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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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Morgenzeitung zu holen. Große schwarze Blockbuchstaben verkündeten, dass der Grabräuber ein Serienmörder sei. Zweifellos würde sie Ärger mit der Polizeibehörde bekommen, weil sie die Bombe frühzeitig hatte platzen lassen, aber jetzt konnte sie es nicht mehr ungeschehen machen. Außerdem hatte sie so ein Gefühl im Bauch, dass der Mörder tatsächlich noch lange nicht aufhören würde mit seinen Gräueltaten.
    Sie scrollte ihre E-Mails durch, eine Menge Müll, teilweise Spams, die nicht gefiltert worden waren, dazu Werbung und Nachrichten von Kollegen und Lesern … beinahe so etwas wie Fanpost. Sie freute sich an dem Lob, das man ihrer Story zollte, ermahnte sich aber, auf dem Teppich zu bleiben. »Nikki?«
    Als sie so dicht neben sich die Stimme vernahm, wäre sie beinahe aufgesprungen vor Schreck. Sie drehte sich um und sah Kevin, den Technikexperten, nur wenige Zentimeter von ihrem Schreibtisch entfernt dastehen, genau in der Lücke zwischen Tisch und Wand, in die nicht einmal ein Stuhl gepasst hätte.
    »Mensch, Kevin, hast du mich erschreckt!« Sie konnte den gereizten Unterton in ihrer Stimme nicht unterdrücken. Er hob in einer Art lässiger Entschuldigung die Schultern. »Kann ich irgendwas für dich tun?«
    Eine Sekunde lang sah sie seine Augen aufleuchten, als sei er im Begriff, etwas Schlüpfriges oder Grobes zu antworten. Doch das Flämmchen erlosch schnell wieder, als hätte er es sich anders überlegt. Glück gehabt. Kevin war schon in Ordnung, nur irgendwie … eigenartig. »Ich dachte, du hättest irgendwelche Probleme mit dem Computer. Tom sagt, ich soll ihn mir mal angucken.«
    »Ach so. Stimmt. Da gibt es mehrere Probleme. Seit wir dieses neue kabellose System mit dem Router haben, fliege ich ständig aus dem Internet. Trina hat diese Schwierigkeiten nicht, und deshalb glaube ich, es liegt an meinem Gerät. Das nervt mich total. Und dann klemmt meine Tastatur immer mal wieder, und manchmal – im Augenblick nicht – erscheint da so eine dünne Linie auf dem Monitor. Weißt du, sie teilt ihn« – sie zeichnete einen imaginären Strich auf den Bildschirm –, »aber nicht ganz mittig. Das kommt und geht. Ich habe die Kabel und Stecker überprüft, aber es passiert immer wieder. Kannst du das reparieren?«
    »Ich denke doch. Aber ich brauche noch nähere Informationen.«
    Er stand da, die Arme vor der Brust verschränkt, das Headset um den Nacken gelegt, die Baseballkappe falsch herum auf dem Kopf. Nikki schilderte genau sämtliche Tücken ihres Computers und versuchte gleichzeitig, körperlich Abstand zu Kevin zu wahren. Was schon unter normalen Bedingungen schwierig war. Hier, am Schreibtisch, war es nahezu unmöglich. Kevin gehörte zu den Menschen, die anderen immer ein bisschen zu sehr auf die Pelle rückten und damit Grenzen verletzten, als ob er nicht gut hören oder sehen könnte, und das ging Nikki gewaltig auf die Nerven. Sie wich ständig zurück, um wenigstens ein paar Zentimeter zu gewinnen. »Also … was meinst du? Lässt sich das beheben?«, fragte sie, als sie schließlich alle Beschwerden über ihr Gerät geäußert hatte. »Das weiß ich erst, wenn ich mir das Ding genauer angeguckt habe.«
    »Gut. Ich muss jetzt sowieso ins Archiv«, sagte sie. »Wenn Fragen auftauchen, ruf mich auf dem Handy an oder – hast du meine Handynummer?« Er nickte, und ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken. »Dann habe ich sie dir schon gegeben?« Daran konnte sie sich nicht erinnern. »Nein. Ich hab sie von Celeste. Sie hat solche Sachen registriert.« Celeste die Inkompetente.
    »Warum hast du sie denn um meine Nummer gebeten?«
    »Ich habe die Nummern von sämtlichen Mitarbeitern gespeichert«, erklärte Kevin. »Wenn ich an irgendeinem Computer arbeite und der Betreffende ist im Außendienst oder zu Hause, kann ich ihn so im Notfall erreichen.« Er sah sie eindringlich an, als zweifelte er an ihrem Verstand. »War ja nur eine Frage«, sagte sie, schnappte sich ihre Handtasche und das Handy und überließ es Kevin, die Viren aus ihrem System zu entfernen. Es bereitete ihr Unbehagen, ihn an ihrem Schreibtisch sitzen zu sehen, aber sie war natürlich erpicht darauf, dass ihr Computer repariert wurde, und Kevin war nun mal der einzig verfügbare Experte weit und breit.
    »Irgendwann wirst du ihn mögen«, sagte sie zu sich selbst, zog sich aus dem Automaten im Pausenraum eine Cola Light und stieg die zwei Treppen zum Archiv hinunter, wo sämtliche Akten aufbewahrt wurden und wo

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