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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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gegenüberzusitzen.

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    18
    A n diesem Morgen stand die Sonne schon hoch am Himmel, als Waters die Hintertreppe zu seinem Büro hinaufstieg. Seine Augen brannten vor Müdigkeit. Nach ihrer Diskussion am Abend zuvor hatten Lily und er beschlossen, Annelise zu sich ins Bett zu holen, und das ständige Hin- und Herwälzen des Mädchens ließ an Schlaf kaum denken. Überdies hatte Lily beschlossen, Annelise an diesem Tag nicht in die Schule zu schicken. Sie wollte nicht, dass sie für Mallory angreifbar wäre, während Waters versuchte, Mallory in Sybil hineinzumanipulieren.
    Waters blieb an der Tür seines Büros stehen, machte einen Schritt den Flur hinunter auf Coles Büro zu, ging dann aber doch in sein eigenes. Er wusste nicht, ob er seine Gefühle unter Kontrolle halten könnte, wenn er jetzt in Coles Büro ginge und nur seinen Freund und Partner vorfände. Zu sehen, dass Cole nicht das Geringste von der düsteren Präsenz ahnte, die unter seinem Bewusstsein verborgen lag, wäre so, als spräche er mit einem Freund, der nicht wusste, dass er an Krebs sterben würde.
    Waters ging zu seinem Schreibtisch, setzte sich aber nicht. Er wandte sich zum Panoramafenster, öffnete die Balkontür und ging hinaus. Der Fluss, der meist rostbraun aussah, schimmerte metallgrau und wirkte tot und tief, als könne er alles verschlucken, das hineingeworfen wurde, ohne eine Spur zu hinterlassen. Der Verkehr strömte über die Zwillingsbrücken. Auf der östlichen Spanne wurden Stahlteile ausgetauscht; Arbeiter krabbelten mit erstaunlicher Geschwindigkeit wie Ameisen über die Träger, und auf etwa fünfzig Metern schützte nur eine behelfsmäßige Leitplanke die Autofahrer davor, dreißig Meter tief in den Fluss zu stürzen, wenn sie aus der Spur gerieten.
    Wie ich, dachte Waters. Ich bin aus der Spur geraten. Und jetzt stehe ich nur noch ein paar Schritte vor dem Gefängnis.
    »Johnny?«
    Er fuhr herum und sah Cole einen Meter hinter sich stehen, frisch rasiert und gut gekleidet, in Wollhose, maßgeschneidertem Hemd und Seidenkrawatte. Dass er »Johnny« gesagt hatte, deutete darauf hin, dass Waters nicht Cole, sondern Mallory gegenüberstand, doch er war sich nicht sicher.
    »Hallo, Cole«, sagte er beiläufig.
    Coles Lächeln verschwand. »Warum tust du das?«
    »Was?«
    »Du weißt doch, dass ich es bin.«
    Waters blickte in die flammenden Augen. »Ich war mir nicht sicher.«
    »Jetzt bist du es.«
    Er drehte sich wieder zum Geländer und blickte über den Fluss nach Louisiana – flaches Ackerland, das sich bis zum Horizont erstreckte. Er fühlte, wie eine Hand sich auf seine Schulter legte.
    »Ich möchte, dass du dich heute entscheidest«, sagte Cole. Die Hand drückte mit beinahe schmerzhaftem Griff zu. »Bis heute Abend, Johnny.«
    Waters drehte sich um und blickte seinem Partner ins Gesicht. »Ich habe mich bereits entschieden.«
    Coles Finger fuhren an seinen Hals, als suche er eine Haarlocke, aber da war nicht genug Haar, um es einzudrehen. »Wer?«
    »Sybil.«
    Die Schultern des großen Mannes senkten sich vor Erleichterung. »Ich dachte schon, du hättest jemand anders im Sinn ...«
    »Sybil ist die beste Wahl. Sie hat keine Familie, die Fragen stellen könnte. Zumindest nicht, dass ich wüsste.«
    »Sie hat eine Tante in Houma und eine Halbschwester in Boutte. Aber sie steht keiner von beiden nahe.«
    Waters nickte. »Dann bleibt es bei Sybil.«
    Eine ungewohnte Verletzlichkeit schlich sich in Coles Gesicht. »Mehr hast du nicht zu sagen? ›Dann bleibt es bei Sybil‹?«
    »Du hast Recht. Da ist noch sehr viel mehr. Da ist der Mord an Eve. Da sind Lily und Annelise. Da ist die Umweltuntersuchung.«
    Cole schnaufte wütend. »Bist du heute den ganzen Tag im Büro?«
    »Außer zum Mittagessen.«
    »Gut.« Er näherte sich Waters’ Gesicht, hielt dann aber inne. »Ich will dich küssen, Johnny. Aber ich weiß, dass du dich dabei unwohl fühlst.«
    »Bei Sybil werde ich mich nicht unwohl fühlen.«
    Cole lachte leise. »Das dachte ich mir schon.«
    Waters verbrachte den Rest des Morgens damit, so zu tun, als arbeite er, um vor Sybil und möglichen Besuchern den Schein zu wahren. Alles musste bis ganz zum Schluss normal aussehen. Die Tragödie musste scheinbar inmitten einer alltäglichen Existenz zuschlagen. Seltsamerweise sah Waters nach diesem Gespräch keine Spur mehr von Cole. Um die Mittagszeit hörte er, wie die Tür sich öffnete. Er sah auf. Sybil stand vor ihm. Sie lächelte, und ihre Augen glänzten.
    »Was

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