Ewige Treue
»Viele meiner Kollegen betrügen ihre Frauen, wenn sie unterwegs sind. Ganz bestimmt heulen sie sich ihretwegen nicht die Augen aus. Ich habe dir damals eine Menge Gesprächsstoff für die Umkleide gegeben. Aber du hast nie zu irgendwem ein Wort gesagt.«
»Ich hatte keine Freunde, hast du das vergessen? Wem hätte ich was erzählen sollen?«
Bolly sah ihn sarkastisch an. »Aber du hast es auch mir gegenüber nie angesprochen. Es als Druckmittel eingesetzt. Du weißt schon. Im Gegenteil, du hast immer so getan, als wäre nie was passiert.« Er senkte den Kopf und spähte auf seine Turnschuhe. »Und du hast nie einen Gefallen eingefordert, nicht mal als du mich um einen Job angehauen hast. Das hat mir seither keine Ruhe gelassen.«
Bolly setzte die Brille wieder auf. Mehrere Minuten lang beobachteten sie Jasons Coach, der ihm Tipps gab, wie sich der Ball am besten fangen lässt. Schließlich sagte Bolly: »Der Typ ist okay für einen Schultrainer, aber Jason könnte etwas Extratraining brauchen. Ich weiß, es ist nicht wirklich ein Job. Ehrlich gesagt, Griff, es ist nicht …«
»Ich mach’s.«
»Nicht so schnell. Was ich dir als Bezahlung anbieten kann, ist definitiv eine Beleidigung.«
»Du brauchst mir nichts zu zahlen. Ich brauche etwas Sinnvolles zu tun. Kauf mir ein Dutzend Bälle zum Trainieren, und wir sind quitt.«
Bill sah ihn kurz an und schien dann eine Entscheidung zu fällen. »Wie wäre es mit hier, jeden Tag eine Stunde vor dem Training?«
»Passt mir gut.« Sie gaben sich die Hand. »Sag Jason, er soll sich drauf gefasst machen, dass er sich den Hintern wund schuften darf.«
»Er wird begeistert sein. Fangen wir gleich morgen an?«
»Ich werde hier sein.«
Bolly stand auf und stapfte ein paar Tribünenstufen hinunter, bevor er stehen blieb und sich noch einmal umdrehte. »Das heißt nicht, dass ich entschuldige, was du getan hast, Griff. Du bist immer noch auf Bewährung, bei mir wie vor Gericht. Sobald ich Ärger rieche, bist du draußen.«
»Es wird keinen Ärger geben, Ehrenwort.«
Bolly nickte und stieg die restlichen Stufen hinunter, um sich zu den anderen Dads zu stellen, die sich an der Seitenlinie versammelt hatten, um dem Training zuzuschauen.
Griff wurde nicht eingeladen, zu ihnen zu stoßen, und würde das auch in Zukunft nicht, aber das störte ihn nicht. Er hatte sich schon lange nicht mehr so gut gefühlt. Er hatte jetzt ein Projekt, etwas, auf das er sich freuen konnte, einen Grund, morgens aufzustehen. Und niemand war besser geeignet als er, einen viel versprechenden Quarterback zu trainieren. Dieses Wissen erfüllte ihn mit Stolz.
Er lächelte immer noch, als sein Handy läutete.
Er traf vor ihr ein und parkte wieder hinter dem Haus. Ein paar Minuten später brachte sie ihren Wagen hinter seinem zum Stehen.
»Die Konferenz hat länger gedauert«, erklärte sie im Aussteigen.
»Ich bin selbst gerade erst angekommen.«
Gemeinsam gingen sie zur Haustür. Während sie die Tür aufschloss, suchte er die Straße in beiden Richtungen ab. Keine olivgrüne Limousine. Er war direkt vom Sportplatz hierhergefahren und wusste, dass ihm niemand dorthin gefolgt war. Genauer gesagt hatte er seit der letzten Auseinandersetzung – vor genau einem Monat, wie er plötzlich begriff – weder Rodarte noch sonst jemanden bemerkt, der verdächtig ausgesehen hätte.
Trotzdem glaubte er keine Sekunde lang, dass Rodarte von ihm abgelassen hatte. Im Gegenteil, sein auffälliges Verschwinden war beunruhigend. Griff wäre es lieber gewesen, wenn er sich wenigstens hin und wieder gezeigt hätte. Daher fragte er Laura, sobald sie im Haus waren, ob sie den Mann gesehen habe, vor dem er sie gewarnt hatte.
»In dem hässlichen grünen Wagen?« Eine Braue wanderte leicht nach oben.
»Warum sehen Sie mich so an? Glauben Sie, ich hätte ihn erfunden?«
»Ich glaube, dass Sie unnötigerweise riskiert haben, mit mir zusammen gesehen zu werden.«
»Ich kenne die Regeln, aber das mit Rodarte mussten Sie erfahren.«
»Ich bezweifle es.«
»Hören Sie …«
»Ich will das nicht weiter vertiefen«, fauchte sie. Dann massierte sie ihre Stirn und seufzte müde. »Ich habe nirgendwo ein grünes Auto mit jemandem darin stehen sehen.«
»Gut. Danke. Mehr wollte ich nicht wissen. Warum haben Sie das nicht einfach gesagt und uns den Streit erspart?«
Sie schien ihn zurechtweisen zu wollen, doch dann änderte sie ihre Meinung und ging los in Richtung Schlafzimmer.
»Was war das für ein
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