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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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Geheimnis der Kaiser zwar erfahren, war aber schlussendlich zu spät gekommen, um es auch zu nutzen. China hatte die Chance verpasst, mit einem Schlag die Welt zu beherrschen. Es war endgültig vorbei. Das größte Geheimnis der Menschheit würde für immer eines bleiben.
    Der General richtete sich auf, straffte sich und verließ schnellen Schrittes die Kirche. Seine schweren Schritte hallten zwischen den Säulen. Die Delegation folgte ihm auf dem Fuße, während die Dolmetscher auf den General einredeten und ihm zum Bleiben zu bewegen versuchten. Während die Kuratoren in der Kirche noch ratlos konferierten, waren die Strahlen der Sonne weitergewandert und der Rubin in der Reichskrone erlosch wieder zu seinem normalen Glanz.
    Als die Chinesen die Krönungskirche verließen, sahen ihnen zwei alte Männer nach, die auf einer der gepolsterten Bänke in der Ausstellung Platz genommen hatten. Sie waren unaufdringlich und zeitlos elegant gekleidet. Einer der beiden stützte sich auf einen Stock mit silbernem Knauf, der einen Engel darstellte. Der Mann war hager und hatte ein langes, schmales Gesicht, das von einer Hakennase beherrscht wurde. Sein energisches Kinn und die schmalen Lippen verrieten Entschlossenheit und Energie. Die feingliedrigen Hände, die ruhig auf dem silbernen Engel ruhten, hätten einem Künstler oder Musiker gehören können, so zart waren sie.
    Sein Nachbar war asiatischer Herkunft und hatte ein rundes, leicht mongolisch angehauchtes Gesicht. Die dunklen, schräg stehenden Augenbrauen über den fast schwarzen Augen ließen ihn stets ein wenig martialisch und schlecht gelaunt aussehen. Aber das täuschte. Das Alter hatte ihn milde gestimmt, seine massige Figur verriet den sinnlichen Genießer. Er lächelte den alten Mann neben ihm an und nickte ihm zu. Beide standen auf, warfen noch einen langen und nachdenklichen Blick auf die ehrwürdige römisch-deutsche Kaiserkrone und verließen dann Seite an Seite gemächlich den achteckigen Sakralbau.
    Der große, hagere Mann mit der Adlernase stützte sich auf seinen Stock und hinkte leicht, weil er eine Beinprothese hatte.
    Wahrscheinlich Kriegsveteranen aus dem Zweiten Weltkrieg, dachte sich einer der Sicherheitsleute, als er die beiden mit freundlichem Kopfnicken verabschiedete und sie mit einer Handbewegung zum Ausgang wies.
    »Li Feng ist ein überheblicher Idiot. Ich hätte ihn zu meiner Zeit köpfen lassen«, sagte der Asiate auf Chinesisch zu seinem Begleiter, der ihn fast um einen Kopf überragte und dessen Augen die Menge an den Stufen der Krönungskirche absuchte.
    »Seien wir froh, dass er ein Idiot ist, mein Freund«, schmunzelte der Hagere, »seien wir froh.« Und während sie leise lachend die Stufen zur Straße hinabstiegen, machten sich ihre zahlreichen asiatischen Leibwächter unauffällig daran, den weiteren Weg der beiden alten Männer durch die Menge zu sichern.
II.
    I n der Virgilkapelle neben dem Wiener Stephansdom, rund zwölf Meter unter dem Platz vor der weltberühmten Kirche, des Wahrzeichens der Stadt an der Donau, in Rufweite des Sarkophags Friedrichs, standen etwa zur gleichen Zeit fünf Männer im Kreis um den unterirdischen Brunnen. Ihre weißen Mäntel mit dem sechszackigen flammenden Stern leuchteten im Licht der vielen Kerzen, die am Boden brannten und die kleine Kapelle mit ihren sechs Nischen erhellten.
    Einer der Männer holte die kleine rote Pille hervor und hielt sie hoch, so dass alle Anwesenden sie sehen konnten. Die Männer warfen ehrfürchtige Blicke auf die Materie, die jahrhundertelang als der Stein der Weisen gegolten hatte, als die Formel des Lebens, das Siegel Salomons, der Triumph über Leben und Tod.
    Sie verneigten sich leicht und voller Ehrfurcht und als die Pille geräuschlos in den tiefen Schacht des Brunnens fiel, blickten sie ihr nach. Das Ende ihres Weges war gekommen. Sie falteten die Hände und beteten ein »Vaterunser«. Ihre Stimmen waren fest und wohltönend.
    Dann, wie auf ein unhörbares Kommando, zog jeder von ihnen einen seltsam geformten Dolch aus seinem Mantel. Die doppelschneidigen Klingen waren auf beiden Seiten mit geheimnisvollen Zeichen und Namen verziert, jeder Griff bestand aus einem Stück eines Narwalzahns, dem Symbol des ewigen Lebens. Den Knauf bildete ein sechszackiger roter Stern, zur Gänze mit Rubinen ausgefasst.
    Alle Worte waren gesprochen, alle Aufgaben erfüllt, das Geheimnis war bewahrt worden. Sie setzten sich die Waffen an die Brust, auf den Stern, der über ihrem

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