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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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Lissabon, in das sichere exterritoriale Gelände der Botschaft. Diesmal würde er die Sekretärin nicht ablehnen.
Waldviertel/Österreich
    A ls Paul Wagner an diesem Tag erwachte, war es noch dunkel und er streckte sich und löste seine verkrampften Muskeln. Das Bett war zu kurz gewesen und auch noch zu weich und nun musste er sich erst einmal aus der Kuhle herausarbeiten, die sich in der Matratze gebildet hatte.
    Er war gestern nicht mehr nach Wien heimgefahren, hatte sich in Zwettl in einer kleinen Fremdenpension ein Zimmer genommen, nachdem Georg Sina einfach aus dem Kaffeehaus verschwunden war und ihn mit der Lösung allein gelassen hatte. Sina war auch nicht wieder aufgetaucht. So war Wagner durch Zwettl gewandert, auf der Suche nach dem Wissenschaftler, der vielleicht ebenso wie er unruhig die Gegend erkundete. Aber er hatte ihn nicht gefunden und so war er, in Erinnerungen versunken, einfach ziellos durch die kleine Provinzstadt gelaufen, bis er am Stadtrand auf ein Schild »Zimmer frei« gestoßen war. Das alte Haus hatte sauber und einladend ausgesehen und als nun der Kaffeeduft durch die Räume zog, stand Wagner auf und hörte seinen Magen knurren. Zeit für ein Frühstück, dachte er sich und ging nach einer ausgiebigen Dusche hinunter ins Frühstückszimmer.
    Die Tageszeitung lag auf dem kleinen Tisch neben der Kaffeekanne und Wagner warf einen Blick drauf. Sein Artikel über den Toten in Wiens ältester Kirche stand auf Seite drei. Die Polizei tappte noch immer im Dunkeln. Das wird sich auch kaum ändern, dachte sich Wagner und ihm fiel der Zettel mit der Lösung des Buchstabenrätsels ein. Er holte ihn aus seiner Tasche und strich ihn glatt. AEIOU … Dann sollten die Kerzen in Form der beiden römischen Zahlen ein Hinweis auf die fünf Buchstaben sein. Aber weshalb? Hatte der Tote irgendetwas mit den Buchstaben zu tun? Wagner hatte die Inschrift irgendwo in der Kirche gesehen, sie nebenbei registriert, ohne ihr irgendwelche Bedeutung zu schenken. Aber wo? Er versuchte sich zu erinnern. Ja, es war irgendwo oben, auf einer der Wände, nicht auf einem Bild. Wagner lächelte. Sina hatte natürlich sofort gewusst, dass in der kleinen Kirche die Buchstaben AEIOU vorhanden waren. Er kannte wahrscheinlich alle Orte in Österreich, wo AEIOU zu finden waren.
    Wagner beschloss, auf dem Heimweg die Burg Grub aufzusuchen, bei Sina vorbeizufahren. Aber vorher wollte er noch einen Fotografen treffen, mit dem er bereits lange Jahre zusammenarbeitete und der ihn immer wieder gedrängt hatte, ihn zu besuchen, wenn er in Zwettl wäre. Wagner trank seinen Kaffee aus und machte sich auf den Weg.
    Es war früher Nachmittag, bevor die Ruine Grub vor ihm auftauchte. Der Fotograf, der alles und jeden im Umkreis von hundert Kilometern kannte, wusste sofort, wie Wagner am schnellsten zu der abgelegenen Burgruine kommen konnte. Er kannte auch die lange und abenteuerliche Geschichte der im elften Jahrhundert erbauten Feste. »Grub ist strategisch so günstig gelegen, dass sie lange Zeit als uneinnehmbar galt«, erzählte er Wagner. »Der Stein, auf dem sie errichtet wurde, ist ein auf drei Seiten unzugänglicher Felsvorsprung. Der einzige Zugang ist aus Norden, über einen tiefen Graben. Wer möchte, bleibt da auch heute noch ungestört«, lächelte er und Wagner dachte an Georg Sina und seine Isolation. Er hatte sich den idealen Platz dafür ausgesucht.
    »Nachdem Grub nach 1500 nicht mehr umgebaut wurde, ist sie ein perfekt erhaltenes Beispiel für mittelalterliche Burgen«, dozierte der Fotograf weiter und erzählte von dem alten Ehepaar, das Grub über Jahrzehnte erhalten und teilweise wiederaufgebaut hatte. Dann, aus Altersgründen, hatten sie aufgeben müssen und Sina war eingezogen. »Seitdem renoviert er allein weiter und versucht, die alten Mauern zu erhalten.« Der Fotograf zündete sich eine Pfeife an und schaute Wagner nachdenklich an. »Wenn du nicht eingeladen bist, dann wirst du es schwer haben, in die Burg reinzukommen. Man spaziert da nicht einfach so hinein wie in den Garten eines Einfamilienhauses.«
    An diese Worte erinnerte sich Wagner, als die Burg abweisend und trutzig im Nebel vor ihm lag. Gerade als er den Wagen geparkt hatte und die unbefestigte schmale Straße den Berg hinaufstieg, klingelte sein Handy. Der Reporter erkannte die angezeigte Nummer des Polizeikommissariats Innere Stadt.
    »Kommissar Berner! Sie haben den Täter schon gefasst und wollen sich einen Platz in den Medien sichern?«
    Berner war

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