Natürlich. Das gilt auch umgekehrt.«
    »Klar. Danke. Und grüßen Sie Montoya.«
    »Würde ich gern tun«, entgegnete Bentz, »aber ich habe ihn lange nicht gesehen. Hat sich beurlauben lassen.«
    »Kommt er denn zurück?«
    »Weiß nicht. Meine Hand würde ich dafür nicht ins Feuer legen.«
    »Falls Sie ihn sehen, sagen Sie ihm, er möchte mich anrufen«, bat Reed. »Mach ich.« Reed ließ seinen Kuli klicken und beendete das Gespräch. Er schaute aus dem Fenster, wo sich die Dämmerung allmählich über die Stadt legte. Wurde Vincent Lassiter ermordet? Stand das Verschwinden von Bobbi Jeans Bruder in einem Zusammenhang mit ihrem Tod? Würde er im nächsten Sarg Hegen, faüs, wie die E-Mail des Mörders androhte, weitere Tote folgen sollten? Oder war Lassiter absichtlich untergetaucht? Hatte er irgendwie mit den grotesken Morden zu tun?
    Während er seine Informationen über Lassiter in einer Datei notierte und seinen Aufzeichnungen zu dem Fall hinzufügte, spürte er mehr, als dass er es hörte, wie sich jemand näherte. Er warf einen Blick über die Schulter und sah Cliff Siebert im Türrahmen stehen, groß, durchtrainiert, mit kurz geschorenem Haar und der üblichen finsteren Miene. Siebert war ein junger Hüpfer, der sein Metier beherrschte, aber immer irgendwie sorgenvoll wirkte. Reed hatte noch nie erlebt, dass Siebert mit den anderen Detectives herumflachste. Seiner Meinung nach sollte er lernen, das Leben etwas leichter zu nehmen. Humor, und sei es auch schwarzer Humor, trug dazu bei, die Belastungen des oftmals harten Jobs zu mildern. »Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte Reed. »Könnten Sie mir Ihre Aufzeichnungen zum Grabräuber-Fall überlassen.«
    »Meine Aufzeichnungen?«
    »Ich bin für diesen Fall abgestellt worden. Als Morrisettes Partner.«
    »Tatsächlich?« Reed spürte, wie Arger in ihm aufstieg. »Ja.« Immerhin schien seine Entgegnung dem Jüngeren peinlich zu sein, er wandte seinen Blick rasch ab. »Morrisette hat alle Informationen.«
    »Aber Sie haben sich eigene Notizen gemacht. Die hat sie nicht.«
    Reed sah aus dem Augenwinkel den Monitor flimmern, mit seinen persönlichen Bemerkungen zu den Morden. »Aber sie hat alles, was für die Ermittlung nötig ist. Die Fakten.«
    »Ich denke eher an Ihre Intuition, wissen Sie … Ihre Eindrücke.«
    »Und Sie glauben, die hätte ich mir notiert?«
    »Das tut doch jeder.«
    »Ich schicke sie Morrisette«, sagte Reed, nicht bereit, dem jungen Detective auf die Sprünge zu helfen. Irgendetwas an Cliff Siebert störte Reed gewaltig, aber er hätte

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