Ewig sollst du schlafen
Spuren.«
»Sie auch? Ich dachte, sie wären von dem Fall –«
»Lassen wir das«, schlug er vor. Sie gingen an einem Springbrunnen vorbei, der neben dem Stamm eines riesigen Magnolienbaums gurgelte.
»Da sind Sie ja!« Reed erkannte Fred Cooper, den Vermieter. Der unförmige Mann mit Falsettstimme huschte geschäftig um die Hausecke. Seine Nase war zu groß für sein Gesicht, seine rahmenlose Brille saß ein bisschen schief. Er erinnerte Reed an die Bilder von Humpty Dumpty, die er in seiner Kindheit bestaunt hatte. »Ich muss mit Ihnen reden.« Er schürzte die schmalen Lippen.
»Was gibt’s denn, Fred?« Nikki blieb auf der untersten Stufe stehen. »Detective Reed kennen Sie ja schon.« Er blieb wie angewurzelt stehen. »Ja. Ach so.« Der Mut verließ ihn offenbar. »Sagen Sie jetzt nicht, es gibt noch mehr Arger!«
Reed antwortete: »Ich habe Miss Gillette nur nach Hause begleitet.«
»Warum?«, fragte Fred beunruhigt, und sein Blick huschte durch den Vorgarten, als rechnete er damit, dass jeden Augenblick Leichen aus dem Erdboden hervorbrachen. »Glauben Sie, dass der Einbrecher noch einmal auftaucht? O mein Gott, das wäre das Schlimmste überhaupt. Wissen Sie, alle im Haus sind jetzt nervös. Ausgesprochen nervös.« Er rückte seine Brille zurecht und sah Nikki an. »Es gefällt ihnen nicht, dass Sie mit Ihren Artikeln die Aufmerksamkeit dieses Mörders, dieses Grabräubers, auf sich ziehen und damit auf unser Haus. Das macht den Mietern Angst.« Heftig gestikulierend wies er auf eine Wohnungstür. »Brenda Hammond im Erdgeschoss will sicherere Schlösser und noch mehr Riegel an den Fenstern, und Mrs. Fitz denkt daran umzuziehen. Können Sie sich das vorstellen?« Er rang aufgeregt die Hände. »Sie wohnt seit dreizehn Jahren hier, und jetzt will sie wegen dieser Sache fahnenflüchtig werden. Sie packt schon ihre Sachen.«
»Ich glaube nicht, dass der Kerl jemanden außer mir im Visier hat«, entgegnete Nikki ruhig, aber mit missbilligendem Gesichtsausdruck.
»Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Fred. »Glauben Sie denn wirklich, er hat es auf Sie abgesehen? Denn wenn das so ist, dann kommt er bestimmt zurück. Um Himmels willen, wir können doch nicht zulassen, dass sich ein Mörder auf dem Grundstück herumtreibt, der Sie womöglich … Oder … oder sonst wen!« Er war außer sich und wandte sich voller Angst Reed zu. »Lässt die Polizei Miss Gillette rund um die Uhr bewachen? Gibt es zusätzliche Kontrollen in diesem Bezirk?« Nervös warf er einen Blick auf die Straße, wo mehrere Autos parkten. »Die Polizei trifft alle notwendigen Maßnahmen.«
»
Notwendige Maßnahmen?
Was heißt das? Das ist doch nichts weiter als der gängige Spruch zur Beruhigung.« Er verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust. »Glauben Sie mir, Mr. Cooper, wir tun alles Menschenmögliche, um diesen Kerl zu schnappen. Ermahnen Sie ihre Mieter, vorsichtig zu sein, nicht allein nach draußen zu gehen und ihre Türen und Fenster verschlossen zu halten. Wer eine Alarmanlage hat, soll sie einschalten. Wer keine hat, sollte sich eine installieren lassen.«
»Und wer bezahlt das? Ich?« Cooper schüttelte den beinahe kahlen Kopf. Die grauenhafte Vorstellung, Geld ausgeben zu müssen, verdrängte seine Angst vor dem Mörder. Zumindest vorübergehend. »Moment mal.« Er erinnerte sich an das eigentlich e Thema. »Ach, du liebe Zeit! Sie glauben also tatsächlich, dass er zurückkommt!«
»Leider weiß ich nicht, was er zu tun gedenkt. Ich kann Ihnen nur raten, was ich jedem anderen in dieser Stadt auch nahe legen würde.«
»Schuld an allem sind Sie«, sagte Cooper und fixierte Nikki mit verkniffener Miene. Er presste die Lippen so fest aufeinander, dass sie weiß wurden. »Ich habe Sie schon mal gewarnt, als sie Ärger mit dem kleinen Sellwood hatten.«
»Das war allein mein Fehler.« Langsam wurde sie wütend. Reed ahnte, dass ein handfester Streit bevorstand, noch bevor er zum Ausbruch kam.
»Aber er hat Sie bedroht. Seitdem frage ich mich, ob er sich vielleicht rächen will. Durch irgendeine Unverschämtheit. Oder Gemeinheit. Oder … oder durch etwas Grauenhaftes. Mich hätte es nicht mal gewundert, wenn er es Ihnen heimzahlen würde, indem er das ganze Haus abfackelt.«
»Fred«, sagte Nikki und hob, um Beherrschung ringend, eine Hand. »Sie machen sich zu viele Sorgen.«
»Und Sie machen sich nicht genug Sorgen. Die Sache ist ernst, Nikki. Ich kann nicht zulassen, dass sämtliche Mieter Angst vor
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