Ewig sollst du schlafen
hartgesottene Polizist, am Morgen die Haushaltsfee.«
Er verschluckte sich beinahe an seinem Kaffee. »Ja, das bin ich, eindeutig.«
»Du könntest Geld damit machen.«
»Vielleicht bleibt mir bald gar nichts anderes übrig«, gestand er. »Nach diesem Fall bin ich wahrscheinlich meine Dienstmarke los.«
»Der Verlust für die Polizeibehörde ist ein Gewinn für Merry Maids«, witzelte sie, sich auf eine lokale Agentur für Haushaltshilfen beziehend. Vorsichtig trank sie einen Schluck. Der Kaffee war heiß und stark.
»Solange du das nicht in der Zeitung bringst.«
»
Ich?
«, spottete sie und legte eine Hand aufs Herz. »Nie im Leben!«
»Ja, klar.« Er leerte seine Tasse, goss den Satz in den Ausguss und zog sich Socken und Schuhe an. »Es hat Spaß gemacht, aber die Pflicht ruft.« Er stopfte sein Hemd in die Hose, schob einen Arm durch das Halfter und griff nach seiner Jacke.
»Halt mich auf dem Laufenden«, bat sie. »Ich meine falls du etwas über Simone erfährst.«
»Mach ich.« Er ging zur Tür, drehte sich jedoch hastig noch einmal um und räusperte sich. »Wegen gestern Nacht …«
»Lass gut sein.« Sie hob eine Hand und sagte: »Vergessen wir’s einfach.«
Er spürte, wie langsam ein Lächeln auf seine Lippen trat. »Der Ordnung halber sollten wir noch eins erledigen.«
»Was?«
Obwohl er wusste, dass er wahrscheinlich einen Fehler machte, den er für den Rest seines Lebens bereuen würde, ging er auf sie zu, nahm ihr den Becher aus der Hand, legte einen Arm um ihre Taille und zog sie fest an sich. »Was tust du –«
Er küsste sie ungestüm. Damit kein Zweifel mehr daran bestand, was er für sie empfand. Sie wollte protestieren, doch dann wurden ihre Lippen unter seinen weich, und sie schlang die Arme um seinen Nacken. Schließlich löste er seinen Mund von ihrem. »Sind wir uns jetzt einig?« Mit einem verhangenen Blick aus ihren grünen Augen schaute sie zu ihm auf. »Und wie, Detective. Und wie.«
Sylvie Morrisette trat auf dem Weg zur Arbeit aufs Gaspedal ihres Kleinwagens und raste um eine Kurve. Sie hatte gerade die Kinder vor der Schule und der Vorschule abgesetzt. Ausnahmsweise einmal waren ihre Tochter und ihr Sohn beide gesund und litten offenbar nicht unter dem Mangel an »Spielzeit« mit ihrer Mutter. Glücklicherweise sprang Bart, ihr arbeitsloser, bankrotter Vater, momentan als Betreuung ein, und dafür war Sylvie dankbar. Er schien zumindest zu begreifen, dass Morrisette Unmengen an Überstunden würde ableisten müssen, bis der Grabräuber hinter Schloss und Riegel saß.
Sie vermisste die Zusammenarbeit mit Reed. Cliff Siebert war ein Weichei und Hitzkopf. Ziemlich intelligent, aber irgendwie gestört. Morrisettes Freundin Celia hatte einmal behauptet, alle Männer seien ernstlich gestört, das läge in der Natur der Dinge, doch nach Sylvies Auffassung war das noch untertrieben. Sie waren rettungslos gestört. Basta. Reed war der beste Beweis dafür. Was zum Teufel dachte er sich eigentlich? Sie schob ihre Lieblings-CD in den Player und drehte den Bass auf. Sofort erfüllte Countrymusik den Wagen. Wie kam Reed bloß dazu, sich mit Nikki Gillette einzulassen? Er konnte es tausendmal abstreiten, Morrisette hatte längst erkannt, was los war. Seit sie die beiden am Vorabend zusammen gesehen hatte, war für sie die Sache klar. Der Kerl brachte sich bis zum Hals in Schwierigkeiten. Hatte er denn aus seiner Affäre mit Bobbi Jean Marx nichts gelernt? Morrisette drückte den Zigarettenanzünder und bremste vor einer gelben Ampel, die im Begriff war, auf Rot umzuspringen. Sie hatte Pierce Reed nie für einen Dummkopf gehalten, doch da hatte sie sich anscheinend getäuscht, wie sie jetzt erkannte. Sie griff nach ihren Marlboro Lights und Klopfte eine Zigarette aus dem Päckchen. Wenn es um Frauen ging, dachte Reed mit seinem Schwanz. Der Zigarettenanzünder klickte, und sie steckte sich die Zigarette an. Kurz darauf sprang die Ampel auf Grün.
Ihr Handy klingelte. »Toll. Lass mir zwei Sekunden Zeit, ja?«, knurrte sie, drehte die Musik leise, angelte nach dem Handy und klappte es auf. »Detective Morrisette.«
»Wo sind Sie?« Cliff Siebert.
»Auf dem Parkplatz. Bin in einer halben Minute oben.«
»Das können Sie sich sparen«, entgegnete er. »Ich habe gerade einen Anruf vom Friedhofswärter vom Peltier Cemetery bekommen.«
»Sagen Sie nichts. Unser Freund hat wieder zugeschlagen.«
»Genau. Eine Einheit ist schon unterwegs, und Diane Moses ist
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