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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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Frauenstimme durch die Küche.
    »Hallo! Ich bin’s bloß.« Es war Bobbi selbst. Reed zuckte heftig zusammen. »Wetten, dass du das nicht erwartet hast?« Himmel, was redete sie da? »Ich treffe mich gleich mit ihm, aber ich habe vergessen, Deo und Trockenshampoo zu kaufen. Ich wollte mein neues Handy testen. Das hier also nur zur Erinnerung. Cool, was?« Sie lachte, amüsierte sich über sich selbst, und Reed lief bei der Erinnerung an dieses heisere Kichern eine Gänsehaut über den Rücken. Es war, als ob sie noch lebte.
    Hatte sie jemanden angerufen, der sich in ihrem Häuschen aufhielt, oder hatte sie die Nachricht für sich selbst hinterlassen? Und wen meinte sie mit »ihm«? Jerome Marx? Einen neuen Freund?
    Weitere Nachrichten waren nicht aufgezeichnet. Reed brachte das Gerät in den ursprünglichen Zustand, sodass die beiden wortlos abgebrochenen Anrufe wie auch Bobbis Nachricht als ›neu‹ angekündigt wurden, und verließ das Haus. So wie er es wohl ein Dutzend Mal getan hatte.
    Pierce Reed war der Schlüssel.
    Nikki wusste es und erinnerte sich sofort daran, als am nächsten Morgen ihr Radiowecker losdröhnte. Sie hatte einen Tag und eine Nacht nutzlos in Dahlonega verbracht, in Reeds Vergangenheit gestöbert, versucht, eine Verbindung zwischen ihm und dem Grab oben am Blood Mountain zu finden, aber ohne Erfolg. Was für eine Verschwendung von Zeit und Energie! Sie brachte den verdammten Wecker zum Schweigen und setzte sich seufzend auf die Bettkante. Erst vor knapp drei Stunden war sie nach stundenlanger Autofahrt zwischen die Laken gekrochen. Es fühlte sich an, als knirschte Sand unter ihren Augenlidern, ihr Kopf schien wie in Watte gepackt, und sie bewegte ihn hin und her, um die Verspannungen im Nacken zu lockern. Kein gutes Zeichen. Sie griff nach der Fernbedienung und schaltete die Lokalnachrichten ein. Genau in diesem Moment hob Jennings, ihre getigerter Kater, das faulste Geschöpf auf der ganzen Welt, träge den Kopf. Auf dem Kissen neben ihrem reckte er sich, gähnte und zeigte seine nadelspitzen Zähne und seine raue rosa Zunge. Nikki tätschelte gedankenverloren seinen flauschigen Kopf und starrte auf den Bildschirm.
    Das Grab mit den zwei noch nicht offiziell identifizierten Leichen war noch immer der Renner. Auf jedem Kanal. Was hatte Reed damit zu tun?
    Nur, weil er bei der Aufklärung des Montgomery-Falls jede Menge Schlagzeilen gemacht hatte, wurde ein Bulle aus Savannah doch nicht per Hubschrauber mehr als dreihundert Meilen weit in die Wälder im nördlichen Georgia geflogen? Nein, es gab einen Grund, warum man Reed in diese Sache hineingezogen hatte. Nikki musste ihn nur noch herausfinden. Sie schlurfte in die Küche, gab Espressopulver und Wasser in die Kaffeemaschine und ging ins Bad, wo sie sogleich die Dusche einschaltete. Während die Leitungen in dem alten Haus ächzten und sich das Wasser erhitzte, schlüpfte sie zurück ins Schlafzimmer und schaltete auf die landesweiten Nachrichten um. CNN hatte die Story ebenfalls aufgegriffen, doch hier ging sie in Problemen im Mutieren Osten und den Urlaubsreiseplänen des Präsidenten unter. Sie schaltete zurück zu den Lokalnachrichten und kam nach einer Weile zu dem Schluss, dass der Sheriff von Lumpkin County wohl noch keine weiteren Informationen freigegeben hatte. Sie wollte diese Story.
    So sehr, dass sie es auf der Zunge schmeckte. Irgendwie ahnte sie, dass sie sich besser beeilen sollte, daher duschte sie in Windeseile und hoffte, dass die heißen Wasserstrahlen die Watte aus ihrem Kopf und die Schmerzen aus ihren Muskeln vertrieben. Doch der Wasserdruck im Obergeschoss dieses vorsintflutlichen Hauses wirkte nicht unbedingt belebend. Sie nahm sich nur knapp zehn Minuten Zeit für Make-up und Haarstyling, zupfte ihre rötlich blonde Mähne bloß kurz zurecht und stöhnte innerlich auf, als sie die dunklen Ränder unter ihren Augen erblickte, die sich nicht einmal mit großzügigsten Mengen von Schminke kaschieren ließen. Nicht so wichtig.
    »Wen stört’s?«, wandte sie sich an Jennings, der den Sprung auf das Waschbecken geschafft hatte und ihr bei der Morgentoilette zusah. »Hunger?«
    Er hüpfte vom Rand des Waschbeckens und stolzierte in Richtung Küche.
    »Schätze, das heißt Ja. Ich bin gleich bei dir.« Sie zog eine schwarze Hose an, dazu ein langärmliges T-Shirt und eine Jacke. Als sie sich den Riemen ihrer Tasche über die Schulter warf, dachte sie bereits wieder über den Blickwinkel ihrer Story nach und

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