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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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Zug. Langsam kehrte die Farbe zurück in ihr Gesicht. »Mrs. Peters ist im letzten Sommer als Märchentante eingesprungen. Meine Kinder waren jeden Donnerstagnachmittag in der Bibliothek und haben zugehört, wenn sie aus ›Harry Potter‹ vorlas.« Wütend fauchte sie: »Verdammte Scheiße, wer tut so was? Was ist das für ein kranker Wichser, der eine alte Dame in einen bereits belegten Sarg stopft und …«, sie beugte sich wieder vor und fixierte die Finger der Toten, »… und sie darin verrecken lässt? Scheiße!« Sie wandte den Blick ab und machte, die Zigarette in der linken Hand, rasch ein Kreuzzeichen mit der rechten. Es war das erste Mal, dass Reed sie eine solche religiöse Geste ausführen sah. »Es war derselbe Scheißkerl, der Bobbi Jean ermordet hat.« Auch Reed bemerkte die verblichene Sargauskleidung, zerfetzt und blutig, die gepflegten Fingernägel, jetzt eingerissen und überzogen von eingetrocknetem Blut, den Bluterguss auf der Stirn der Frau, lauter Hinweise darauf, dass Mrs. Peters, ehrenamtliche Teilzeitkraft in der Bibliothek, das gleiche unvorstellbare Grauen durchlebt hatte wie Barbara Jean Marx.
    »Damit können wir Jerome Marx von der Liste der Verdächtigen streichen«, dachte Morrisette laut. Sie zupfte einen Tabakskrümel von ihrer Zunge. Der Wind fing sich im Zelt und ließ die Wände flattern.
    »Es sei denn, wir haben es mit einem Nachahmer zu tun«, wandte Hetcher ein. »Lassen wir die Spekulationen.« In Reeds Kopf kreisten lauter düstere Gedanken. Es war schlimm genug, dass Bobbi samt ihrem Kind ermordet worden war, aber jetzt noch ein weiterer Mord? Ein Mord, der dem vorangegangenen zu ähnlich war, als dass man einen Zusammenhang leugnen konnte. Offenbar lief da ein Psychopath frei herum. Wieder einmal. Seine Gedanken schweiften ab zum vergangenen Sommer, als er in der schwülen Hitze jene Mörderin überführt hatte, die die Familie Montgomery auslöschen wollte. Und jetzt dieses neuerliche Grauen. Knapp sechs Monate später. »Wir müssen vor allem herausfinden, ob es eine Verbindung zwischen den Opfern gibt«, sagte er zu Morrisette. »Kannten sie einander? Was ist mit den beiden Leichen, die schon in den Särgen lagen? Warum hat der Mörder ausgerechnet sie ausgewählt? War es reiner Zufall, oder gibt es einen Zusammenhang?« Er rieb sich den Nacken und entdeckte ein Mikrofon. »Verdammt. Sieh dir das an.« Er hockte sich neben den Sarg und deutete auf ein Loch, das in das verfaulende Holz gebohrt worden war. An der Innenseite des Sargs war kaum sichtbar das Mikrofon angebracht.
    »Wir haben Marke und Gerätetyp schon registriert«, mischte sich der Ermittler ein, der den Auftrag hatte, Plastikbeutel über Mrs. Peters’ Hände zu streifen, um eventuelle Gewebespuren unter ihren Fingernägeln zu konservieren. Diane Moses’ Team hatte den Sarg bereits sorgfältig nach Fingerabdrücken, Werkzeugspuren, Fasern, Haaren und sonstigem Beweismaterial abgegrast; genauso war die Spurensicherung in Lumpkin County vorgegangen.
Dieser Mord ist identisch mit dem an Bobbi Jean. Abgesehen davon, dass du diese Frau nicht kennst.
Reed spürte ein Kribbeln im Nacken. »Haben Sie sonst noch was gefunden? Eine Botschaft irgendwo im Sarg?«
    »Eine Botschaft?« Der Ermittler blickte über die Schulter zurück. Seine Miene verriet, dass er Reed für verrückt hielt. »Da war nichts außer zwei Leichen und dem Mikrofon. Wir haben den Sarg gründlich durchsucht.« Reed entspannte sich ein wenig. Zumindest wandte sich der Mörder diesmal nicht direkt an ihn.
    Er hörte das Surren von Hubschrauberrotoren, trat unter dem Zelt hervor und blickte zum wolkenbedeckten Himmel hinauf. In knapp dreißig Meter Entfernung entdeckte er einen Hubschrauber über den Baumwipfeln. Ein Kame ramann hängte sich aus der geöffneten Tür. Die Presse versuchte also, den Tatort aus der Vogelperspektive zu fotografieren. Es ärgerte ihn genauso wie Diane Moses, die in gelbem Ölzeug aus dem Zelt kam, nach oben spähte und leise fluchte. »Diese verdammten Geier.« Für die Elf-Uhr-Nachrichten, schoss es Reed durch den Kopf. Er dachte an den Brief, den er am Morgen erhalten hatte. Darin wurde angedeutet, dass noch mehr Morde folgen würden. Wahllos? Mit System? Kannte der Scheißkerl seine Opfer? Spielte er mit ihnen? Ein mulmiges Gefühl machte sich in Reeds Magengrube breit. »Was haben Sie bisher herausgefunden?«, fragte er Moses. »Nicht genug. Das hier ist alles noch vorläufig, aber wir glauben, der Täter

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