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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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jeden Staat der Welt erpressen.
    Grund genug, den Sprengsatz in einem gepanzerten Werttransporter zu befördern, vor allem in Russland. Die Idee dazu war ihnen nach den erfolgreichen Überfällen auf Geldtransporter in Deutschland gekommen.
    Aber von nun an mussten sie konventionelleren, privater wirkenden Fahrzeugen vertrauen.
    Ralf hielt die Platte, damit Sakombi sie anschrauben konnte. Nachdem der Sprengsatz versteckt war, setzte sich Ralf ins Führerhaus des Wohnmobils. Plötzlich sprang er aus dem Wagen. »Brennt hier etwas?«
    »Nichts«, sagte Sakombi, der vom Werttransporter auf ihn zukam. »Fahren wir.«
    Er wirkte eigentümlich ruhig.
    Der Geruch wurde stärker. »Du lügst. Was brennt hier, Mann?«
    »Die Risiken brennen. Los jetzt.«
    Flammen schlugen aus dem Laderaum des Werttransporters, und Ralf sah, dass die Gasschweißpistole noch an war. »Was machst du da! Der Fahrer ist da noch drin …«
    »Wir können uns nicht darauf verlassen, dass er nichts gemerkt hat. Es besteht das Risiko, dass er sich trotz der Injektion an etwas erinnert. Das wäre zu gefährlich.«
    Ralf wollte zu dem lodernden Fahrzeug rennen, aber Sakombi packte ihn gewaltsam am Arm. »Sei nicht verrückt!«
    »Ich akzeptiere nicht …«
    »Wir fahren jetzt.« Sakombi stieß Ralf in Richtung Wohnmobil und ging selbst zu dem Renault.
    Wie ferngesteuert stieg Ralf in das Wohnmobil. Ohne sich umzublicken, stieß er zurück, wendete und fuhr los. Dann erst warf er einen Blick in den Seitenspiegel. Der Werttransporter brannte lichterloh. Ein eiskalter Schauer durchfuhr Ralf.
    Im selbe n Moment klingelte das Telefon. Ralf sah auf das Display. Das Gespräch wurde von dem Navigationstelefon in Nooras Handschuhfach umgeleitet.
    Vakkuri hätte sich melden müssen: der Fahrer des Werttransporters.
    8
    Der Diensthabende bei SecuriGuard ließ das Telefon so lange klingeln, bis die Mailbox ansprang. Er hinterließ allerdings keine Nachricht, sondern legte auf. Der elektronischen Karte zufolge befand sich das Auto auf der Höhe der Shell-Tankstelle Liljendal.
    Der Diensthabende rief noch einmal an.
    Keine Antwort.
    Unter den alten Zeitschriften auf dem Tisch zog er die Liste mit den privaten Telefonnummern aller Mitarbeiter heraus. Unterwegs hatten alle immer auch ihr eigenes Handy dabei.
    Er rief Vakkuris Nummer an, aber auch da meldete sich niemand. Daraufhin suchte der Diensthabende Samis Nummer heraus und wählte.
    Nichts.
    Trotzdem bewegte sich der Punkt, der die Position des Fahrzeugs anzeigte, auf Vantaa und Helsinki zu, wenn auch mit leichter Verspätung gegenüber dem vorgesehenen Zeitplan. Gleich war Schichtwechsel, der Vorgesetzte des Diensthabenden musste jeden Augenblick ins Büro kommen. Sollte der entscheiden.
     
    Z WEI A NRUFE IN A BWESENHEIT , stand auf dem Display.
    Ralf richtete den Blick wieder auf die Straße. Jemand versuchte, Vakkuri zu erreichen. Wer auch immer es sein mochte, er würde sich auf jeden Fall fragen, warum sich niemand meldete.
    Das lodernde Auto und der Finne, der darin in der Falle saß, ließen Ralf keine Ruhe. Das überraschte ihn: Er, der sich auf einen unvorstellbaren, gewaltigen Plan vorbereitet hatte, zerbrach sich den Kopf über das Schicksal eines einzelnen Menschen?
    Sakombi, der im Renault vor dem Wohnmobil herfuhr, setzte den Blinker. Das wäre nicht nötig gewesen, denn die Straße führte durch einen Wald, und weit und breit war kein Haus und keine Menschenseele zu sehen, aber wahrscheinlich wollte Sakombi, dass Ralf hinter ihm anhielt. Als Ralf bei laufendem Motor ausstieg, stand Sakombi bereits neben dem Wohnmobil und machte die Seitentür auf.
    »Jemand hat versucht, den Fahrer anzurufen …«
    »Schnell.« Sakombi schob ihm einen der Behälter aus dem Werttransporter hin. »Die müssen wir loswerden.«
    Ralf nahm den schweren Behälter entgegen und trug ihn in den Wald. Vielleicht hatte Sakombi Recht. Das Risiko, dass der Fahrer etwas gesehen oder gehört hatte und sich an etwas erinnern konnte, durften sie nicht eingehen. Die Risiken mussten in Grenzen gehalten, alle Verbindungen zu dem ausgebrannten Fahrzeug gekappt, die Spuren vernichtet werden. Das Wichtigste war in der Karosserie des Wohnmobils versteckt, und das musste mit allen verfügbaren Mitteln geschützt werden.
    Sakombi lud die übrige Fracht aus, und Ralf trug alles in den Wald, außer Sichtweite.
     
    Noora nahm von Porvoo her die Auffahrt auf den Ring III, als das Telefon klingelte. Sie tastete mit einer Hand danach. Der

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