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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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den Blick vom Eingang zu lösen dachte er an all die Verbindungen, die ihm während der vergangenen paar Tage eingefallen waren. Zwölf … Monate pro Jahr?
    Stunden pro Tag? Oder Stunden pro Nacht? Er biss sich auf die Unterlippe und kniff die Augen zusammen. Apostel?
    Geschworene in einer Jury?
    Sternzeichen?
    Inches pro Fuß?
    Eins, zwo, schnür meinen Schuh.
    Drei, vier, schließ die Tür.
    Fünf, sechs, heb auf den Steck.
    Und so weiter … Wie war das mit zwölf?
    Elf, zwölfe, grabe und wühle.
    War das richtig? Himmel, den alten Spruch hatte er schon lange vergessen. Wühle wonach?
    In diesem Fall nach Leichen in einem Sarg. Er konzentrierte sich auf diese Interpretation. Vielleicht steckte mehr hinter dem alten Abzählvers … vielleicht auch nicht. Der Mörder hatte sich dieser Verse jedenfalls in keiner seiner erbärmlichen Botschaften bedient. Eine Gruppe von sechs Sternsingern schritt vorüber und sang
Stille Nacht
.
    Weihnachtsbeleuchtung blinkte in den Büschen, die die Häuser einfassten. Männer in Weihnachtsmannverkleidung läuteten Glocken und sammelten an den Straßenecken für wohltätige Zwecke. Weihnachten. War es das womöglich? Die zwölf Tage der Weihnachtszeit?
    Sie begannen am 25. Dezember und dauerten bis zum 6. Januar, Epiphaneias – das glaubte er zumindest. Es war lange her, dass er die Sonntagsschule besucht hatte; seit seiner Kindheit in der Nähe von Dahlonega hatte er keinen Religionsunterricht mehr bekommen. Doch er war ziemlich sicher, dass er sich nicht täuschte.
    Wie lautete gleich das Weihnachtslied über die zwölf Tage? Zwölf Lords, die hüpfen, nein, falsch. Zwölf Trommler trommeln. Das war’s. Zwölf blöde Trommler. Aber was sollte das? Was hatten Trommler mit der Sache zu tun? Bevor er das Lied weiter analysieren konnte, entdeckte er Nikki Gillette, die mit einer schlanken Schwarzen, die Reed nicht kannte, durch die Glastür nach draußen trat. Unter dem Eingangsdach blieben sie stehen. Nikki schlug den Kragen ihres in der schmalen Taille eng gegürteten Regenmantels hoch, ihre Freundin spannte einen Schirm auf. Nikkis Züge wirkten sehr lebendig. Schön auf eine Art, die Reed aufstörte. Während der Wind ihr das rot-blonde Haar ins Gesicht wehte, unterhielt sie sich angeregt mit ihrer Kollegin. Gemeinsam liefen die Frauen zum Parkplatz und stiegen in ihre jeweiligen Autos ein. Der Jetta der Schwarzen entfernte sich rasch. Nikkis kleiner Subaru hingegen hatte anscheinend Startschwierigkeiten. Als der Wagen endlich ansprang, trat Nikki heftig aufs Gas und flitzte auf die Straße hinaus.
    Reed folgte ihr.
    Es fiel ihm nicht schwer, mit Nikkis silbernem Wagen mitzuhalten, und er gab sich auch keine Mühe zu verbergen, dass er ihr durch die engen Straßen bis zu ihrer Wohnung nachfuhr, durch die Altstadt, vorbei an großen herrschaftlichen Häusern mit erhöhten Veranden, hohen Fenstern und Verzierungen in Form von Girlanden und Kränzen. Ihr Kleinwagen holperte über Kopfsteinpflaster und Teerstraßen, bis sie in die Gasse hinter ihrem Wohnhaus einbog. Reed parkte seinen Wagen hinter ihrem und schaltete das Licht aus. Sie öffnete bereits die Tür. »Na so was! Detective Reed. Mein neuer bester Freund. Wissen Sie, jahrelang haben Sie nicht einmal auf meine Anrufe reagiert, und jetzt stehen Sie schon wieder leibhaftig vor mir. Sie meinten es wohl ernst, dass Sie mein persönlicher Leibwächter sein wollen, was?«
    »Ich meine so ziemlich alles ernst.«
    »Das ist mir auch schon aufgefallen. Aber vielleicht sollten Sie mal versuchen, etwas lockerer zu werden.« Sie zwinkerte ihm zu, und ein Wangengrübchen wurde sichtbar, was er äußerst anziehend fand. »Seien Sie nicht so verbissen.«
    »Ich werd’s mir zu Herzen nehmen.«
    »Ja, tun Sie das«, sagte sie ohne rechte Überzeugung, doch trotz der Dunkelheit bemerkte er, dass ihre Augen ein bisschen funkelten. Sie flirtete mit ihm.
    Schon der Gedanke an eine Affäre mit ihr verbot sich von selbst. Die Frau, die du anschmachtest, ist Nikki Gillette, Ronald Gillettes Tochter, ermahnte er sich. Eine übereifrige Reporterin, immer auf der Suche nach einem neuen Ansatzpunkt für eine Story.
    Sie stieß das Tor auf, und die alten Scharniere kreischten. »Detective Morrisette hat sich geweigert, mir Informationen über den Stand der Ermittlungen zu geben.«
    Siehst du? Hab ich’s nicht gewusst? Stets bei der Arbeit. Lass dich ja nicht auf sie ein!
    »Ich glaube, es gibt nichts Neues. Wir überprüfen noch die bisherigen

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