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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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hat dort drüben geparkt« – sie wies auf die Zubringerstraße – »und ist dann entweder über den Zaun gestiegen, oder er hatte einen Schlüssel. Das Schloss war nämlich intakt. Er muss die Frau getragen haben, also dürfte es sich um einen großen oder zumindest kräftigen Kerl handeln. Keine Schleifspuren, nicht einmal brauchbare Fußabdrücke, die wir ausgießen könnten, der Regen hat seins dazu getan. Auf jeden Fall hat der Täter seinen Parkplatz klug ausgewählt, denn von der Hauptstraße her wäre er zu gut zu sehen gewesen. Später wissen wir mehr, wir informieren Sie dann.«
    »Danke«, sagte Reed.
    »Keine Ursache.« Sie gingen zurück ins Zelt, und Diane Moses wandte sich dem Polizeifotografen zu. »Haben Sie alles, was Sie brauchen? Ich möchte Aufnahmen von dem gesamten Areal und vom Sarg und seinem Inhalt …«
    »Gehen wir«, sagte Reed zu Morrisette, die sich offenbar wieder gefasst hatte. »Wir kriegen später die Berichte. Aber ich glaube, ich sollte den Brief, der heute angekommen ist, besser Okano vorlegen.«
    »Sie reißt dir den Kopf ab, wenn sie erfährt, dass du hierher gefahren bist.«
    »Ich habe mich lediglich im Wagen mitnehmen lassen«, erwiderte er, als sie durch das Gras stapften. »Das wird sie dir auch abnehmen.«
    Er zuckte mit den Schultern und spürte, wie der Regen ihm in den Kragen rann. Der Friedhof war nicht sonderlich gepflegt, die meisten Gräber waren etwa hundert Jahre alt, nur wenige, unter ihnen Thomas Masseys, waren jüngeren Datums. Der Rasen war von Unkraut durchsetzt, die Sträucher wirkten verwildert. Warum hatte der Mörder diesen Friedhof ausgesucht? Hatte es eine Bedeutung, oder war es Zufall? Und was war mit dem Grab? Hatte der Mörder Thomas Masseys letzte Ruhestätte ausgewählt, weil sie günstig gelegen war, oder wollte er damit etwas aussagen?
    Reed blickte finster zum bedrohlich dunklen Horizont hinüber. Schwarze Wolken trieben über Kirchturmspitzen, hohe Palmen und Bäume hinweg. Warum war Roberta Peters, ganz im Gegensatz zu Barbara Jean eine ältere Frau, dem Mörder als Zweite zum Opfer gefallen? Morrisette ging an seiner Seite. Die Spitzen ihrer Schlangenhautstiefel waren nass von Gras und Regen. Als sie sich dem Haupttor näherten, spürte er die Anwesenheit der Reporterhorden und der Schaulustigen, die sich hinter der Absperrung angesammelt hatten, geradezu. Erst dann sah er sie.
    »Detective Reed! Können Sie uns sagen, was da los ist?«, fragte eine Männerstimme. »Ich kann zu diesem Zeitpunkt nichts zum Stand der Ermittlungen sagen«, antwortete Reed automatisch und strebte auf den Streifenwagen zu.
    »Handelt es sich um einen weiteren Grabräuber-Fall?« Reed erkannte die Stimme. »Grabräuber?«, wiederholte er, hob den Blick und entdeckte Nikki Gillette ganz vorn in der Mitte, wie immer begierig auf eine Story. Ihr rot-blondes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, der jetzt troff vor Nässe, ihre Augen blitzten, die Wangen waren vor Kälte gerötet. In ihrer übergroßen Jacke, der Jeans und den Turnschuhen wirkte sie jünger und keineswegs wie eine Gegenspielerin. Er merkte erneut, dass er sie unter anderen Umständen anziehend gefunden hätte. Heute jedoch war sie nichts weiter als eine aufdringliche Journalistin, eine regelrechte Landplage. In einer Hand hielt sie einen Rekorder, in der anderen Stift und Notizblock. Das Papier war aufgeweicht, vom Stift tropfte das Wasser. Der Regen wurde von Minute zu Minute stärker. Trotzdem war sie eifrig wie immer. »Ist das die Tat desselben Kriminellen, der eine Frau in einen Sarg gesteckt und diesen oben am Blood Mountain begraben hat?«, fragte sie.
    »Es ist noch zu früh, um das mit Sicherheit beurteilen zu können.«
    »Und was meint der Gerichtsmediziner?«, drängte Gillette, die so schnell nicht aufgab. »Ich werde bestimmt nicht spekulieren oder etwas sagen, was die Ermittlungen gefährdet.« Er brachte ein dünnes, gereiztes Lächeln zustande.
    »Das kann doch kein bloßer Zufall sein.« Nikki ließ sich nicht beirren. Aber das tat sie ja nie. Andere Reporter schossen nun ebenfalls ihre Fragen ab. »Wir haben gesehen, dass Sie gegraben haben. Ist ein weiterer Sarg entdeckt worden?«, wollte Max O’Dell, sein Mikrofon schwingend, wissen.
    »Haben Sie einen leeren Sarg gefunden?«, fragte ein anderer. »Oder wieder einen Sarg mit zwei Leichen?«
    »Bitte lassen Sie uns unsere Arbeit tun.« Reed kämpfte um seine Beherrschung. »Ihre Fragen beantworten wir später, wenn

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