Ewige Treue
mit dröhnender Trainerstimme: »Was hast du verflucht noch mal in meinem Haus verloren?«
36
D
ie Sache war die, sagte sich Rodarte. Griff Burkett hatte Laura Speakman entweder erfolgreich aus dem Hotel entführt oder gelockt. Er hatte sich in ihrer Villa der Verhaftung entzogen. Er fuhr ein unbekanntes Fahrzeug. Alles in allem hatte er gute Chancen, sich auch weiterhin der Festnahme zu entziehen, vielleicht sogar lange genug, um ihnen endgültig zu entkommen.
Warum hatte er also das Handy der Speakman-Tante benutzt, um ihn anzurufen, obwohl er wissen musste, dass Rodarte den Anruf zurückverfolgen und ihren Standort bestimmen konnte? Klar, Burkett war so schlau gewesen, das Handy auf dem Kinoparkplatz liegen zu lassen, aber warum war er überhaupt so ein Risiko eingegangen?
Aus freien Stücken hätte Burkett das bestimmt nicht getan. Es sei denn, er hatte etwas mächtig Wichtiges mitzuteilen, etwas, das ihm seine Haut retten konnte.
Rodarte saß in seinem Wagen auf dem Standstreifen der Schnellstraße und qualmte eine halbe Packung weg – scheiß aufs Aufhören –, bevor er endlich zu dem Schluss kam, dass Burkett ihm nichts vorgespielt hatte. Er hatte erregt und entschlossen geklungen. Burkett glaubte wirklich, dass die Lavaca Road in Itasca sie zu Manuelo Ruiz führen konnte, der seiner Version nach Speakman versehentlich erstochen hatte. Was wiederum bedeutete, dass Burkett unschuldig war.
Nur so ergab die Sache Sinn. Hätte Ruiz tatsächlich beobachtet, wie Burkett Speakman abserviert hatte, dann wäre Burkett sofort nach Itasca gerast, um den Mann zum Schweigen zu bringen, statt Rodarte anzurufen und ihm zu erzählen, wo er ihn finden konnte.
Schlussfolgerung: Manuelo Ruiz war nicht mehr nur eine Fußnote in diesem Fall. Er war zu einer zentralen Figur aufgestiegen. Sein neuer Status erforderte umgehende Initiative.
Rodarte drückte auf die Wahlwiederholungstaste seines Handys. Schon nach dem ersten Läuten war jemand am Apparat. »Itasca PD.«
»Hier ist noch mal Rodarte. Stellen Sie mich zu Chief Marion durch.«
Es klickte ein paar Mal, dann: »Detective Rodarte?«
»Irgendwas Neues?«
»Nichts. Aber ich lasse das Haus immer noch von zwei Männern beobachten.«
»Sie können sie zurückrufen und den Fahndungsbefehl nach Manuelo Ruiz aufheben.«
Rodarte spürte Marions Erstaunen. »Warum das?«
»Jemand hat was vermasselt.« Rodarte heuchelte Ärger. »Dämliche Computerfuzzis. Suchen nach einer Wohnungsadresse und stoßen stattdessen auf eine Straßennummer. Wir haben alle völlig umsonst aufgeschreckt. Ich hoffe bei Gott, dass man diesen Dumpfbacken keine Dienstwaffe anvertraut hat.«
Der andere Cop lachte. »Danke für den Anruf, Detective. Ich werde meine Leute abziehen und auch im Sheriff’s Office anrufen. Meine Leute werden ziemlich enttäuscht sein. Sie dachten, sie wären endlich mal an was richtig Großem dran.«
»Nicht heute Nacht.«
»Was ist mit Burkett?«
»Immer noch auf freiem Fuß.«
»Man sollte meinen, dass ein Riese wie er überall auffällt.«
»Sollte man meinen.«
»Na gut, wir halten trotzdem die Augen offen.«
Rodarte entschuldigte sich nochmals für die Verwechslung, erklärte, er hoffe, dass er Marion und seine Leute nicht unnötig um den Schlaf gebracht habe, und verabschiedete sich dann. Er schnippte den Zigarettenstummel aus dem Fenster, zog den Wagen dann lächelnd wieder auf die Fahrspur und brauste in Richtung Itasca los.
Als Griff die Millers sah, dachte er: Eine Überraschung nach der anderen.
Beide trugen Sandalen, Shorts und bunt geblümte Hawaiihemden. Ellie hatte einen Strohhut auf. Um ihren Hals baumelte eine halb verwelkte Blumenkette. Sie sah ihn perplex an. Coach hingegen kochte vor Wut trotz seines lächerlichen Aufzugs.
Um die drohende Explosion abzuwenden, verkündete Griff schnell: »Coach, Ellie, das ist Laura Speakman.«
Coach schob Ellie beiseite und baute sich vor Griff auf. »Die Witwe? Die kennen wir schon. Wir haben auf Hawaii im Wall Street Journal von dem Mord an Foster Speakman gelesen.« Sein Blick schwenkte kurz auf Laura und bohrte sich dann wieder in Griffs Augen. »Und ehe ich weiß, wie mir geschieht, ruft mich dieser Detective aus Dallas an und entschuldigt sich dafür, dass er mich im Urlaub belästigt, aber es sei wirklich wichtig.«
»Rodarte?«
»Genau. Stanley Rodarte. Er fragte mich, ob wir wüssten, wo du steckst. Ob wir Kontakt mit dir gehabt hätten. Ob wir wüssten, wo er anfangen sollte, nach dir
Weitere Kostenlose Bücher