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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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glättete die Seiten sorgfältig auf der Tischplatte. Reed erkannte Kopien von den Briefen, die der Mörder an sie gerichtet hatte.
    Er rückte näher heran, und ein Hauch von ihrem Parfüm stieg ihm in die Nase. »Schauen Sie sich das an. Zwei der Botschaften sind primitiv.
    Simpel.« Sie deutete auf die ersten zwei, die sie erhalten hatte. »Sie sind so etwas wie eine Warnung: ›Pass auf, Gillette. Gib gut Acht. Ich habe etwas vor. Etwas Großes.‹ Sie erinnern mich an das Gehabe eines kleinen Kindes, das ins Wasser springt und seinen Eltern zuruft: ›Seht her, was ich kann!‹« Sie legte die zwei Bögen beiseite. Die Worte HEUTE NACHT und ES IST VOLLBRACHT hoben sich deutlich von dem weißen Untergrund ab. »Vermutlich beziehen sich beide auf einen Mord, wahrscheinlich auf den zweiten. Aber die nächste Nachricht, die ich bekommen habe« – sie griff nach dem letzten Blatt –, »ist schon komplizierter. Sie unterscheidet sich erheblich von den vorherigen. Sie ist verfasst wie ein Abzählvers, im gleichen Stil wie die, die Sie erhalten haben. Stimmt’s?«
    »Ja«, bestätigte er, betrachtete die Blätter und hörte ihren Ausführungen zu.
    »Da herrscht ein anderer Ton, es ist ein bedeutsamer Hinweis: Werden es noch mehr? Vor Nummer zwölf kann kein Mensch sicher sein.‹« Sie tippte mit dem Finger auf den Spruch. Jennings sprang auf den Tisch und begann, sich zu putzen. Ohne sich ablenken zu lassen setzte sie ihn auf den Boden. »Es geht nicht so sehr um Prahlerei wie in den ersten Botschaften. Nein, es soll ein Tipp sein, beinahe eine Herausforderung an mich, das Rätsel zu lösen. Genau wie die Botschaften an Sie. Beachten Sie die dritte Zeile: ›Kein Mensch kann sicher sein.‹« In äußerster Konzentration zog sie die Brauen zusammen, nagte an der Unterlippe und dachte laut: »Ich schätze, dass diese Nachricht nach der an Sie gelesen werden soll. Aber warum wiederholt sich die Zeile Werden es noch mehr‹? Diese Frage hatte er Ihnen schon gestellt. Und beachten Sie ›kein Mensch‹. Zwei Wörter. Nicht ›niemand‹ oder ›keiner‹.«
    Sie blickte fragend zu ihm auf, und es machte klick. Er ging im Kopf die Botschaften durch, die er erhalten hatte.
TICK TACK,
DER ZEIGER GEHT WEITER.
ZWEI IN EINS, EINS UND ZWEI.
    Dann:
EINS, ZWEI, DREI, VIER …
DU WÜSSTEST WOHL GERN,
WIE VIELE NOCH KOMMEN?
    Und schließlich:
JETZT HABEN WIR NUMMER VIER.
EIN DRITTEL ERLEDIGT,
WERDEN ES NOCH MEHR?
    »Die Botschaften bestehen allesamt aus zwölf Wörtern«, sagte er, »einschließlich der, die Sie bekommen haben. Deshalb stimmt der Rhythmus nicht immer, und darum wird die letzte Zeile von meiner Botschaft in Ihrer wiederholt.«
    »Genau!« Ihr Gesicht war ernst, doch ihre Augen blitzten erwartungsvoll, und er bemerkte die goldenen Sprenkel in ihrer dunkelgrünen Iris. »Ich habe die Nachricht an mich so interpretiert, dass am 12. Dezember etwas passiert, und das könnte tatsächlich richtig sein. Verstehen Sie, der zwölfte Monat, der zwölfte Tag. Aber eigentlich will der Mörder, dass wir beide Botschaften zusammenlegen, wodurch eine völlig andere Bedeutung entsteht. Ihre Hälfte enthält überhaupt keinen Hinweis auf ein Datum, aber indem er angibt, dass mit vier Toten ein Drittel erledigt ist, erfahren wir, dass er zwölf Opfer vorgesehen hat und dass wahrscheinlich beide Leichen in den Särgen Teil des Gesamtplans sind.«
    »Er hat Thomas Massey und Pauline Alexander nicht umgebracht.«
    »Aber er hat sie aus einem ganz bestimmten Grund ausgewählt.«
    Reed pflichtete ihr bei. »Und aus welchem?«
    »Ich weiß es nicht, aber mir kommen immer wieder die Apostel in den Sinn. Einmal Thomas, dann Roberta Peters, das könnte für Petrus stehen. Pauline für Paulus, Barbara Marx, wie Markus, das sind beides Apostel im Sinne von Verkündigern der Botschaft Jesu. Kann es sein, dass er Leute umbringt, die seiner Meinung nach in irgendeiner Form die Anhänger Jesu repräsentieren?«, überlegte sie mit gefurchter Stirn. »Vielleicht wählt er die bereits Toten in den Särgen wegen der Namen aus.«
    Möglich wäre es, dachte er, aber weiß Gott nicht hieb- und stichfest.
    »Er will beweisen, dass er klüger ist als alle anderen, insbesondere klüger als die Polizei. Deshalb fordert er Sie heraus und prahlt mir gegenüber mit seinen Taten. Ich bringe ihn in die Zeitung, und Sie hat er ausgeguckt, weil Sie den Montgomery-Fall im letzten Sommer gelöst haben und damit ein würdiger Gegner sind. Vielleicht hat er nicht

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