Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
Vom Netzwerk:
Platz, gerade als die Tür aufflog und zwei Beamte in Zivil hereinstürmten und in dem kleinen Vorraum fast über Sina, Wagner und Berner stolperten.
    »Kommissar Berner, was machen Sie denn hier? Das ist doch gar nicht mehr Ihr Fall«, rief der junge Kollege unsicher.
    »Ich hatte aus Versehen die Schlüssel zu Mertens’ Wohnung in meinen Karton geworfen. Und dann rief mich unser Reporter hier an und bot mir an, noch ein paar Einzelheiten zu klären, die bei unserem ersten Gespräch leider nicht zur Sprache kamen.« Berner schaute Wagner strafend an und wandte sich wieder an den Kollegen. »Reine Gewohnheit, so schnell kann man sich nicht von einem Fall lösen, wie Sie wissen.« Er drückte dem verdutzten Beamten die Wohnungsschlüssel in die Hand und mit einem »Sie finden meinen Bericht morgen auf Ihrem Tisch« war er auch schon mit wehendem Mantel bei der Tür draußen und auf dem Weg die Treppen hinunter, dicht gefolgt von Wagner und Sina.
    Der junge Kriminalbeamte schaute ihnen misstrauisch hinterher, griff zum Telefon und wählte, während sein Kollege nachdenklich die zerrissenen Siegel betrachtete.
    Berner war nach dem Besuch in Mertens’ Wohnung auffallend schnell verschwunden, um die Herkunft des kleinen Schlüssels zu klären. Daraufhin hatten Sina und Wagner beschlossen, ins Schottenstift zu gehen, wo der junge Geistliche sie schon erwarten würde.
    Die beiden überquerten gerade die Freyung auf Höhe des Palais Ferstel, in dem sich auf der anderen Seite das Café Central befand, als Sina plötzlich ausscherte und mit der Miene eines vergnügten Kindes über ein Stück Pflasterung schritt, das im Vergleich zu den umgebenden Steinlatten viel unregelmäßiger war. Der Wissenschaftler schien mit seinen Fußsohlen die Form jedes einzelnen Steins ertasten zu wollen.
    »Was treibst du jetzt wieder?«, fragte Wagner, gesellte sich dazu, blieb aber auf der ebenen Fläche in einiger Entfernung stehen.
    »Komm auch her, Paul«, gluckste Sina. »Das ist ein Stück der originalen mittelalterlichen Pflasterung des Platzes.«
    »Nein danke, auf den Katzenköpfen haue ich mir die Hühneraugen blau«, entgegnete der Reporter und winkte ab. »Schau, dass du weiterkommst, wir haben eine Verabredung«, fügte er hinzu und deutete auf die Kirche.
    »Vergiss es, in die Kiste hüpf ich dir kein zweites Mal«, brummelte Sina in Erinnerung an den düsteren Vorbau und trottete dem Reporter hinterher, der raschen Schrittes über die Fahrbahn in Richtung Schottenstift setzte.
    Wagner lachte. »Musst du auch nicht, wir gehen ja ins Museum«, antwortete er unbeirrt, ohne sich umzusehen.
    Links neben der Kirche waren zwei kleine Schaufenster und dazwischen eine Türe aus hellbraunem Holz, über der auf der gelben Fassade in großen schwarzen Lettern die Worte »Museum« und »Klosterladen« geschrieben standen. Wagner betrat das Geschäft, während Sina noch kurz vor einem der Schaufenster stehen blieb, in dem Flaschen, gefüllt mit gelben und braunen Säften, Bränden und Kräuteressenzen, aufgestellt waren. Er las »Klostergold«, »Tannenwipfel-Rachenputzer« und »Schlägl – Das Bier aus Österreichs einziger Stiftsbrauerei«. Was für ein Sammelsurium, dachte er sich, dann betrat auch er den Laden.
    Der Duft von Kräutertees, Räucherkerzen und Weihrauch drang ihm unversehens in die Nase und kitzelte seine Schleimhäute. Die Regale waren allesamt aus hellem Holz, die Wände weiß getüncht und die Lampen strahlten. Warum, kam es Sina in den Sinn, sind diese Klosterläden immer so bemüht ätherisch und hell gehalten?
    Paul Wagner sah sich um. Das Sortiment war einschlägig: Fein säuberlich geordnet lagen Devotionalien aller Art, vom Rosenkranz bis zum Heiligenbild, Lebensratgeber, mystische Literatur, Kirchenführer und Postkarten zum Verkauf. All das erinnerte ihn mehr an einen Esoterik-Laden, einen »normalen« Museumsshop oder einen Krämerladen als an den Eingang zu den Sammlungen. Doch dann erkannte er den jungen Priester vom letzten Mal, der neben der Kassiererin, einer älteren Dame, an einem langen und schmalen Verkaufstisch lehnte. Der Pater trug seinen schwarzen Habit mit weißem Kragen und begrüßte sie beide herzlich und erkannte ihre Unsicherheit.
    »Ja, ja, Sie sind schon richtig hier«, erklärte er. »Wir müssen nur die kleine Treppe da hinten hinaufgehen, dann sind wir im Museum.«
    Hinter einem bunten Bücherregal begann die kleine Stiege, deren Stufen schmal und ausgetreten waren und die zu einer

Weitere Kostenlose Bücher