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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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einzuholen.
    »Mann, was für ein Scheißwetter«, knurrte sie. Es war bereits Nacht, Straßenlaternen schimmerten durch den dichter werdenden Nebel, nur gelegentlich tauchten Autoscheinwerfer auf.
    »Hör mal, Reed«, sagte Morrisette, als sie bei seinem Eldorado angelangt war, »ich habe nachgedacht, und ich fürchte, ich bin heute Morgen ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen.«
    »Stimmt.« Er hielt bereits den Schlüssel in der Hand. »Und jetzt bist du sauer, was?« Sie griff in ihre Handtasche, vermutlich auf der Suche nach einem Päckchen Marlboro. »Stimmt auch.« Er entriegelte die Tür, ohne auch nur in Morrisettes Richtung zu blicken. »Hey, ich mach nur meine Arbeit.«
    »Ich weiß.« Er öffnete die Tür, und die Innenbeleuchtung flammte auf. »Also, tu deine Arbeit. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.«
    »Mensch, Reed, seit wann bist du so dünnhäutig?« Sie war fündig geworden und schüttelte eine Zigarette aus dem zerknitterten Päckchen. »Du weißt doch, wie der Hase läuft.«
    »Wolltest du mir irgendwas sagen?«
    »Ja.« Ihr Feuerzeug klickte, sie hielt die Flamme an die Filterzigarette und sog kräftig daran. »Zunächst einmal: Wir haben in Nikki Gillettes Wohnung nicht viel gefunden. Keine Fingerabdrücke oder andere unumstößliche Beweismittel.« Morrisette stieß den Rauch aus. Er löste sich im dichten Nebel auf. »Sie hatte Recht. Tür und Fenster waren nicht aufgebrochen, also müssen wir davon ausgehen, dass der Einbrecher einen Schlüssel hatte – entweder hat er ihn anfertigen lassen oder von jemandem, der einen besitzt, gestohlen oder ausgeliehen, höchstwahrscheinlich von Miss Gillette selbst. Das Mikrofon, das wir in ihrem Schlafzimmer entdeckt haben, ist identisch mit den zweien in den Särgen, und wir überprüfen Läden und Händler, die diesen Elektronikscheiß führen, einschließlich der Online-Anbieter. Sämtliche Mikrofone sind schnurlos, irgendwie schick, das lässt darauf schließen, dass der Typ ein Technikfreak ist. Wir halten Ausschau nach jemandem, der mindestens drei von der Machart und Marke und die dazugehörigen Abhörgeräte gekauft hat.«
    »Gut.«
    »Das heißt also wohl, dass die Wohnungsdurchsuchung abgeschlossen ist. Wir haben rausgeholt, was möglich war.« Morrisette nahm einen Zug von ihrer Zigarette. »Siebert hat sie schon angerufen. Hat ihr grünes Licht gegeben. Sie kann wieder einziehen.«
    »Warum erzählst du mir das?«
    »Weil ich dachte, du würdest es gern wissen.« Sie zog eine Braue hoch und blies den Rauch durch die Nase aus. »Stimmt das etwa nicht?«
    »Doch.« Ein Streifenwagen fuhr auf den Parkplatz und blieb zwei Plätze von Reeds Cadillac entfernt stehen.
    »Und da ist noch etwas.« Reed bemerkte den angespannten Unterton, ahnte, dass sie schlimme Nachrichten für ihn hatte. »Die DNA-Ergebnisse über Barbara Jean Marx’ Kind liegen uns jetzt vor.«
    Seine Schultern spannten sich an.
    »Sie bestätigen den Bluttest.«
    »Großartig.« Er hatte das Gefühl, einen Tritt in den Magen erhalten zu haben. Nicht, dass er damit nicht gerechnet hatte, aber nun war es endgültig. Eindeutig. Ein Bluttest ließ noch Zweifel offen. Ein DNA-Test nicht. Morrisette sah ihn eindringlich an, blinzelte in die Dunkelheit. »Ich weiß, es sind leere Worte, aber es tut mir Leid.« Er verschob seitlich den Kiefer. Die kalte Luft umhüllte sein Gesicht.
    »Es ist schrecklich.« Morrisette schnippte ihre Zigarette aufs Pflaster. Die rote Spitze glomm noch eine Sekunde lang und verlosch dann leise zischend in einer Pfütze. Ein winziges Lichtlein. Blitzschnell ausgelöscht. »Halt die Ohren steif.« Ohne sich noch einmal nach ihm umzuschauen stapfte sie zurück zum Hintereingang des Gebäudes. Reed fühlte sich plötzlich allein. Innerlich ausgehöhlt. Er schob die Hände in die Taschen seines Regenmantels und blickte zum Himmel hinauf. Eine Wolkendecke hing über der Stadt. Eigentlich hätte er mehr empfinden müssen als diese quälende innere Leere, etwas wie ein Verlustgefühl. Aber wie kann man etwas verlieren, das man nie wirklich besessen hat?
    Das Kind war nicht geplant gewesen. Auch nicht gewünscht.
    Es hätte ihm das Leben maßlos erschwert, und doch … und doch überfiel ihn eine tiefe Niedergeschlagenheit, die nur durch Vergeltung gelindert werden konnte. Das zumindest vermochte er zu regeln. Er hatte vor, den Kerl zu fassen, der das getan hatte, und ihn für den Rest seines Lebens hinter Gitter zu bringen.
    Er setzte sich hinters

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