Ewige Treue
übersehen vorgab. Während sie eine Cola aus der Minibar trank, schaute sie die Abendnachrichten an. Die Jagd auf Griff Burkett war immer noch die Topstory.
Rodarte stand vor der Kamera und erzählte etwas von möglichen Spuren, aber Laura glaubte ihm nicht, und auch der Interviewer wirkte skeptisch. Als er nach Manuelo Ruiz gefragt wurde, machte er eine strategische Pause und sagte dann: »Ich möchte hier nicht über Mr Ruiz’ Schicksal spekulieren, trotzdem hoffen wir weiterhin, dass er unverletzt aufgefunden wird.« Damit hatte er das Entscheidende gesagt, indem er es unausgesprochen ließ.
Sie schaltete den Fernseher aus und ging duschen. Anschließend studierte sie die Speisekarte des Zimmerservices, weil sie trotz ihrer ständigen leichten Übelkeit Hunger hatte. Sie fragte sich, wie so etwas möglich war. Nichts sah wirklich verlockend aus, trotzdem bestellte sie ein Clubsandwich und bat, den Kartoffelbrei durch Pommes frites zu ersetzen. Vielleicht würden die Kartoffeln und der Toast wenigstens ihren Magen beruhigen.
Das bestellte Essen wurde gebracht. Der Polizist zeichnete die Rechnung ab und fügte mürrisch das Trinkgeld von fünf Dollar hinzu, das sie dem Kellner zusätzlich zu dem festgesetzten Preis zukommen lassen wollte. Sie nahm das Tablett mit aufs Bett und begann, während sie ab und zu einen winzigen Bissen nahm, eine Liste jener Dinge aufzustellen, die sie jenen Menschen überlassen wollte, die Foster etwas bedeutet hatten. Es handelte sich um Gegenstände aus seinem Büro, aus dem Haus und vor allem aus der Bibliothek, die er, wie sie wusste gern bestimmten Menschen vermacht hätte.
Als das erledigt war, begann sie, Danksagungen für die Kondolenzkarten zu schreiben. Eigentlich hatte Kay diese Aufgabe übernommen, aber es gab einige Menschen, denen Laura selbst schreiben sollte und wollte.
Der Polizist klopfte energisch an die Tür und riss sie aus ihrer Konzentration. »Mrs Speakman? Ist alles okay?«
Sie legte die Karten beiseite, stand auf, trat an die Tür und schaute durch den Spion. Er stand mit dem Rücken zur Tür, die Arme auf Schulterhöhe ausgebreitet, als wollte er jemandem den Zutritt verwehren, und füllte dadurch die Fischaugenlinse praktisch vollständig aus.
»Alles in Ordnung, Officer.«
»Gut. Bleiben Sie im Zimmer.«
»Was ist denn los?«
»Öffnen Sie nicht die Tür.«
Sie hakte die Kette aus, drehte den Riegel zurück und öffnete die Tür.
Der Polizist drehte sich um und schubste sie ins Zimmer zurück. Er schloss die Tür mit dem Absatz und presste sie gleichzeitig gegen die Wand.
»Mir ist noch keine Frau begegnet, die getan hätte, was man ihr sagt.«
Es war Griff Burkett.
30
L
ass mich los.«
»M-m.«
Sie versuchte ihn wegzudrücken. Er fasste ihre Schultern fester, daraufhin wehrte sie sich noch heftiger. »Hör auf damit!«, sagte er.
»Dann lass mich los.«
»Kommt nicht in Frage.«
Sie hörte auf, ihn abschütteln zu wollen, aber ihre Blicke durchbohrten ihn wie Dolche. »Wie bist du an den Wachen vorbeigekommen?«
»Die sind im Treppenhaus. Einem fehlt die Mütze, das Hemd und das Holster.« Er nickte mit dem Kinn nach unten. Die Ärmel reichten nur bis an die Unterarme, über seiner Brust spannten die Knöpfe gefährlich, und der Sitz über den Schultern hielt keiner genauen Prüfung stand, doch es hatte Laura so weit getäuscht, dass sie ihm die Tür geöffnet hatte. Er hoffte, dass es auch jeden täuschen würde, der beobachtete, wie er sie aus dem Gebäude eskortierte.
»Ich habe nicht allzu fest zugehauen. Sie werden nicht lange ohnmächtig bleiben. Ich muss dich hier rausschmuggeln, bevor jemand merkt, dass sie nicht auf dem Posten sind.« Er zog sie von der Wand weg. »Zieh dir was an.«
Sie stemmte sich gegen seinen Griff und versuchte ihm ihr Handgelenk zu entwinden. »Eher schreie ich mir die Seele aus dem Leib, als dass ich mit dir komme.«
Er packte sie wieder bei den Schultern. »Ich habe deinen Mann nicht umgebracht, Laura.«
Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf, als könnte sie damit auch die Ohren verschließen.
»Hör mich an. Manuelo Ruiz hat Foster erstochen, nicht ich.«
Ihre Augen flogen wieder auf. Sie starrte ihn mit offenem Mund an. »Manuelo hätte niemals …«
»Doch, er hat. Ich werde dir ganz genau erzählen, was passiert ist. Später. Im Moment müssen wir vor allem hier raus. Und jetzt zieh dir verdammt noch mal was an.« In seiner Stimme schwang eine leise Drohung, mir der er ihre
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