Ewige Treue
Modell?«
»Wie bitte?«
»Das Modell. In der Schachtel, die ich zu Ihrem Auto getragen habe.«
»Ein Flugzeugmodell.«
»So viel habe ich mir auch zusammengereimt. Sie haben es mit nach Hause genommen, weil Sie es Ihrem Mann zeigen wollten. Wozu?«
»Für eine Präsentation.«
»Ach ja? Und wie ist sie gelaufen?«
Sie mied seinen Blick und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Das tut nichts zur Sache.« Ehe er Gelegenheit hatte, noch etwas zu sagen, eilte sie den Flur entlang und verschwand im Schlafzimmer.
Griff sah ihr nach und fragte sich, warum sie so grantig war. Ein Ehestreit? Ein schlechter Tag im Büro? Oder einfach nur entnervt, weil sie ihn noch einmal ertragen musste.
Scheiß drauf. Sollte sie doch zicken. Sollte sie doch schmollen. Egal. Das war nicht sein Problem. Er hoffte nur bei Gott, dass es diesmal klappen würde. Er konnte es kaum erwarten, sein Geld einzusacken und die Fliege zu machen.
Grimmig zerrte er das Hemd aus der Hose und streifte die Stiefel ab. Nach einem Blick auf den Wandthermostat drehte er ihn ein paar Grad kälter. Er ging in die Küche und schaute in den Kühlschrank. Wie immer Wasserflaschen und ein Sixpack Cola light. Er wollte keines von beidem, aber er knöpfte sein Hemd auf, stellte sich vor die offene Kühlschranktür und fächelte sich die kühle Luft gegen die Brust.
Als er wieder im Wohnzimmer war, öffnete er den Schrank und überflog die Titel der Videos. Vielleicht sollte er sich eins davon reinziehen, nur zur Abwechslung. Mal sehen. Männer mit Frauen. Frauen mit Frauen. Pornmöschen. Ob es in der Märchenserie auch Schneeflittchen und Schwänzel und Gretel gab? Auf einem Cover saß ein Mädel mit nichts als dünnen Lederstreifen am Körper auf einem Motorrad. Ihr Zähnefletschen und die scharfen roten Fingernägel turnten ihn ab, nicht an.
Er schloss die Schranktür und verwarf die Videos und Hefte wieder einmal zugunsten seiner eigenen Phantasie.
»Herein.«
Er trat ins Schlafzimmer und schloss die Tür. Auf halbem Weg zum Bett blieb er stehen. Sie lag da wie beim letzten Mal, das Gesicht der Decke zugewandt und bis zur Taille zugedeckt. Oberhalb war sie komplett angezogen.
Aber diesmal sah er Tränenspuren auf ihren Wangen.
Als er nicht gleich ans Bett kam, sah sie ihn kurz an und dann wieder zur Decke.
Er stellte sich ans Fußende des Bettes. »Was ist denn los?«
»Nichts.«
»Sie haben geweint.«
»Ich bin nur müde.«
»Sie weinen, wenn Sie müde sind?«
Sie sah ihn an und meinte gehässig: »Manchmal. Können wir es jetzt bitte hinter uns bringen?«
Vergrätzt über ihren Ton und die Herablassung, die darin schwang, murmelte er: »Stets zu Diensten, Madam«, und schob seine Jeans nach unten, wobei er insgeheim hoffte, dass sie der Anblick seiner spitz vorstehenden Boxershorts verlegen machen würde. Tatsächlich. Sie drehte den Kopf zur Seite.
Er strampelte seine Jeans von den Füßen, schälte sich aus den Shorts und krabbelte aufs Bett, wo er sich auf sie legte. Er kämpfte mit der Decke und verfluchte kurz ihre Widerspenstigkeit, bevor er sie endlich beiseitegezerrt hatte. Ihre Schenkel öffneten sich. Er ging in Position, stieß zu, verfehlte und stieß wieder zu.
Es war leichter als bei den ersten beiden Malen. Und es ging schneller. Genau gesagt war es sofort wieder vorbei. Falls man unter »schneller Fick« im Lexikon nachgeschlagen hätte …
Er nahm sich nicht einmal die Zeit, zu Atem zu kommen, ehe er sich wieder über ihr abstützte. Dabei fiel sein Blick auf ihr abgewandtes Gesicht. Und er erstarrte. Frische Tränen rannen wie ein stiller Tadel über ihr Gesicht. Ihre Unterlippe klemmte zwischen ihren Zähnen, wie um das Beben zu unterdrücken.
Ach du Scheiße. War es wirklich so schlimm gewesen?
Offenbar schon, denn ihr Brustkorb zuckte unter einem Schluchzen zusammen.
»Verdammt, hab ich Ihnen wehgetan?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Sie haben selbst gesagt, wir sollten es hinter uns bringen.«
Sie versuchte, etwas zu sagen, aber die Worte steckten in ihrer Kehle fest. Sie schluckte krampfhaft.
Griff wusste nicht mehr, was er sagen sollte, und sagte darum nichts. Stattdessen legte er die Hand auf ihre nasse Wange. Sofort spannte sie sich unter ihm an. Als sie die Hand hob, erwartete er, dass sie damit seine von ihrem Gesicht ziehen würde. Stattdessen legte sie ihre Finger auf seine und schmiegte sich in seine Handfläche, sodass seine Handballen unter ihrem Kinn und seine Fingerspitzen an ihrem Haaransatz zu
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