Ewige Treue
unverhohlene Angst zu verstärken versuchte. Später würde er versuchen, das wiedergutzumachen, aber im Augenblick hatte er keine Zeit für Nettigkeiten.
Sie erwiderte kühl: »Ich kann mich nicht anziehen, solange du mich festhältst.«
Ganz langsam nahm er die Hände von ihren Schultern, blieb aber immer angriffsbereit für den Fall, dass sie zur Tür zu stürzen versuchte. Sie schob sich an ihm vorbei und trat an die Kommode. Dort holte sie ein paar Kleidungsstücke aus der Schublade, betrachtete sie und wechselte sie dann aus.
Ungeduldig riss er die Sachen aus ihrer Hand und warf sie auf das Bett, dann zog er am Gürtel ihres Bademantels. »Zieh dich an, schnell.« Sie drehte ihm den Rücken zu und ließ den Bademantel von den Schultern zu Boden gleiten. Sie war nackt. Er versuchte gerade, dem Tod zu entfliehen, trotzdem hielt ihn dieser Anblick für einen Moment davon ab, an irgendwas anderes zu denken. Sie stieg in einen Slip, streifte ein T-Shirt über den Kopf und wollte schon zur Tür. Er packte sie am Arm und hielt sie fest.
»Im Schrank hängt ein Jogginganzug.«
Der Schrank war neben der Tür eingelassen. Er ging hin, zog ihn auf und ging die Sachen darin durch.
»Der da«, sagte sie.
»Der hier?« Sie nickte. Er schälte den Jogginganzug vom Bügel und warf ihn ihr zu. »Mach schnell.«
Sie stieg in die Stretchhose und zog sie an. »Wenn du mich zwingst, mit dir zu kommen …«
»Ich habe keine andere Wahl.«
»Die hast du wohl!«
»Schuhe.« Er nahm ein Paar Turnschuhe aus dem Schrank und ließ sie vor ihre Füße fallen.
»Damit machst du dich auch noch einer Entführung schuldig.«
Er stützte sie, während sie ihren Fuß in die Turnschuhe zwängte. »Wo ist deine Handtasche?«
»Griff, ich flehe dich an.«
»Nimmst du die Jacke auch mit?«
Sie zog sie an. »Rodarte …«
»Kann jeden Moment nach seinen Leuten sehen.«
»Genau. Du schaffst es nie im Leben mit mir aus dem Hotel zu kommen. Er hat auch unten Wachen aufgestellt. Sie haben meinen Autoschlüssel.«
Er angelte ihren Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und ließ ihn vor ihrem Gesicht baumeln. »Du wirst hier rausspazieren, Laura. Du und deine Polizeieskorte. Falls dich irgendwer anspricht, sagst du, du müsstest was einkaufen, du hättest Bock auf einen Taco, deine Großmutter sei krank. Mir egal, welche Ausrede du dir einfallen lässt, solange sie dir geglaubt wird.«
Sie betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. »Glaubst du nicht, dass man dich sogar in dieser Aufmachung erkennen wird?«
»Deiner eigenen Sicherheit zuliebe solltest du hoffen, dass das nicht passiert.«
Sie sah kurz auf das Holster an seiner Hüfte. Er schien ihr keine Angst, sondern sie im Gegenteil noch kühner zu machen. Tatsächlich stellte sie sich vor ihn hin, verschränkte die Arme und sah zu ihm auf. »Du würdest mir nichts tun. Das weiß ich genau.«
»Glaubst du nicht?«
Langsam schüttelte sie den Kopf.
Er baute sich vor ihr auf und kam mit seinem Gesicht ganz nahe an ihres heran. »Ich gehe auf keinen Fall wieder ins Gefängnis. Also kann einfach alles passieren, wenn sie mich erwischen. Dann werde ich in die ganze Scheißwelt rausschreien, dass Foster Speakman keinen hochbekam. Dass er kein Mann mehr war, dass eure Ehe ein Schwindel war und dass er, weil er unbedingt ein Kind haben wollte, mich dafür bezahlt hat, seine Frau zu ficken.« Ihr Gesicht erschlaffte vor Entsetzen.
»Genau«, sagte Griff. »Überleg es dir gut. Ich habe die Bilder von seiner Beerdigung gesehen, ich habe mir die Übertragung im Fernsehen angeschaut, ich habe dich so hübsch an seinem Grab stehen sehen. Ich habe seinen Nachruf gelesen und zugehört, wie die Politiker Loblieder auf ihn sangen. Jeder hält ihn für einen verfluchten Heiligen, habe ich recht? Was werden sie wohl von Foster dem Großen halten, wenn ich ihnen erzähle, dass er mich dafür bezahlt hat, den Hengst für ihn zu spielen?
Vergiss nicht, ich habe hunderttausend auf der Bank und seine Unterschrift auf der Karte für das Schließfach, um zu beweisen, dass ich die Wahrheit sage.« Er umgriff ihren Oberarm, bildete mit seinen Fingern eine eiserne Klammer und schob sie in Richtung Tür. »Und jetzt ab.«
»Hey, Thomas?«
Griff stockte und Laura auch. Die Meldung kam aus dem Ohrhörer, den er über die Ohrmuschel gezogen hatte, nachdem er die Polizeiuniform angelegt hatte. Thomas wurde von einem seiner Kollegen unten gerufen. Er schaltete den am Schultersaum des Hemdes angeklemmten Sender ein.
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