Ewig sollst du schlafen
wie?« Morrisette tänzelte ins Büro und knallte den
Savannah Sentinel
auf Reeds Schreibtisch. Von der Kälte draußen war ihr Gesicht gerötet, sie zerrte sich die Handschuhe von den Fingern. »Hier drinnen ist es rattenkalt. Sag nicht, die Heizung ist mal wieder kaputt.« Reed überflog den Zeitungsartikel, und als er seinen Namen erblickte, verzog er das Gesicht. Er spürte einen Anflug von Kopfschmerzen. Die Schlagzeile auf der Titelseite schrie: SERIENMÖRDER SUCHT SAVANNAH HEIM. »Dezent, diese Gillette, nicht wahr?« Morrisette rieb sich die kalten Hände.
»Das sind sie alle.« Er bekam die Zeitung ins Haus geliefert und hatte den Artikel schon gelesen. Zweimal. Hatte seinen Namen in gedruckter Form gesehen. Er wurde im Zusammenhang mit Barbara Jean Marx und ihrer Schwangerschaft erwähnt. Nikki Gillette verkündete, dass er, Reed, aufgrund persönlicher Beziehungen zu einem der Opfer aus dem Fall abgezogen worden war, und stellte die Behauptung auf, dass ein Serienmörder sein Unwesen trieb. Auf dem Weg ins Büro hatte er sein Exemplar des
Sentinel
in den Müllcontainer geworfen. »Woher zum Teufel bezieht diese Frau ihre Informationen?«, fragte Morrisette.
»Ich weiß es nicht, aber ich habe die feste Absicht, es in Erfahrung zu bringen.«
»Sie wird es dir wohl kaum verraten, schließlich will sie ihre Quelle nicht preisgeben.«
»Das Leck befindet sich in der Behörde. Wir sollten uns hier vor Ort darum kümmern.«
»Es könnte sich um mehr als nur einen Informanten handeln«, überlegte Morrisette laut und warf sich in einen Besucherstuhl. »Oder Informantin.«
»Ich habe den Begriff geschlechtsneutral benutzt, verdammt noch mal.« Sie zog beide Brauen hoch. »Du bist heute reichlich empfindlich, was?«
»Wärst du das nicht?«
»Doch, doch.«
»Und vergiss das hier nicht.« Er schob den Ausdruck der E-Mail, die er zu Hause empfangen hatte, über den Schreibtisch, wobei er sorgsam seine halb volle Tasse Kaffee und einen Stapel Akten umschiffte.
Sie warf einen Blick auf das Blatt und seufzte. »Ich habe die ganze letzte Nacht darüber nachgedacht.«
»Nur eine nette kleine Nachricht vom Mörder«, sagte er voller Spott. »Doch ausgedruckt verliert sie an Aussagekraft. Hier … ich hab’s auf dem Bildschirm.«
»Grabräuber in Hochform .. .Jetzt haben wir Nummer vier. Ein Drittel erledigt, werden es noch mehr?«, las sie laut vor, obwohl sie den Text längst kannte. »Und, haben die Experten ermittelt, wo die Mail abgeschickt wurde?«
»Noch nicht. Ich habe gestern Nacht noch geantwortet, doch die Mail ist zurückgekommen. Wundert mich eigentlich nicht. Bentley hofft, dass er zu dem Server oder wie immer das heißt Kontakt kriegt und den Absender rausfindet, aber ich bin sicher, dass es ihm nicht gelingt. Er hat die Sache an den FBI weitergeleitet.«
»Mann, du warst ja heute Morgen schon richtig fleißig.«
»Hab auch schon mit Okano gesprochen. Wir geben ein Statement heraus.«
»Hat sie dich noch einmal ermahnt, die Finger von dem Fall zu lassen?« Morrisette rückte näher an den Heizkörper unter der Fensterbank.
»Ja, aber sie kann die Tatsache nicht ignorieren, dass sich dieser Grabräuber, wer immer er sein mag, an mich wendet. Hier ist es … Schau dir das mal an.«
Widerstrebend verließ Morrisette ihr warmes Plätzchen und beugte sich über den Schreibtisch. Reed schwenkte den Monitor herum, um ihr einen Blick auf die Orginalnachricht des Mörders zu gewähren, mitsamt den sich verzerrenden Bildern der Opfer, deren Gesichter zu Totenschädeln wurden, deren Körper zu Skeletten zerfielen und sich dann in Staub auflösten und wieder neu zusammenfügten. »Wer ist der Kerl bloß?«
»Wenn ich das wüsste. Aber wir sollten es schnellstens rauskriegen. Ich habe eventuelle Beziehungen zwischen den vier Opfern durchgecheckt – in der Annahme, dass die bereits Toten in den Särgen irgendwie mit der Sache zu tun haben. Aber abgesehen davon, dass sie alle in Savannah gelebt haben, gibt es kaum Gemeinsamkeiten. Barbara Jean Marx und Roberta sind im Hinblick auf Alter, Interessen, Lebensweise so verschieden wie Tag und Nacht. Ich habe nur eine einzige Verbindung entdeckt: Sie tummelten sich beide in der Kunstszene. Beide besuchten Galerieeröffnungen und Benefizveranstaltungen, wo Kunstwerke ver steigert wurden, und dergleichen mehr. Doch während sich Roberta offensichtlich ernsthaft für Kunst interessierte, hat Barbara nur ihren Mann begleitet. Du weißt schon, die
Weitere Kostenlose Bücher