Ewig
neben dem Kamin geschlafen wie ein Baby, Tschak neben ihm, eingerollt und leise schnarchend.
Sie hatte den »Pizza-Expresss« genommen und war in den Ort hinuntergefahren, bis ihr Handy endlich funktionierte. Dann war es nur mehr eine Frage der Zeit und der Hartnäckigkeit, bis sie Weinstein am Telefon hatte.
»Goldmann, guten Morgen.«
Der Militärattaché stöhnte nur leise und verschlafen.
»Würden Sie bitte aufwachen und mir aufmerksam zuhören?«
Irgendetwas im Ton von Valerie beseitigte die Spinnweben in Weinsteins Gehirn schneller als jeder Industriestaubsauger. »Wissen Sie, wie früh es ist?«
»Ja, ich bin schon länger wach«, antwortete Goldmann mitleidslos, »und es wäre nett, wenn Sie sich mir anschließen würden. Ich habe verdammt wenig Zeit und jede Menge Probleme.«
Weinstein versuchte die Revolution. »Ich hatte jede Menge Zeit und verdammt wenig Probleme, bis Sie kamen, Major.«
»So ändern sich die Zeiten«, grinste Valerie, »aber ich kann gerne Oded Shapiro anrufen und ihm mitteilen, dass sich sein Kontaktmann nach einem Posten mit mehr Problemen und weniger Zeit sehnt, an einem weniger attraktiven Ort als Wien. Sagen wir Beirut?«
Weinstein zuckte zusammen. Revolution gescheitert. »Schon gut, Major, es ist noch nicht mal sieben Uhr morgens«, gab er nach. »Was brauchen Sie?«
Valerie gab ihm ihre Wunschliste durch und hörte, wie Weinstein mitschrieb.
»Bis wann?«
»Um neun Uhr bin ich in der Botschaft und dann möchte ich, dass alles bereitliegt«, verkündete sie und ihre Stimme ließ Weinstein keinen Platz für Ausflüchte.
»Das ist unmöglich«, protestierte der Militärattaché, »das sind kaum zwei Stunden und ich glaube nicht, dass ich das …«
Goldmann unterbrach ihn. »Versuchen Sie nicht eine einzige Ihrer Verzögerungstaktiken. Ich denke jedes Mal mit Mordgedanken an Sie, wenn ich mit diesem lächerlichen Fahrzeug, das Sie mir untergeschoben haben, irgendwohin fahre. Jetzt haben Sie die Chance, dieses Fiasko wieder ein wenig auszubügeln.«
Weinstein verfiel zusehends am Telefon. »Ich werde wirklich mein Möglichstes tun, aber …«
Goldmann gab ihm keine Chance. »Ich bin um neun da.« Damit legte sie auf.
Weinstein schaute auf den Hörer in seiner Hand und murmelte hilflos: »Ich werde den Tag preisen, an dem Sie die Heimreise antreten, Major Goldmann.« Dann blätterte er in seinem Notizbuch und begann zu wählen.
Als Valerie in den Wohnturm der Burg zurückkam, roch es verführerisch nach frischem Kaffee. Sie blickte in die verwirrten Gesichter von Wagner und Sina, während sie Tschak streichelte, der schwanzwedelnd an ihren Beinen schnüffelte.
»Wir dachten, du schläfst noch«, meinte Georg erstaunt und holte eine dritte Tasse aus dem Hängeschrank.
»Ach was, ich hab schon ein paar Dinge organisiert und einen Militärattaché um seinen Morgenschlaf gebracht«, feixte Valerie. »Gibt es dafür eine Belohnung in Form von Kaffee?«
»Kommt gleich!«, lächelte Paul und stand auch schon mit der dampfenden Tasse vor Valerie. »Wann fahren wir?«
»Ich habe mir ausgerechnet, dass wir spätestens um neun in der Botschaft sein sollten«, meinte Goldmann und schlürfte ihren Kaffee.
»In welcher Botschaft?«, fragte Wagner überrascht.
»In der israelischen, ich muss noch ein paar Dinge abholen, die ich heute Morgen bei unserem Militärattaché bestellt habe.« Valerie grinste erneut. »Und ihn damit wieder einmal in die Verzweiflung gestürzt habe.«
Paul und Georg sahen sich an. Dann zuckte Paul mit den Schultern, drehte sich um und ging seine Jacke holen.
»Paul!«, rief ihm Goldmann hinterher.
»Ja, was ist?«, fragte Wagner.
»Gib mir deine Pistole. In die Botschaft darfst du damit nicht hinein und bei unserem Ausflug nach Tschechien kannst du sie nicht brauchen, weil ihr unbewaffnet sein sollt.« Valerie streckte ihre Hand aus. Paul zögerte und sah ihr in die Augen. Goldmann hielt seinem Blick stand.
»Gib sie ihr, Paul«, meinte Sina nach einer Weile mit ruhiger Stimme. »Sie hat Recht. Es macht keinen Unterschied, wie immer du es siehst.«
Wagner reichte Goldmann die Glock, drehte sich schnell um, nahm seine Jacke und ging hinaus. Valerie zog eine Schublade der alten Kommode auf und legte die Waffe hinein.
»Er vertraut niemandem, nicht wahr?«, fragte sie Georg, der sie nicht aus den Augen gelassen hatte.
»Das kannst du ihm nicht verübeln. Nicht nach dem, was in den letzten Tagen passiert ist. Ich vertraue nicht einmal mehr mir
Weitere Kostenlose Bücher