Ewig sollst du schlafen
nahm einen letzten Zug aus ihrer Zigarette. Cliff Siebert lehnte an der Beifahrertür. Reed fiel bei der Neuigkeit in sich zusammen. Ahnte bereits, dass das Opfer Simone Everly war. Wusste, dass es Nikki sehr hart treffen würde. »Letzte Nacht wurde an einem Grab manipuliert.«
»Verdammt.« Reeds Kiefer schmerzte.
»Hey, er hat nichts mit dem Fall zu tun«, erinnerte Siebert sie mürrisch. »Fahren wir los.«
»Augenblick mal, Freundchen.« Morrisette wirkte sauer und unendlich müde. Sie schnippte ihre Kippe in eine Pfütze, wo sie leise zischend verlosch. Dieser Fall ging ihr an die Nieren, wie eigentlich alle anderen auch. »Wir haben noch ein bisschen Zeit. Die Zentrale hat bereits einen Wagen hingeschickt, und Diane Moses’ Leute sind auf dem Weg, nicht wahr?«
»Ja, aber das hier ist
unser
Fall.«
»Wir können gleich starten. Geben Sie mir noch eine Minute.« Morrisette schlug die Fahrertür des Streifenwagens zu, und der jüngere Polizist ließ sich auf den Beifahrersitz sinken. »Übereifriger Idiot«, knurrte sie und trat zu Reed. »Hör zu, wir wissen noch nichts Genaues, aber es liegt nahe, dass sich Simone Everly in diesem Sarg befindet. Vielleicht möchtest du mitkommen und dann, falls sich der Verdacht als richtig erweist, Nikki Gillette persönlich benachrichtigen.
Ich weiß, sie waren eng befreundet, und – o verdammt, ich muss los. Gestern Abend habe ich ihr ganz schön zugesetzt, und es wäre wohl besser, wenn du –«
»Lass uns keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
»Wie stehen die Chancen, dass es jemand anders ist?«, fragte Morrisette.
Reed wollte darauf nicht antworten. »Wir treffen uns auf dem Friedhof«, sagte er, und im selben Moment klingelte sein Handy. Die Nummer auf dem Display verriet ihm, dass Nikki ihn anrief.
Oder jemand, der ihr Handy an sich gebracht hatte. Seine Eingeweide zogen sich zusammen. »Reed«, meldete er sich, während Morrisette in den Streifenwagen stieg und vom Parkplatz fuhr.
»Gott sei Dank … Pierce … Er hat wieder Kontakt zu mir aufgenommen«, stieß sie so atemlos hervor, dass er sie kaum verstand.
Natürlich wusste er, wen sie meinte. »Wie?« Er war bereits auf dem Weg zu seinem Eldorado.
»Ich habe ein Päckchen gefunden. Eine Kassette … mit Simones Stimme! Er hat sie umgebracht. Das verfluchte Schwein hat sie lebendig begraben und mir die Aufzeichnung geschickt.« Sie schluchzte. Hatte offenbar einen Schluckauf und schniefte.
»Wo bist du?« Das Handy am Ohr zückte er seinen Schlüssel und ließ den Motor an. »In irgendeiner Nebenstraße. Nicht weit von meiner Wohnung entfernt.« Sie nannte ihm den Namen der Querstraße und die Hausnummer des Hauses, vor dem sie parkte.
»Bist du in Sicherheit?«
»Wie meinst du das?«
»Ist dir jemand gefolgt?« Er fädelte sich in den fließenden Verkehr ein.
»O Gott«, flüsterte sie. »Ich weiß es nicht.«
»Verriegle die Türen und bleib am Telefon. In zehn Minuten bin ich bei dir.«
»Gut.«
Er schaffte es in sieben Minuten, und Nikki war in ihrem ganzen Leben noch nie so froh gewesen, jemanden zu sehen. Sie stieß die Wagentür auf und warf sich in seine Arme. »Dieser Schweinehund. Dieser verdammte Schweinehund hat sie umgebracht.« Sie wollte in seinen starken Armen versinken, die Welt um sich herum vergessen, voller Sehnsucht nach Trost.
»Schsch«, flüsterte er in ihr Haar. Regentropfen fielen vom grauen Himmel. Reed hielt Nikki fest, eng an sich gedrückt. »Ich bin bei dir.«
Für einen Moment genoss sie die Umarmung. Dann hörte sie erneut Simones Schreie, und sie schauderte. Versuchte, die entsetzlichen Laute aus ihrer Erinnerung zu löschen. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie Simone nicht mehr helfen würde, wenn sie jetzt zusammenbrach, und trotzdem drohte der Schmerz sie zu überwältigen. »Er hat die Kassette in meinen Wagen gelegt«, sagte sie schließlich schniefend und hob den Kopf, um Reed anzuschauen. Sie sah die tiefen Sorgenfalten auf seinem Gesicht. »War der Wagen abgeschlossen?«
»Nein, aber vielleicht habe ich es vergessen … Ich weiß
nicht… Aber er war ja schon einmal in meinem Wagen und hat mein Handy gestohlen.«
»Besitzt du einen Ersatzschlüssel?«
»Nein … oder doch, ja. Vorjahren habe ich einen bei meinem Vater hinterlegt, zusammen mit den Wohnungsschlüsseln. Du weißt schon, für alle Fälle.«
»Sonst hat niemand einen?«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Simone?«
Als sich Nikki Simones schicken BMW" vorstellte, schnaubte sie
Weitere Kostenlose Bücher