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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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Kälte zu wappnen und goss noch einen Schluck Rum mehr in seinen Tee.
    »Es ist jetzt drei Jahre her«, begann er stockend, »und ich weiß, du hast dich immer geweigert, mit mir darüber zu reden. Ich hab es Dutzende Male versucht, vor allem in der ersten Zeit. Du hast mir nie eine Chance gegeben. Dann gib mir wenigstens jetzt eine.«
    »Nein!«
    Das Wort kam so unvermutet, so überraschend, dass Wagner in seinem Sessel zusammenzuckte und fast den Becher umgestoßen hätte.
    Georg Sina schaute in seinen Tee und es war, als ob er nie gesprochen hätte, als ob dieses »Nein« eine Illusion gewesen wäre. Sein Gesicht war unbewegt, nur seine Augen hoben sich langsam und blieben an Tschak hängen, der am Sofa eingeschlafen war. Die weißen Finger, die sich um den Becher krampften, verrieten seine Anspannung. Paul Wagner sah zum ersten Mal, wie sich die Muskeln unter Sinas Pullover spannten und er ahnte, welche Kraft sein Freund in den drei Jahren hier auf der Burgruine aufgebaut hatte. Die vielen schweren Steine waren sein wöchentliches Fitness-Training gewesen. Wagner sah die grauen Quader vor seinem geistigen Auge in weitem Bogen über die Burgmauer fliegen und hatte plötzlich Mitleid mit eventuellen Angreifern, die nicht über die Zugbrücke hinaus kommen würden.
    »Nein, Paul, ich gebe dir keine Chance.« Sina klang endgültig. Das Feuer knisterte und Wagner glaubte so etwas wie Wärme zu spüren. Aber vielleicht war es auch nur der Rum, der langsam Wirkung zeigte. Er schenkte sich nach.
    »Ich habe dich hier hereingelassen, weil ich etwas in deiner Stimme gehört habe, das mich an früher erinnert hat. Das heißt noch nicht, dass ich dir eine Chance gebe, über Clara zu reden.« Sina blickte wieder in seinen Tee, als ob auf dem Boden des Bechers ein Orakel die Zukunft vorhersagen würde. Dann wandte er langsam den Kopf zu Wagner. »Du klingst alarmiert und ratlos zugleich, wie gestern im Kaffeehaus.«
    »Du kennst mich zu gut«, sagte Paul tonlos. »Ich hab dir von dem Toten in der Kirche erzählt und von den Buchstaben.« Sina nickte. »Du hast mit der Zahl 51 sicherlich Recht«, meinte Wagner. »Seit heute wissen wir, wer der Tote ist. Ein Fremdenführer aus Wien, unbescholten und rechtschaffen.« Der Reporter stand auf und ging näher ans Feuer. »Es ist alles so unlogisch, Georg. Ein Fremdenführer wird in einer Kirche ermordet, hingerichtet, sein Mörder hinterlässt eine einzige Spur – die Zahl 51. Wozu? Berner weiß noch nicht einmal, dass die Buchstaben L und I die Zahl 51 ergeben. Er tappt völlig im Dunkeln.«
    »Dann denk logisch«, kam es leise vom Fenster.
    Wagner schaute zu Sina und wartete.
    »Wenn nicht für die Polizei, dann hinterlässt er die Spur für jemand anderen. Die Kirche ist die Ruprechtskirche, die älteste Kirche Wiens. Erster Hinweis. Auf der Empore stehen die Buchstaben AEIOU. Zweiter Hinweis. Die Buchstabensumme ist 51. Dritter Hinweis. Daher auch die Kerzen. Wer immer diese Spur hinterließ, er wollte sichergehen, dass niemand die Verbindung zu den fünf Buchstaben übersehen konnte. Außer Berner, aber …« Sina schwieg.
    »Der Tote ist ein Fremdenführer. Vierter Hinweis. Also jemand, der anderen etwas zeigt …« Wagner nahm den Faden damit auf und streckte die Hände dem Feuer entgegen.
    »Friedrich III.«
    »Wie bitte?« Der Reporter schaute Sina fragend an und war nicht sicher, ob er richtig gehört hatte.
    »Kaiser Friedrich III. war der einzige Habsburger, der die Buchstaben AEIOU verwendete. Sie waren sein Markenzeichen, wenn du so willst. Niemandem ist es bisher gelungen, ihre Bedeutung zu entschlüsseln.« Der Wissenschaftler stand auf und verschwand im Nebenraum. Als er nach einigen Minuten wieder auftauchte, hatte er ein kleines braunes Buch in einer Hand und die Kanne Tee in der anderen. Er goss Wagner nach.
    »Kannst du mir einen kleinen Anhaltspunkt geben, wann Friedrich regiert und gelebt hat? Das war vor meiner Zeit«, meinte Wagner ironisch und nippte vorsichtig am Tee. Er freute sich, dass Sina wieder mit ihm redete. Wie lange der Waffenstillstand dauern würde, das war eine Frage, die er sich lieber nicht stellte.
    Der Wissenschaftler versank wieder im fleckigen Lehnstuhl und schlug das Buch auf. »Lange vor deiner Zeit«, antwortete er, »zweite Hälfte 15. Jahrhundert.«
    »Du meinst in fünfhundert Jahren ist es niemandem gelungen, die Bedeutung der fünf Buchstaben zu enträtseln?« Wagner klang skeptisch. »Das kann ich nicht glauben.«
    »Na ja, wir

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