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Ewige Versuchung - 5

Ewige Versuchung - 5

Titel: Ewige Versuchung - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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wurde noch röter. Trotzig reckte sie ihr Kinn. »Er ist ein guter Mensch.«
    Temple staunte. »Ein guter Mensch, der andere Menschen in Käfigen hält!«
    »Er sperrt lediglich Vampire in Käfige«, gab sie zurück. Ah, da war wieder dieser Ausdruck von Bedauern. Und etwas anderes. Temples Intuition regte sich. In was für einen Käfig war Vivian gesperrt worden?
    »Mein Fehler«, lenkte er lächelnd ein. »Also, erzähl mir doch bitte, womit Mr. Villiers sich deine übergroße Wertschätzung verdient hat!«
    »Du machst dich über mich lustig«, sagte sie misstrauisch.
    »O ja, aber außerdem würde ich wirklich gern wissen, wie er zu deiner ungebrochenen Hingabe gelangte.«
    Vivian blickte mit finsterer Miene auf ihre Hände hinab, die sich in die Tagesdecke krallten. »Er hat mich gerettet.«
    Noch ehe Temple fragen konnte, wovor, klopfte es an der Tür. Er stürzte buchstäblich vom Bett und durch das Zimmer, um sie zu öffnen, damit Vivian keine Zeit hatte, um sich ihre Antwort gründlich zu überlegen. Eine Magd stand dort. Temple bat sie, ihnen eine Auswahl von allem Essbaren zu bringen, bedankte sich und kehrte zu seinem Platz auf dem Bett zurück.
    »Wovor hat er dich gerettet?«
    Jede Unsicherheit war aus ihren Zügen gewichen, die abermals trotzig wirkten. Doch nicht ihre Gefühle für Villiers waren der Grund. Woher er es wusste, konnte Temple nicht erklären, aber er wettete seine Unsterblichkeit darauf. Sie wollte nicht, dass er schlecht von ihr dachte, dass er sie nicht mehr für das erstaunliche Wesen hielt, das sie war.
    »Vor einer fahrenden Truppe, die Kuriositäten zur Schau stellte.«
    Er hätte sie der Lüge bezichtigt, wäre die nackte Wahrheit ihr nicht anzusehen gewesen.
    »Einem Zirkus?«
    Ihre Nasenflügel bebten, als sie tief Luft holte. »Eine Monstrositätenschau.«
    Wäre sie plötzlich in Flammen aufgegangen, hätte Temple kaum schockierter sein können. »Wie bist du an solche Leute geraten?«
    Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper, als könnte sie es nicht ertragen, ihn anzusehen. »Mein Vater verkaufte mich für vierzehn Pfund und ein halbes Pökelschwein. Sie stellten mich als Boadicea aus, die Heeresführerin der Kelten.«
    Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit schwieg Temple nicht willentlich, sondern aus dem simplen Grund, weil er keine Ahnung
     hatte, was er sagen sollte.
    »Villiers nahm mich bei sich auf, behandelte mich wie seine eigene Tochter … besser als mich mein eigener Vater je behandelt hatte. Ich verdanke ihm mein Leben.«
    Temple neigte seinen Kopf zur Seite. »Was verlangt er als Gegenleistung?«
    Ihr Gesicht leuchtete förmlich vor Zorn. »Warum sollte er irgendetwas verlangen?«
    »Offenbar wollte er nicht deine Jungfräulichkeit«, antwortete Temple achselzuckend und achtete nicht auf ihre glühenden Wangen oder den Geruch von Scham.
    Da sie stumm blieb, drängte er weiter. »Was ist an dir, dass man dich als Monstrosität ausstellen wollte?«
    Vivian zuckte zusammen, verschloss sich jedoch nicht. Dass sie ihm diesen eindeutig schmerzvollen Teil ihrer Vergangenheit enthüllte, war beachtlich. Er ermahnte sich aber gleich, dass sie nicht zurückschrecken würde, seine Schwächen auszunutzen, wie er ihre ausnutzte. »Dir ist sicher schon aufgefallen, dass ich schneller und stärker bin als die meisten Frauen – als die meisten Männer übrigens auch. Mit neun Jahren konnte ich bereits doppelt so große Jungen niederringen.«
    Ja, es war ihm aufgefallen. Er glaubte sogar zu wissen, warum sie es konnte. Die Frage war: Wusste Villiers es? Angesichts Villiers’ Interesses an Vampiren schien es ein grausamer Zufall.
    »Ja, ich bemerkte es.« Er fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar und wunderte sich, wie kurz es war, obwohl er es selbst geschnitten hatte. »Ich schätze, deinem Vater behagte nicht, dass seine Tochter die Burschen am Ort verdrosch.«
    »Mein Vater hätte mich an einen von ihnen verkauft, hätten sie mich gewollt. Ich war eine Schande für ihn.«
    Temple beobachtete sie, sah, wie sie ihre Arme streckte und erneut um sich schlang. Sie war nervös.
    »Was ist geschehen?«, fragte er und kam sich auf einmal sehr weise vor. »Schlug dein Papa dich, und du hast dich gewehrt?«
    Darauf musste sie nicht antworten, denn er konnte die Wahrheit an ihrer Miene ablesen. »Ja«, sagte sie leise. Ihre Stimme klang belegt. »Er krachte vor einem Nachbarn durch das Scheunentor. Es war das letzte Mal, dass er mich geschlagen hat. Drei Tage später kamen die

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