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Ewige Versuchung - 5

Ewige Versuchung - 5

Titel: Ewige Versuchung - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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gewiss besinnungslos geprügelt. Alles deutete darauf hin, dass das der Plan gewesen war: ihn zu fangen und ihm alles an Informationen aus dem Leib zu dreschen, was er besaß.
    Ein knappes Entrinnen, bei Gott!
    Marcus wollte schon wieder aufstehen, als er etwas Silbernes bemerkte. An der linken Hand trug der Mann den Siegelring des Silberhandordens. Nachdem er sich kurz umgeschaut hatte, ob jemand ihn beobachtete, hob Marcus die Hand und zog an dem Ring. Er hakte hinter dem dicken Fingerknöchel, so dass ein recht unsanfter Ruck erforderlich war, bevor er den Ring ganz abziehen konnte. Dann steckte er ihn in die Brusttasche seines Gehrocks. Eines Tages könnte er sich als nützlich erweisen.
    Nun stand er eilig auf und begab sich aus der dunklen Gasse hinaus, während er seine Kleidung richtete und das Messer wieder einsteckte. Zurück im Sonnenschein sah er ganz und gar wie ein englischer Tourist aus. Ohne weitere Zeit zu verschwenden, kehrte er in die Unterkunft zurück. Wenn der Orden ihnen folgte, musste etwas Großes geplant sein – etwas, das größer war als das, was sie bisher durchgemacht hatten.
    Nein, so hatte er sich seinen Sommer wahrlich nicht vorgestellt. Hoffentlich überlebte er den Rest davon!
     
    Wenigstens war nichts gebrochen.
    Dafür sollte sie dankbar sein, sagte Vivian sich, als sie sich langsam und vorsichtig auf dem Boden des dunklen Schachts erhob.
    Während sie aufstand, stellte sie verdrossen fest, dass es bereits Abend wurde. Sie musste über Stunden ohnmächtig gewesen sein. Das Pochen seitlich an ihrem Kopf erklärte ihr auch, warum so viel Zeit vergangen war, ohne dass sie es bemerkt hatte. Offenbar war der Sturz heftig gewesen. Behutsam tastete sie ihren Kopf nach möglichen Blutverkrustungen ab. Ihr linker Knöchel war empfindlich und geschwollen, aber nur gestaucht. Es hätte schlimmer sein können.
    Als wäre es noch nicht schlimm genug! Niemand wusste, dass sie spazieren gegangen war, geschweige denn, in welche Richtung. Höchstwahrscheinlich bemerkte überhaupt niemand, dass sie verschwunden war.
    Panik stieg in ihrer Brust auf, aber Vivian verdrängte sie. Sie würde nicht in diesem Loch sterben! Irgendwann würde sie vermisst, und dann suchte Temple nach ihr.
    Und sie würde nicht denken, das hier wäre dasselbe, wie in einem Käfig eingesperrt zu sein. Sie konnte hier herauskommen, anders als aus dem Käfig, in dem die Fahrenden sie die ersten Wochen gehalten hatten, bis sie sicher waren, dass sie ihren Willen gebrochen hatten und sie nicht mehr weglaufen würde.
    Deshalb war sie so verwundert gewesen, dass Temple sie nicht einschloss, als er sie in jener Nacht einfing. Sie nackt und in seinem Bett zu behalten, war nicht vergleichbar mit der Pein, sie in eine Kiste zu stopfen. Er hätte sie in einen Käfig stecken können, wie sie es mit ihm gemacht hatte. Hätte ihm das nicht Befriedigung verschafft – ein gewisses Maß zumindest? Aber er hatte es nicht getan, und das war schlimmer, denn es machte ihn besser als sie, und ein Teil von ihr hasste ihn dafür. Es war so viel leichter, wenn Menschen sich benahmen, wie sie es erwartete, also für gewöhnlich hinterhältig und grausam. Solche Dinge überraschten sie nicht mehr.
    Doch es gab nichts Verletzenderes als Freundlichkeit, die einem genommen wurde. Vielleicht war das der Grund, weshalb sie stets solche Angst hatte, Rupert zu enttäuschen. Sie rechnete jeden Moment damit, dass ihr die Freundlichkeit entrissen würde, die er ihr gegenüber bewies.
    Manchmal wünschte sie es sich sogar.
    Aber sie wünschte sich nicht, in diesem Gefängnis zu schmachten.
    »Temple findet mich«, redete Vivian sich laut zu, um ihr hämmerndes Herz zu beruhigen. »Der Mann hat einen Geruchssinn, mit dem es kein Wolf aufnähme. Er findet mich noch heute Nacht!« Zweifellos hatte er diese Falle gebaut. Die Erde roch frisch, und das Netz, das sie bedeckte, war ebenfalls recht neu.
    Sie war so dumm gewesen! Hätte sie nicht schlauer sein müssen, als ihrer Umgebung zu vertrauen? Sie hätte wissen müssen, dass ein Vampirunterschlupf mit Sicherheitsvorkehrungen versehen war. Sie hatte nicht aufgepasst, weil es sich um eine Schule handelte. Weil sie von Frauen geleitet wurde. Nun schämte sie sich maßlos für sich selbst.
    Doch bei aller Scham würde sie nicht einfach hier sitzen und abwarten, bis man sie fand. Die glatten Bretter an den Grubenwänden machten einen Aufstieg unmöglich, aber so schnell ließ Vivian sich nicht entmutigen.
    Sie

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