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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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nicht, wer er war, und wollte niemanden in Schwierigkeiten bringen. Alles ist so kompliziert, wissen Sie?« Lindsay nagte einen Augenblick lang an ihrer Unterlippe, ließ von der Haarlocke ab, griff nach ihrem Kaffeebecher aus Pappe und sagte schließlich: »Hören Sie, ich muss jetzt wirklich los. Meine Pause ist vorüber, und ich weiß auch nicht mehr.« Sie sprang so schnell von ihrem Stuhl auf, als fürchtete sie, ein erzürnter Gott könnte einen Blitz auf sie schleudern, wenn sie noch eine Sekunde länger blieb.
    »Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte«, rief Nikki ihr nach, holte sie an der Tür ein und reichte ihr die Visitenkarte, die sie vorsorglich in ihrer Jeanstasche verstaut hatte.
    Lindsay starrte die Karte an, als wären Name und Telefonnummer des Satans dort eingraviert. »Nein, mir fällt sonst nichts mehr ein. Wirklich nicht.« Sie näherte sich rückwärts der Tür, und während sie sich an ihrem Schirm zu schaffen machte, stieß sie beinahe mit einem Mann zusammen. »Oh! Entschuldigung«, flüsterte Lindsay hastig und war schon zur Tür hinaus. Sie lief eilig auf den Platz vor dem Juweliergeschäft zu. Nikki verschwendete keine Zeit. Sie ging zurück zum Tisch, schnappte sich ihren Pappbecher und trat hinaus in das trübe Licht. Zwar war bereits später Vormittag, doch an diesem Wintertag schien es nicht so recht hell zu werden. Regenwasser floss von der Markise herab. Durch Pfützen platschend ging Nikki zu ihrem Wagen, stieg ein und stellte den Becher in die Halterung. Sie versuchte, den Motor anzulassen. Nichts tat sich. »O nein, bitte nicht«, sagte sie leise, doch ihr Kleinwagen hustete nur zweimal. »Mach schon, nun mach schon, kein Grund, so launisch zu sein.« Sie musste den Wagen unbedingt in die Werkstatt bringen, er bedurfte dringend einer Überholung.
    Der Polizeifunk knackte, doch die Meldung konnte sie nicht empfangen.
    Beim dritten Versuch sprang der alte Motor an, und Nikki blickte in den Seitenspiegel, dann fuhr sie los. An der nächsten Ampel klingelte ihr Handy. Sie kramte in ihrer Handtasche, fand das verflixte Ding und meldete sich beim dritten Klingeln. »Nikki hier«, sagte sie und bog, mit besorgtem Blick auf ihren Pappbecher, um eine Kurve. »Hi, Baby.« Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, und um ein Haar hätte sie das Handy fallen gelassen. Vor ihrem inneren Auge entstand das Gesicht ihres Exfreundes – kräftiges Kinn, dunkler Bartschatten, noch dunklere Augen. Geheimnisvolle Augen. Die Augen eines Lügners. Fast schwarzes Haar, das ihm in den Kragen fiel. »Sean. Ich habe schon gehört, dass du in der Stadt bist.«
    »Du hast nicht auf meinen Anruf reagiert.« Klang das beleidigt? Gekränkt?
Sean?
Ausgeschlossen. Sie klemmte sich das Handy zwischen Wange und Schulter und griff nach dem Pappbecher. Sie trank einen Schluck Kaffee und brachte den Becher dann ohne allzu viel zu vergießen wieder sicher in der Getränkehalterung unter. »Ich habe wirklich keinen Grund gesehen, dich zurückzurufen.« Die Ampel schaltete auf Rot, doch ein Auto raste noch über die Kreuzung. »Idiot!«
    Sean lachte. Leise und sexy. »Ja, ich bin ein Idiot.«
    Nein, ich war für dich eine Idiotin!
    »Hör zu, Sean, ich habe zu tun. Wolltest du irgendwas von mir?«, fragte sie und hörte gleichzeitig, dass sie den Polizeifunk nun deutlich empfing. Etwas ließ sie aufmerken. Ein paar Einheiten waren in die Heritage Road geschickt worden. Und es schien sich nicht um einen simplen Unfall zu handeln. »Ich dachte, wir könnten uns mal treffen.«
    »Davon halte ich nichts.«
    »Nikki, ich muss dich sehen.«
    »Jetzt?« Sie traute ihren Ohren nicht. Sean war es doch gewesen, der die Beziehung beendet hatte, der mit ihr nicht glücklich gewesen war. Er hatte irgendwas gefaselt in der Richtung, sie sei nicht seine »Seelenverwandte«, was immer das sein mochte.
    »Wie wär’s mit heute Abend?«
    »Ich kann nicht.«
    »Morgen?«
    »Ich … ich weiß nicht.« Es hatte mal eine Zeit gegeben, da wäre sie überglücklich gewesen, ihn das sagen zu hören. Doch das lag schon eine ganze Weile zurück. »Lieber nicht.«
    »Nikki.« Er sprach leise. Seine Stimme hatte genau das Timbre, an das sie sich so gut erinnerte. Tief. Erotisch. Beinahe kehlig. »Du weichst mir aus.«
    »Klug bemerkt. Moment mal«, fügte sie hinzu und dachte an die Nachricht, die sie in ihrem Bett gefunden hatte. »Hast du noch einen Schlüssel zu meiner Wohnung?«
    »Kann sein.« Jetzt zog er sie auf.

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