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Ewige Versuchung - 5

Ewige Versuchung - 5

Titel: Ewige Versuchung - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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hatte sie ihn nicht einmal getäuscht, denn ihm war bewusst gewesen, dass sie Villiers helfen würde – ebenso wie sie wusste, dass er sie gegen diesen Mann benutzen würde. Also warum war er so … erbost, dass sie ihrem Mentor gegenüber Wort hielt? Warum nahm er es persönlich, dass sie tat, was ihr Pflichtgefühl von ihr verlangte? Hatte er allen Ernstes geglaubt, er könnte sie mühelos auf seine Seite bringen? Eigentlich hatte er darüber bisher noch gar nicht nachgedacht.
    Als er aufgewacht war und festgestellt hatte, dass sie fort war, hatte er Angst bekommen, die noch entsetzlicher wurde, nachdem niemand ihm sagen konnte, wo sie steckte. Und dann fand er sie in diesem Loch. Zuerst war er ungemein erleichtert gewesen. Im nächsten Moment hatte er sich verraten gefühlt.
    Er hasste dieses Gefühl.
    Was, wenn er Vivian nicht gefunden hätte? Wenn der Sturz sie umgebracht hätte?
    »Du siehst aus, als hätte jemand deinen Hund getreten«, bemerkte eine sanfte Stimme, kaum dass er Brownies privaten Salon betrat.
    Er warf seiner Freundin einen kurzen Blick zu. Sie saß in einem hochgeschlossenen blassgelben Kleid mit jeder Menge Spitze und Schleifen auf dem winzigen blauen Sofa und wirkte unecht wie eine kleine Puppe.
    »Ich vermute, du hast Vivian gefunden«, fuhr sie fort, als er beharrlich schwieg.
    Temple nickte und nahm eine Whisky-Karaffe aus dem Vitrinenschrank. »Das habe ich. Sie war in einer der Gruben im Wald.«
    »Ich sagte dir ja, dass sie gefährlich sind.«
    »Deshalb habe ich sie gegraben.« Vor Vivians Ankunft auf der Insel hatte er drei Gruben auf der Insel angelegt. Bei seiner Stärke und Schnelligkeit dauerte es nicht lange, die Fallen zu bauen, die für Rupert Villiers und dessen Männer gedacht waren – falls sie ihn aufspürten.
    »Ich hoffe, du hast dich bei ihr entschuldigt.«
    Er stieß einen verächtlichen Laut aus, während er ihnen beiden einen großzügigen Schluck Whisky einschenkte. Dann ging er zu seiner Freundin, setzte sich ihr gegenüber und reichte ihr eines der Gläser. »Habe ich nicht.«
    »Temple!« Sie schien regelrecht empört. »Wie konntest du! Das arme Ding hätte zu Tode kommen können!«
    »Das arme Ding kann recht gut auf sich selbst aufpassen, Brownie. Du brauchst dich nicht zu sorgen, dass ihr eines der Erdlöcher den Garaus macht.« Was sehr wohl hätte geschehen können, wäre sie kopfüber darin gelandet. Oder hätte eines der Bretter, die sie zerschlug, ihren Bauch durchbohrt, nicht bloß ihre Hand.
    Brownie lächelte mitfühlend. »Du bist wütend, weil sie verletzt ist. Du fühlst dich verantwortlich.«
    »Ja, ich bin wütend, verdammt!« Er stürzte den Inhalt seines Glases hinunter. Der Whisky brannte, was sich gut anfühlte. »Was die Verantwortung betrifft, liegt sie ganz allein bei ihr.«
    Brownie bedachte ihn mit einem zarten Lächeln. »Du hast ihr noch nicht gesagt, was sie ist, nicht wahr?«
    »Damit sie es gegen mich einsetzt?«, konterte Temple finster. »Nein. Je ahnungsloser sie ist, umso besser.«
    »Wenn sie erfährt, was sie ist, begreift sie vielleicht, weshalb sie so wichtig für dich ist.«
    Wieder schnaubte er bloß. Er wusste ja nicht einmal selbst, wieso sie so verdammt wichtig für ihn war. Zwar gab es einen offensichtlichen Grund, aber da war viel mehr als nur die Anziehungskraft ihres Blutes.
    Vorhin war ein Telegramm von Payen Carr angekommen. Er bot alle Hilfe an, die er leisten konnte, und Temple war versucht, sie anzunehmen. Könnte Carr ihm etwas geben, das Vivian erkennen ließ, wie gefährlich Villiers war, irgendetwas, das zum Niedergang des Silberhandordens führen konnte, wäre Temple überaus dankbar.
    Brownie beäugte ihn prüfend. »Wahrscheinlich sollte ich es dir nicht verraten, doch ich wäre keine gute Freundin, täte ich es nicht. Vivian bat mich kürzlich, ein Telegramm für sie aufzugeben.«
    Temple riss den Kopf hoch. Schlagartig waren jegliche Melancholie, Schuldgefühle und Unsicherheit verpufft. »An wen? Einen Mann namens Vincent?«
    Brownie überlegte. »Nein, dieser Name war es nicht. Valance?«
    Ihm war, als würde ihm das Herz in der Brust zu Stein. Behutsam stellte er sein Glas auf eine polierte Vitrine neben sich. »Villiers.«
    »Ja! Das war es. Villiers. Warte, Temple! Wo willst du hin?«
    Er würde dem Mann folgen, den Vivian im Wald getroffen hatte. Das hätte er längst tun sollen. Falls er eine Nachricht von Vivian an Villiers bei sich trug, konnte es bereits zu spät sein, sie noch

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