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Ewige Treue

Ewige Treue

Titel: Ewige Treue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Komplimente.«
    »Das sind keine Komplimente. Ich mache keine Komplimente.«
    Sie zögerte kurz und vergrub das Gesicht wieder in seiner Halsbeuge. »Das brauchtest du nie. Oder?«
    »Das wollte ich nie.«
    »Nicht mal bei Marcia?«
    »Die habe ich dafür bezahlt, dass sie mir Komplimente macht.«
    »Und bei mir war es eindeutig nicht notwendig. Du hast dein Geld bekommen, Komplimente hin, Komplimente her.«
    Er legte den Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Glaubst du wirklich, dass ich an jenem letzten Nachmittag ans Geld gedacht habe? Oder daran, ein Baby zu zeugen? Nein. Ich habe auf der Fahrt in die Windsor Street nur aus einem einzigen Grund alle Geschwindigkeitsbegrenzungen übertreten – weil ich dich sehen wollte. An diesem Nachmittag ging es ganz allein um uns beide. Das weißt du genau, Laura. Ich weiß, dass du es weißt.«
    Sie nickte langsam.
    »Also gut.« Sie lächelten sich liebevoll an.
    Sie sprach als Erste wieder. »Du bist nicht verdorben.«
    Er lachte. »Fängst du schon wieder damit an?«
    »Hast du je nach deinen Eltern gesucht? Was ist aus ihnen geworden, nachdem sie dich im Stich gelassen hatten? Weißt du das?« Er blieb so lange still, dass sie sagte: »Entschuldige, dass ich gefragt habe. Du brauchst nicht zu antworten.«
    »Nein, es ist schon okay. Es ist nur hässlich.«
    Sie sah ihm weiter in die Augen und wiederholte wortlos ihre Frage.
    Er nahm an, dass sie ein Recht hatte zu erfahren, wie hässlich es wirklich gewesen war. »Mein alter Herr starb noch vor seinem fünfzigsten Geburtstag am Alkohol. Meine Mutter habe ich in Omaha aufgespürt. Kurz bevor ich mich in Big Spring melden musste, um meine Strafe anzutreten, habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und rief sie an. Sie ging ans Telefon. Ich hörte zum ersten Mal seit, hm, fünfzehn Jahren ihre Stimme.
    Sie sagte noch mal hallo. Ungeduldig, so wie man sich meldet, wenn man ans Telefon geht und der Anrufer nichts sagt, aber man ihn atmen hört. Ich sagte: ›Hey, Mom. Hier ist Griff.‹ Sobald ich das ausgesprochen hatte, legte sie auf.« Trotz seiner Bemühungen, sich eine Hornhaut zuzulegen, spürte er bei der Erinnerung immer noch einen stechenden Schmerz.
    »Komisch. Als ich noch Profispieler war, fragte ich mich oft, ob sie wohl wusste, wie weit ich es gebracht hatte. Ob sie mich im Fernsehen gesehen oder mein Gesicht auf einer Werbung oder einer Zeitschrift entdeckt hatte. Ich fragte mich, ob sie sich die Spiele ansah und ihren Freundinnen davon erzählte. ›Das ist mein Sohn. Dieser Profiquarterback ist mein Kind.‹ Nach diesem Anruf hatten sich diese Fragen erübrigt.«
    »Du hast sie praktisch überfallen. Vielleicht brauchte sie nur etwas Zeit, um …«
    »Damit habe ich mich auch getröstet. Klammheimlicher Masochismus, schätze ich. Also habe ich diese Telefonnummer in meinem Herzen getragen. Fünf Jahre lang. Vor ein paar Wochen habe ich wieder angerufen. Diesmal war ein Mann dran, und als ich nach ihr fragte, erzählte er mir, dass sie vor zwei Jahren gestorben sei. Sie hatte schwere Lungenprobleme, meinte er. Sie sei nur langsam gestorben. Doch obwohl sie wusste, dass sie sterben würde, hatte sie keinen Versuch unternommen, mich anzurufen. Die Wahrheit ist, dass sie nie einen feuchten Dreck auf mich gegeben hat.«
    »Das tut mir leid, Griff.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ist egal.«
    »Das ist es ganz bestimmt nicht. Ich weiß, wie sehr das schmerzt. Meine Mutter hat mich ebenfalls im Stich gelassen.« Sie erzählte ihm von ihrem Vater. »Er war ein echter Held, fast wie eine Kinofigur. Sein Tod traf Mom und mich bis ins Mark, aber ich habe mich irgendwann davon erholt. Sie nicht. Ihre Depression artete irgendwann in Demenz aus, bis ich sie schließlich nicht einmal mehr aus dem Bett bekam. Nichts, was ich sagte oder tat, half ihr. Sie wollte sich nicht helfen lassen. Eines Tages machte sie ihrem Elend ein Ende. Sie nahm eine von Daddys Pistolen und blieb dort liegen, wo ich sie finden musste.«
    »Jesus.« Er zog sie wieder an seine Brust und küsste sie auf den Kopf.
    »Lange Jahre hatte ich das Gefühl, dass ich sie im Stich gelassen hatte. Inzwischen ist mir klar, dass sie mich im Stich gelassen hat. Obwohl dieses Baby noch winzig klein war, obwohl ich es erst vor wenigen Wochen empfangen habe, hatte ich einen unglaublichen Beschützerinstinkt entwickelt, Griff. Ich wollte es davor bewahren, verletzt zu werden, emotional wie körperlich. Wie ist es möglich, dass Eltern, wer sie

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