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Ewige Treue

Ewige Treue

Titel: Ewige Treue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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keinesfalls durch die verrotteten Planken brechen wollte, arbeitete er sich über die Veranda vor und zog an der Haustür. Sie schwang quietschend an verrosteten Angeln auf. Dann stand er auf der Schwelle, die Pistole in der rechten Hand, und leuchtete mit der Taschenlampe ins Dunkel. Drinnen stank es nach Mäusen, lebenden wie toten.
    Es gab einen Hauptraum mit einem Kamin voller Schutt und kalter Asche. Von diesem Raum gingen mehrere Türen ab. Er ging sie der Reihe nach ab. Schlafzimmer. Ein Bad. Eine Küche. Alles leer. Keine Anzeichen, dass in den letzten zehn Jahren jemand hier gewesen wäre.
    »Beschissene Zeitverschwendung«, grummelte er. Burkett hatte ihm also doch nur einen Floh ins Ohr gesetzt und ihn in die Pampa geschickt, während er selbst die Witwe auf eine Spritztour – und zwar in jedem Sinn des Wortes – nach Mexiko schleifte.
    Er schaltete die Taschenlampe aus, setzte sich auf ein Fensterbrett und zündete sich eine Zigarette an, während er darüber nachgrübelte, was er jetzt unternehmen sollte. Er blies eine Rauchwolke durch das leere Fenster. Es war so windstill, dass der Rauch in der Luft schwebte wie ein Gespenst. Rodarte starrte durch die Qualmwolke hindurch auf einen Hinterhof mit hart gebackener, ausgedörrter Erde.
    Dahinter stand ein Stall, der früher wahrscheinlich ein Schwein oder vielleicht eine Ziege beherbergt hatte. Zu klein für ein Pferd. Die Pfosten des Stacheldrahtzauns steckten entweder gefährlich schief im Boden oder waren schon umgekippt. Der Stacheldraht selbst quoll in rostigen Windungen über den Boden. Gute dreißig Schritte hinter dem umgekippten Zaun stand eine Scheune, die noch baufälliger zu sein schien als das Haus.
    Die Scheune.
    Rodarte steckte die Zigarette zwischen seine Lippen und blinzelte durch den aufsteigenden Rauch. Er warf einen prüfenden Blick auf seine Taschenlampe, um festzustellen, wie lang die Batterie noch durchhalten würde. Das Licht wurde schwächer, aber sie leuchtete noch. Er ließ die Zigarette auf die nackten Dielen fallen und drückte sie mit dem Fuß aus.
    Draußen konnte er auch ohne Taschenlampe genug erkennen. Trotzdem hielt er sie weiter in der einen Hand und die Pistole in der anderen, während er um das Haus herum nach hinten ging. Der Hof war ein Hindernisparcours. Eine Schubkarre lag verlassen auf der Seite. In einem offenbar als Hackklotz verwendeten Baumstumpf steckte immer noch ein Beil. Die unförmige Masse unter einem angebauten Unterstand stellte sich als ausgeweideter Traktor heraus.
    Er stieg über den Zaun, achtete dabei ängstlich auf den Stacheldraht und ging weiter auf die Scheune zu. Das zweiflüglige Tor war geschlossen, wurde aber nur durch einen hölzernen Riegel zusammengehalten, der sich um einen einzigen Nagel drehte. Er schlug den Riegel zurück und drückte den Flügel weit genug auf, um einen Blick hineinzuwerfen. Drinnen war es stockfinster. Die stickige Luft roch nach Dung und sauer gewordenem Heu.
    Als er weder eine Bewegung noch ein Geräusch registrierte, zog er das Tor etwas weiter auf und schob sich durch den Spalt. Er schaltete die Taschenlampe ein und schwenkte den Lichtstrahl durchs Dunkel. Seine Scheunenkenntnisse beschränkten sich auf das, was er im Kino gesehen hatte, aber seiner unmaßgeblichen Meinung nach war dies eine Scheune wie jede andere auch. Ein Heuboden auf der einen Seite. Dazu ein paar Pferdeboxen. Geräte und Farmbedarf.
    Und Manuelo Ruiz.
    Oder wenigstens irgendwer.
    Instinktiv spürte Rodarte, dass er nicht allein war. Einen winzigen Moment durchzuckte ihn kalte Angst. Vielleicht war es Burkett. Vielleicht hatte Burkett ihn hergelockt, um ihn hier zu überwältigen. Hatte ihn dieser verlogene Hurensohn etwa aufs Kreuz gelegt?
    Ehe Rodarte den Gedanken zu Ende bringen konnte, spürte er in seinem Rücken eine Bewegung. Er drehte sich um und bekam im selben Moment einen Schlag auf die Schulter, der seinen Arm und seine Hand betäubte. Die Taschenlampe fiel ihm aus der Hand. Mit dem anderen Arm holte er zu einem weiten Schwung aus, der abrupt endete, als die Pistole in seiner Hand gegen den Schädel des Angreifers knallte.
    Burkett war das nicht. Zu klein, zu dunkel, zu dicker Bauch. Rodarte hasste sich für das Gefühl der Erleichterung, das ihn sofort durchschoss.
    Trotzdem war der Kampf noch nicht entschieden. Der Mann war benommen und taumelte, aber er war noch nicht zu Boden gegangen. Er zog den Kopf ein und hechtete sich auf Rodarte. Der Detective zog in letzter Sekunde

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