Ewige Treue
ohne ihre Frage zu beantworten.
»Die Nachrichten haben über den Besuch bei deinem Anwalt berichtet.«
»Ja, habe ich gesehen. Die Presse hat aber vergessen zu erwähnen, was für ein wenig vertrauenswürdiger Hurensohn mein ehemaliger Anwalt ist.«
»Er hat behauptet, er wollte dir nur helfen, indem er dich der Polizei übergibt.«
»Was für eine Scheiße. Er wollte nur seinen Arsch retten.«
»Sie haben stundenlang nach dir gesucht.«
»Ich hatte Glück.«
»Wie bist du ihnen entwischt?«
Er grinste spröde. »Das war nicht so einfach. Wenn du irgendwann mal sehr viel Zeit hast, erzähle ich dir vielleicht, was für Abenteuer ich in dieser Nacht bestehen musste.«
Sie betrachtete wieder seine Aufmachung. »Die Polizei hat nach einem Mann in kurzer Jogginghose und Turnschuhen gesucht.«
»Die am nächsten Morgen praktisch in Fetzen hingen. Ich hatte kein Gepäck dabei, aber zum Glück hatte ich, bevor ich zu Turners Haus aufgebrochen war, etwas Bargeld in meine Socken gesteckt. Am nächsten Tag habe ich damit auf einem Flohmarkt neue Sachen gekauft.« Er betrachtete sein T-Shirt und die Arbeitshose. »Die Auswahl war eher beschränkt. Mit Sicherheit waren einige der Sachen heiße Ware, darum interessierte es auch niemanden, dass einer der Kunden aussah, als wäre er in einen verseuchten Fluss getunkt und durch einen Schredder gedreht worden.«
»Hat man dich erkannt?«
»Das bezweifle ich. In dem Markt kaufen vor allem Latinos ein. Die interessieren sich eher für Fußball als für American Football. Ich habe versucht, möglichst unauffällig zu bleiben.«
Ihr Blick wanderte zu seinem blonden Haar hinauf. »Das war bestimmt nicht einfach.«
»Schon gar nicht, als ich mich nach Manuelo Ruiz zu erkundigen begann und herumfragte, ob ihn vielleicht jemand kannte. Diese Nachfragen haben wesentlich mehr Misstrauen erregt als mein zerlumpter Aufzug. Ich bin nicht lange geblieben.«
»Wo hast du dich seither versteckt?«
Er schwieg.
»Das willst du mir nicht verraten, oder?«
»Je weniger du weißt, desto besser. Dann kann dir Rodarte nicht vorwerfen, du hättest mir geholfen. Du bist meine Geisel. Kapiert?«
»Kapiert. Aber ich glaube nicht, dass Rodarte sich davon überzeugen lässt. Ich habe seinen Namen sofort erkannt, als er sich mir vorstellte. Als du mich vor ihm gewarnt hast, hast du mir nicht verraten, dass er Polizist ist. Es klang eher so, als wäre er ein Verbrecher. Du hast gesagt, er hätte jemanden zusammengeschlagen, den du kennst.«
»Stimmt. Und er hat sie vergewaltigt. Ihr Gesicht zerschlagen. Ihr …«
»Eine Frau?«
»Ja, Rodarte hätte sie um ein Haar umgebracht.«
Laura hatte angenommen, dass Griff damals einen Kumpel gemeint hatte. Die Neuigkeit, dass Rodarte eine Frau verprügelt hatte, erfüllte sie mit Abscheu und Angst. »Er hat sie deinetwegen zusammengeschlagen?«
»Weil sie ihm nichts über mich verraten hat.«
»Was hätte sie ihm denn verraten sollen?«
»Was ich in der Vergangenheit so getrieben habe und jetzt so treibe. Nicht dass sie irgendwas darüber gewusst hätte, aber es hat ihr nichts geholfen, dass sie Rodarte das erklärt hat.«
»Er muss angenommen haben, dass sie etwas weiß. Ist sie eine enge Freundin von dir?«
»Ich schätze, man könnte es tatsächlich als Freundschaft bezeichnen. Aber eigentlich bin ich ihr Freier. Sie ist eine Prostituierte.«
Diese Neuigkeit verschlug ihr kurz den Atem. Hatte er die hunderttausend, die Foster und sie ihm gezahlt hatten, dazu benutzt, um die Dienste einer Prostituierten in Anspruch zu nehmen? Natürlich konnte er das Geld nach Lust und Laune ausgeben, es war nur so, dass sie noch nie jemanden kennen gelernt hatte, ob Mann oder Frau, der zugegeben hätte, dass er zu Prostituierten ging. Vielleicht verblüffte es sie deshalb so, dass er das völlig sachlich und neutral erklärt hatte.
Die Neugier ließ sie weiterfragen. »Wie heißt sie?«
»Marcia. Sie ist keine Straßennutte. Sie besitzt ein Penthouse. Sie ist sauber, sexy, sündhaft teuer und sagenhaft schön. Oder war es wenigstens. Seit dem Angriff sind Monate vergangen, aber sie hat sich immer noch nicht ganz davon erholt, sondern muss noch mehr Schönheitsoperationen über sich ergehen lassen. Über alles andere spricht sie nicht einmal. Rodarte hat eine Polizeimarke, aber er missbraucht sie als Freifahrtschein, um ungestraft andere Menschen zu misshandeln.« Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Du warst mit ihm zusammen. Hat er dich je
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