Ewige Versuchung - 5
wahnwitzigen Schurken zu schützen.«
Saint und Bishop sahen einander noch einen Moment lang an, dann nickten beide. Vorerst herrschte also Waffenruhe, wie es schien.
»Apropos Frauen«, begann Reign. »Was ist mit Vivian? Ist sie die Marionette des Ordens oder ein weiteres seiner Opfer?«
Temple rieb sich mit der Hand über das Gesicht, sprang auf und ging auf und ab. »Sie ist so verdammt blind, wenn es um Villiers geht, dass ich gern glauben würde, sie wäre ahnungslos. Aber sie würde alles für ihn tun, und das macht sie gefährlich.«
Zum ersten Mal, seit sie sich an diesem Abend versammelt hatten, ergriff Pater Molyneux das Wort. Temple hatte fast vergessen,
dass der alte Priester noch da war, weil er sich so still verhalten hatte.
»Darf ich annehmen, dass du eine gewisse Zuneigung für die junge Frau hegst?«
Er konnte den Priester nicht ansehen. Überhaupt konnte er keinen ansehen, und sie alle beobachteten ihn, diese Schufte! »Ich weiß es nicht. Sie erhielt Nachrichten von Villiers und ließ ihm auch welche zukommen. Gott allein weiß, was sie ihm erzählt hat.«
»Ich denke, sie ist eine Marionette«, bemerkte Reign mit Bezug auf seine vorherige Frage. »Der Orden versuchte, Prudences Suche nach dem Heiligen Gral gegen Chapel zu benutzen. Sie setzten Marika auf Bishop an und Olivia auf mich. Und sie haben auch versucht, Ivy in ihre Pläne einzubeziehen. Es wäre nur folgerichtig, zu mutmaßen, dass sie Vivian benutzen.«
Saints Lippen krümmten sich zu einem trägen Lächeln. »Nun, wenn das der Fall ist, kannst du sie ebenso gut jetzt heiraten, Temple. Du wirst es am Ende ohnehin tun.«
Temple schüttelte den Kopf. »Das wird nicht geschehen. Selbst wenn sie so unschuldig ist, wie ich gern glauben würde, gibt es für Vivian und mich keine Zukunft.«
»Warum nicht?«, fragte Chapel.
»Weil sie sterblich ist.«
»Dem kannst du abhelfen«, wandte Reign achselzuckend ein. »Es ist vielleicht nicht einfach, aber wir haben es alle getan.«
Temple seufzte. »Das letzte Mal, als ich es tat, verwandelte sich die Frau, die ich liebte, in ein blutrünstiges Monstrum, und ich musste sie töten. Das riskiere ich bei Vivian nicht.«
»Vivian ist nicht Lucinda«, widersprach Saint streng.
»Nein«, stimmte Temple ihm zu, »ist sie nicht. Aber Vivian ist auch nicht vollkommen menschlich.«
Kapitel 13
L iebst du Villiers?« Es war Prudence, die diese Frage stellte.
»Nein«, antwortete Vivian rasch und sah von dem Sofa im kleinen Salon auf. »Er war wie ein Vater zu mir.«
Die hübsche schmale Rothaarige setzte sich neben sie. »Was ist mit Temple? Liebst du ihn?«
Fast erstickte Vivian, als sie einatmete. »O Gott, nein! Ich fühle mich zu ihm hingezogen, aber ich wäre niemals so dumm, mich in einen Mann zu verlieben, der mich nur benutzen will.« Sie konnte unmöglich so dumm sein. Oder doch?
Wie es aussah, war sie dumm genug, um Rupert zu glauben – warum also nicht auch Temple? Bei Gott, die Worte des Vampirs hatten sie bis ins Mark getroffen! Er brachte sie dazu, den einzigen Mann anzuzweifeln, der jemals gut zu ihr gewesen war. Wie konnte sie eher einem Mann trauen, der sie in einen Käfig sperrte, als einem, der sie aus einem befreit hatte?
Olivia, die wunderschöne Brünette, die sehr müde aussah, aber dennoch sehr wohl imstande sein dürfte, Vivian in Stücke zu reißen, kam und hockte sich vor das kleine Sofa, auf dem Vivian saß. »Ich möchte gern glauben, dass du unschuldig bist«, sagte sie leise. »Aber falls du zum Silberhandorden gehörst, werde ich dich töten.«
»Ich weiß«, erwiderte Vivian ruhig, obgleich ihr Herz schneller schlug. »Ich bin keine Gefahr für dich.«
»Nicht für mich oder für uns.« Olivia zeigte auf die anderen Frauen. »Aber du stellst eine Gefahr für Temple dar. Deshalb wurdest du ihm nachgeschickt.«
»Ich wurde ihm nachgeschickt, weil ich stärker und schneller bin als die meisten Männer.«
Olivia lächelte. »Du bist nicht stärker und schneller als ein Vampir.«
»Nein, aber Temple und ich haben gekämpft, und ich hielt mich recht wacker.« Darauf war sie sogar stolz.
»Wer immer dich schickte, wusste, dass du Temple ablenkst. Du sollst ihn einfach beschäftigen, während der Orden sich gesammelt und einen Angriff vorbereitet hat.«
Der Gedanke, dass Villiers … Rupert sie auf so niederträchtige Weise benutzte, widersprach allem, woran sie glaubte. Und dennoch schien es naheliegend, wenn sie bedachte, wie listig ihr Mentor sein
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