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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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begnügte sich Timo in Aaros Anwesenheit zu sagen und legte auf. Er beschleunigte und wechselte auf die linke Spur.
    Was war bei Theo Denk geschehen? Dass Heidi Klötz »zusammen mit ihnen verschwunden« war, machte Timo ernsthafte Sorgen, und er rief sich die Ereignisse auf dem Schiff in Erinnerung. War Aaro noch immer in Gefahr? Sollte er ihn nicht besser irgendwo in Sicherheit bringen, zurück nach Finnland oder zu seiner Tante nach London?
    Timo hielt das lederummantelte Lenkrad fest umklammert. Er war äußerst besorgt um Heidi Klötz. Und nach den Neuigkeiten aus dem Pflegeheim noch erschrockener über die Ereignisse auf dem Schiff.
    Warum hatten sie auch Aaro betäubt und gefesselt? War es nur aus dem Grund, weil es sonst nicht möglich gewesen wäre, Timo handlungsunfähig zu machen? Oder hatte Aaro etwas gesehen?
    Timo selbst hatte während der zurückliegenden Stunden versucht, sich an den Beginn der Reise zu erinnern, aber es war hoffnungslos. Er erinnerte sich an die Fahrt aufs Autodeck und an den Weg zur Kabine, aber danach an nichts mehr. Bei Aaro hatte das Anophol noch stärker gewirkt, hatte der Arzt gemeint.
    Wieder kochte die Wut in Timo hoch. Die Dosis war auf gut Glück gewählt worden, sie hätten Aaro damit töten können.
    »Erinnerst du dich, dass ich dich bat, die Quittung nach Brüssel zu faxen?«, fragte Timo.
    Im Auto machte sich Stille breit.
    »Welche Quittung?«
    Timo wurde aus Aaros Tonfall nicht schlau. Die Geschichte mit dem Abhörgerät stellte sich jetzt ganz anders dar. Was, wenn der KeyKatch nach all dem gefunden worden wäre? Der Gedanke, dass jemand in sein Zuhause, in sein Privatleben eindrang, war unerträglich.
    »Wo bekommt man dieses Mittel eigentlich her?«, fragte Aaro. »Doch bestimmt nicht aus der Apotheke?«
    Timo fixierte ihn im Rückspiegel mit einem scharfen Blick. Versuchte Aaro, seine Nervosität durch Witzeleien zu überspielen?
    »Da muss ich mal ein bisschen im Netz kramen«, fuhr Aaro fort. »Manchmal könnte so ein Mittelchen ganz nützlich sein …«
    Timo blickte erneut in den Spiegel. Er war sich überhaupt nicht sicher, ob Aaro Scherze machte.
    Aaro erwiderte den Blick und grinste. Timo grinste etwas gequält zurück. Erst jetzt begriff er, dass Aaro Angst hatte.
     
    Aaro freute sich, seinen Vater zum Grinsen gebracht zu haben. Der hatte die Ereignisse auf dem Schiff ziemlich ernst genommen. War ja auch kein Wunder.
    Wohlweislich verdrängte Aaro die Erinnerung an den Moment, in dem er gefesselt in der Kabine zu sich gekommen war. Jetzt versuchte er, den Tapferen zu spielen, hatte aber immer noch Angst, und sein Vater merkte das. Und wenn sein Vater sich Sorgen um ihn machte, wollte er es erst recht vor ihm verbergen.
    Ungeduldig nahm Aaro das Telefon von einer Hand in die andere. Anrufe aus dem Ausland kosteten ein Vermögen, aber er musste unbedingt Niko alles erzählen. Oder sollte er ihm lieber eine SMS schicken?
    Sein Vater fuhr wieder auf die mittlere Spur, und Aaro öffnete das Menü seines Handys. Er hatte eine Mitteilung von einer unbekannten Nummer erhalten und konnte sich nicht erinnern, sie gelesen zu haben.
    Er öffnete sie und registrierte verwundert den Text: JCG 897 W OHNMOBIL F IAT D ETHLEFFS, E IG. S OLJANDER, M ARKKU.
    Warum hatte ihm die Zulassungsstelle das geschickt? Das musste ein Versehen sein.
    Oder etwa doch nicht?
    »Was machst du da?«, fragte sein Vater und warf ihm durch den Spiegel einen Blick zu.
    »Nichts.«
    »Denk dran, was wir vereinbart haben. Wir sagen niemandem etwas, nicht einmal deiner Mutter. Erst wenn wir sie sehen.«
    »Jaa.«
    Nachdenklich starrte Aaro auf sein Telefon.
     
    Auf einem abgelegenen Waldweg befestigte Noora mit zitternden Händen den Staubsaugerschlauch am Auspuff von Heidi Klötzens Wagen. Der Staubsauger hatte mit einem verrosteten Kühlschrank, einer Matratze und anderem Müll neben einem Autobahnrastplatz gelegen.
    Heidi Klötz saß bewusstlos am Steuer, neben sich eine Nachricht, die Ralf sie zu schreiben gezwungen hatte. Darin gestand sie, durch ihr unvorsichtiges und unangemessenes Verhalten den Selbstmord von Theo Denk verursacht zu haben.
    Noora schob das andere Ende des Schlauchs durch das hintere Seitenfenster und schloss das Fenster so weit, wie es ging. Sie fand die Selbstmordinszenierung übertrieben. Natürlich würde die Polizei die Wahrheit herausfinden. Ralf schien nicht klar zu denken. Er wollte kein Mörder sein, sondern an die Berechtigung seiner Tat glauben. Vielleicht war

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