Ewige Treue
aufgetaucht, weil ich mich ihrer Gnade ausliefern wollte. Das war aber gar nicht nötig.«
»Vielleicht wird es noch nötig, wenn sie zurückkommen.«
»Vielleicht«, bestätigte er ernst. »Ich bin sicher, dass Coach mich rausschmeißt. Aber wenigstens kann man ihnen nicht vorwerfen, dass sie mich versteckt haben. Tut mir leid, dass wir kein Licht machen können. Die Nachbarn wissen, dass die beiden verreist sind, und behalten das Haus im Auge. Vorsicht. Ich muss die Tür zumachen.« Er schloss die Tür zum Gang, und dann standen sie in absoluter Dunkelheit.
»Und ausgerechnet hier hat Rodarte nicht nach dir gesucht?«
»Das hat er bestimmt, wahrscheinlich lässt er immer noch regelmäßig einen Streifenwagen vorbeifahren. Aber als er entdeckte, dass die Millers nicht zu Hause waren, hat er sich wohl ausgerechnet, dass ich nicht hier wäre. Außerdem weiß er, dass Coach meinen Anblick nicht mehr erträgt. Er wird glauben, dass Coach sofort ans Telefon rennen und ihn anrufen würde, falls ich mich hier blicken lasse. Ich hoffe immer noch, dass sich alles aufgeklärt hat, bevor die beiden aus dem Urlaub kommen, und sie nie erfahren werden, dass ich mich in ihrem Haus versteckt habe.« Er lachte leise. »Ellie wird es wahrscheinlich trotzdem merken. Ich habe versucht, keine Unordnung zu machen, aber sie ist eine wirklich exzellente Hausfrau.«
»Sind wir in ihrem Wagen hergefahren?«
»Ihrem Zweitwagen. Er wird kaum benutzt. Ich habe ihn mitten in der Nacht heimlich aus der Garage geholt, bin auf den Parkplatz des Restaurants gefahren und habe ihn dort stehen lassen. Seitdem fahre ich immer nur von dort aus los. Die Nachbarn glauben, dass der Wagen in der Garage steht.«
Er tastete sich an der Wand entlang, bis er die Tür zum Schlafzimmer erreicht hatte. »Hier rein.«
Als sie im Schlafzimmer waren und auch dort die Tür geschlossen hatten, ließ er ihre Hand wieder los und tastete sich zum Schreibtisch vor. Er erspürte die Lampe und schaltete sie an. In der plötzlichen Helligkeit mussten beide blinzeln. Er deutete auf das Fenster, das zur Straße zeigte. »Hässlich, aber praktisch.«
Er hatte eine dunkle Decke über die Fensterlaibung gespannt und mit Klebeband festgemacht, sodass nicht einmal der kleinste Lichtstrahl nach außen dringen konnte. »Von draußen sieht man nur die zugezogenen Jalousien.«
»Genial.«
»Eher verzweifelt.«
Auf dem Schreibtisch stand ein Notebook. Er schaltete es ein. Er hatte es aus dem Gästezimmer geholt. Coach hatte die Computer früher immer verflucht und behauptet, sie seien »so verflixt kompliziert zu bedienen«, daher nahm Griff an, dass nicht er, sondern Ellie den Sprung ins Informationszeitalter gewagt hatte.
Während der Rechner hochfuhr, beobachtete er Laura, die durch das Zimmer wanderte und die Fotos, Trophäen, Zeitungsausschnitte und anderen Erinnerungsstücke aus seinem Leben – genauer gesagt ab dem sechzehnten Lebensjahr – betrachtete.
Sie schaute gerade ein Foto an, das ihn kurz vor seiner ersten Rasur zeigte. Er kniete mit einem Knie auf dem Rasen, in einen Footballdress mit vollen Schulterpolstern gekleidet, den Helm unter dem Arm und so grimmig blickend, wie er nur konnte. Die Fotos und Preise in diesem Zimmer dokumentierten seine Karriere von den Jugendteams bis hin zu dem schicksalhaften Playoff-Spiel gegen die Redskins.
»Football war dein Leben, nicht wahr?«, fragte sie.
»Ja.«
»Bereust du, was du getan hast?«
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr.« Er warf einen kurzen Blick auf den Monitor. Es war kein schneller, hochgetunter neuer Rechner. Die Programme waren immer noch nicht geladen. Laura setzte sich auf die Bettkante und faltete die Hände im Schoß, als wollte sie sich seine Geschichte anhören.
Griff schaute ein gerahmtes Foto an, das ihn beim Werfen zeigte. Es war während des Spiels aufgenommen worden, bei dem das Team seiner Highschool die State Championship gewonnen hatte. Das Team von Coach. Zu ihrer Rückkehr aus Houston, wo das Spiel im Astrodome ausgetragen worden war, hatte der Schuldistrikt eine Siegesparade veranstaltet. Bis zu diesem Tag war das der Höhepunkt in Griffs Leben gewesen.
»Vom ersten Tag an weißt du, dass es nicht ewig anhalten kann«, sagte er. »Selbst wenn du es bis in die Profiliga schaffst, bleibt es ein kurzer Abschnitt. Mit dreißig bist du alt. Mit fünfunddreißig uralt. Und das auch nur, wenn du dir keine ernsthaften Verletzungen zuziehst. Du bist nie mehr als ein Spiel vom Ende
Weitere Kostenlose Bücher