Ewig sollst du schlafen
dann in die Schublade, die seine Souvenirs enthielt. Seide und Spitze rieselten durch seine Finger.
Sein Glied wurde steif.
Jeden Moment würde er kommen.
Nikki hatte das Gefühl, langsam, aber sicher den Verstand zu verlieren. Sie hatte noch nichts gehört. Stunden waren vergangen, und Nikki war müde. Sie hockte vor dem kahlen Schreibtisch, den man ihr im Kommissariat zugewiesen hatte. Nach stundenlangem Jaulen hatte sich Mikado schließlich zu ihren Füßen zusammengerollt. Nikki versuchte, Simones Familie und Freunde zu erreichen. Ein großer, tüchtig wirkender Beamter namens Willie Armstrong saß so nahe bei ihr, dass sie sich fragte, ob er als ihr Babysitter abgestellt worden war und verhindern sollte, dass sie Schwierigkeiten machte. Offenbar war ihr Ruf so schlecht, doch es war ihr gleichgültig. Die Zeiger der Uhr zählten die Minuten und Stunden, und von Reed kam keine Nachricht. Was hatten er und Detective Morrisette in Chevaliers Wohnung aufgestöbert? Wenn sie Simone gefunden hätten, dann hätten sie doch sicher angerufen. Aber dieses Glück war ihr nicht beschieden. Das Herz schwer von Sorge, lähmende Bilder von dem Grauen im Kopf, das ihre Freundin womöglich gerade durchlebte, beobachtete sie das geschäftige Treiben im Inneren einer Polizeiwache. Obwohl schon tiefe Nacht herrschte, kümmerte sich die Dienst habende Mannschaft um den Fahndungsbefehl und ließ Kopien von Chevaliers Foto verteilen. Nikki hatte inzwischen mit einigen Verwandten und Freunden von Simone gesprochen. Ihre Eltern waren nicht zu Hause, aber vielleicht war das auch besser so. Warum sollte Nikki sie beunruhigen, bevor sie nicht Genaueres wusste? Endlich vernahm sie Schritte sowie Reeds Stimme auf dem Flur. So lächerlich es auch sein mochte, ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Abrupt sprang sie auf und lief hinaus, aber als er mit finsterer Miene am Kopf der Treppe erschien, hielt sie wie erstarrt mitten in der Bewegung inne. »Haben Sie sie gefunden?«
»Nein.«
Morrisette war bei ihm. »Keine Spur. Nicht von ihr und nicht von Chevalier.«
»Er war nicht zu Hause?«
»Nein. Er ist auch nicht in der Videothek aufgetaucht, in der er arbeitet. Wir haben das überprüft. Und das kommt nicht in die Zeitung, verstanden?«, betonte Morrisette. Reed fragte: »Haben Sie etwas herausfinden können?«
»Nein. Seit ihrem Besuch in dem Restaurant hat sie offenbar niemand mehr gesehen.«
»Mist.«
Morrisettes Handy klingelte, und sie angelte es aus ihrer Tasche. Nikki und Reed gingen in dessen Büro hinüber. »Er hat sie in seiner Gewalt, stimmt’s?«, wollte sie wissen. Sie blieb am Fenster stehen und sah hinaus in die Dunkelheit. Mikado war aufgewacht und winselte zu ihren Füßen. »Ich weiß es nicht. Es steht noch nichts fest.«
»Aber Sie glauben es.«
»Ich könnte mich irren.«
»Ja, klar.« Sie beugte sich hinab und nahm Simones Hündchen auf den Arm. »Und der Papst könnte plötzlich heiraten.«
Sie massierte ihren verspannten Nacken. »Wir müssen einen Weg finden, sie aufzuspüren. Bevor es zu spät ist.« Doch sie wusste, dass es wahrscheinlich längst zu spät war, dass Simones Sanduhr höchstens noch ein paar Körnchen Sand enthielt.
Morrisette beendete ihr Gespräch und betrat den Raum. »Die Kollegen kümmern sich um alles. Ich habe mich vergewissert. Der Fahndungsbefehl ist herausgegangen, und falls sich etwas tut, rufen sie mich oder Siebert an.«
»Wo ist er?« Nikki kraulte Mikado hinter den Ohren. »Auf dem Weg hierher. Er war den ganzen Tag über in Dahlonega – sagt, er hätte mir eine Nachricht hinterlassen, die ich allerdings nicht erhalten habe. Hat mit dem Jungen geredet, der den Mörder gesehen hat, doch der konnte Chevalier nicht identifizieren. Sagt, er würde den Mann nicht mal erkennen, wenn er vor ihm stünde.« Sie zuckte mit den schmalen Schultern. »Wer weiß, ob der Junge nicht lügt? Siebert ist der Meinung, er hat zu viel Angst davor, dass ihm was zustoßen könnte. Und der Alte war nicht sehr kooperativ, der glaubt, sein Junge hätte da eine Story, für die irgendein Käseblatt bezahlen würde … Mensch, vielleicht kann hier der
Sentinel
auf den Plan treten.«
»Wir zahlen nicht für Nachrichten«, brauste Nikki auf. Morrisette schnaubte durch die Nase, öffnete ihre Tasche und kramte darin herum. »Nein, ihr wühlt nur den Schlamm auf, hetzt die Leute auf und steht im Weg herum.« Nikki wollte protestieren, doch Morrisette schnitt ihr das Wort ab. »Und lassen Sie mich
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