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Ewige Versuchung - 5

Ewige Versuchung - 5

Titel: Ewige Versuchung - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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wahren Zweck des Ordens enthüllt, wäre Rupert vielleicht nicht da, wo er heute stand.
    Und ganz sicher hätte Violet inzwischen ihre Schönheit eingebüßt. Da sie jetzt ein Vampir war, konnte das natürlich nicht geschehen. Ohne mit der Wimper zu zucken, war sie zur Vampirhure geworden, hatte sich von dem Versprechen abgewandt, das sie Rupert gegeben hatte. Wenigstens hatte Vivian eine Entschuldigung. Sie konnte im Grunde nicht anders. Es lag ihr im Blut, Vampire anzuziehen und sich von ihnen angezogen zu fühlen.
    Ein bekanntes Gesicht draußen wurde von einer der Straßenlaternen gegenüber angeleuchtet. Bei dem Anblick setzte Rupert sich kerzengerade in seinem Stuhl auf, um besser sehen zu können.
    War er das? Der Mann stand auf dem Gehsteig, einen Kastorhut tief in die Stirn gezogen, doch Villiers erkannte genug, um sich vor Angst seine Faust gegen den Mund drücken zu wollen.
    Payen Carr.
    Vor zwanzig Jahren – war es wirklich so lange her? –, am Vorabend seiner Vermählung mit der liebreizenden Violet Wynston-Jones, hatte er dieses Gesicht zum ersten Mal erblickt. Payen hatte das Fest gestört, indem er wie ein Wahnsinniger hereingestürmt kam und forderte, Violet die Heirat mit Rupert zu untersagen.
    Und das letzte Mal, als er Carr gesehen hatte, erschoss Villiers versehentlich Violet. Wenn das auf der anderen Straßenseite Carr war, dann hielt der Vampir sich nur aus einem einzigen Grund in London auf.
    Um ihn zu töten.
    Ein Klopfen an der Tür rief ihn in die Gegenwart zurück. Noch einmal schaute er ängstlich, aber auch mit einem Anflug von Trotz zum Fenster, doch der Mann war fort. Vielleicht war er gar nicht da gewesen. Alles könnte ein Hirngespinst gewesen sein, von alten Erinnerungen heraufbeschworen, um ihn zu erschrecken. Von Erinnerungen, die ihn verfolgten.
    »Herein!«, rief er und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Er hatte wie ein furchtsamer Junge reagiert, verdammt! Dabei konnte er es mit Payen und jedem anderen Vampir aufnehmen, denn heute verfügte er über Silberkugeln und Wachen.
    Seine Haushälterin kam herein. »Ein Telegramm für Sie, Sir.«
    Villiers stand auf und stellte verdrossen fest, dass seine Beine zitterten. »Dann geben Sie es her!«
    Die Frau tat, wie ihr geheißen, machte einen Knicks und ging wieder.
    Als er abermals zum Fenster sah, spiegelten sich in der Scheibe lediglich die Zimmerlampen. Zum Teufel mit seiner Phantasie, die ihm solch üble Streiche spielte, wenn er doch einen klaren Verstand brauchte!
    Er zog die Vorhänge zu und setzte sich wieder an den Schreibtisch. Das Telegramm kam von seinem Kontakt in Irland. Vivian war tatsächlich auf Clare und wohnte derzeit in der Garden Academy, wie Temple ebenfalls. Allem Anschein nach war sie Temples Gefangene, hatte jedoch bis auf einen Bluterguss im Gesicht bisher offenbar nichts erleiden müssen. Sie war in Temples Räumen untergebracht und wurde wie ein Gast behandelt, hieß es. Weitere Nachrichten sollten folgen, sobald sein Kontakt über neue verfügte.
    Seufzend sackte Villiers auf seinem Stuhl zusammen. Vivian ging es gut. Unter den gegebenen Umständen wunderte er sich nicht, dass sie ihm keine Nachricht hatte schicken können. Falls Temple sie von den anderen in der Schule fernhielt, hatte sie die Person noch gar nicht kennengelernt, die Vivians Botschaften an ihn weitergeben konnte.
    Sein Instinkt hatte ihm gesagt, dass Temple ihr nichts tun würde. Nun konnte seine Schutzbefohlene sich das Vertrauen des Vampirs sichern und ihn glauben machen, sie wäre nicht gefährlich. Wenn sie ihn richtig ablenkte, würde der Vampir denken, sie wäre seine Rettung, nicht sein Untergang.
    Lächelnd schenkte er sich von dem Brandy auf seinem Schreibtisch ein. Seine vorherige Angst und Unsicherheit verflogen wie Rauch aus einem Kamin.
    Sie waren dem Ziel nahe. Alles, worauf er die letzten zwanzig Jahre hingearbeitet hatte, stand unmittelbar vor der Erfüllung. Bald wäre er der Mächtigste auf der Welt. Als oberster Meister des Silberhandordens war er schon unsagbar mächtig und reich, aber hatte er erst die fünf Vampire in seinem Besitz, ihr Blut zu seiner Verfügung …
    Zu wissen, was das Schicksal für ihn bereithielt, war höchst befriedigend.
    Morgen früh würde er mit seinem Sekretär sprechen und eine Reise nach Irland – so bald wie möglich – planen. Die Ausrüstung war in diesem Moment dorthin unterwegs, wie auch seine Männer. Sie mussten schnell handeln. Dem Telegramm zufolge hatte Temple eine

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