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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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ist?«, fragte er und versuchte, ihr nicht in die Augen zu sehen.
    »Ich habe mich nur gefragt, ob ich immer noch Ihre Anrufe abfangen soll.«
    Waters nickte und fragte sich, ob es wirklich darum ging. Sybil glühte förmlich – sie wollte ihm irgendetwas erzählen. Doch Waters konnte ihr nur mit Mühe ins Gesicht sehen. Achtundzwanzig Jahre alt. Eine junge Frau. Eine schöne Frau. Nie hatte Waters sich die Zeit genommen, sie besser kennen zu lernen. Und diese Frau sollte sterben, während Cole weiterleben durfte, obwohl er beinahe jeden Segen vergeudet hatte, der ihm vergönnt gewesen war ...
    »Warum sehen Sie so glücklich aus?«, fragte er schließlich.
    Sybil lächelte. »Ich weiß auch nicht. Heute ist einfach ein guter Tag.«
    Leere breitete sich in seinem Brustkorb aus. »Hat das vielleicht mit Cole zu tun?«
    Sie blickte an die Decke, doch ihr Lächeln wurde noch strahlender. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.«
    »Nur raus damit, Sybil.«
    Sie blickte ihm in die Augen. »Wir sehen uns heute Abend.«
    Waters versuchte, sein ausdrucksloses Gesicht zu wahren.
    »John, er verlässt seine Frau. Endlich!«
    In diesem Moment brach Waters beinahe zusammen. Hatte Mallory ihr das aus Grausamkeit gesagt? Oder war es wie bei Soldaten in einem brutalen Krieg, wo einem zum Tode verurteilten Gefangenen eine Zigarette angeboten oder ein Witz erzählt wurde, bevor man ihm von hinten in den Kopf schoss? Eine kleine Nettigkeit vor dem Ende ...
    »Ich freue mich für Sie, Sybil. Ich hoffe, es ist das Richtige.«
    Sie nickte, aufgeregt wie eine junge Braut. »Ich weiß, dass es das Richtige ist.«
    Waters wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Für ihn auch«, fügte Sybil mit plötzlicher Strenge hinzu. »Er ist schon lange unglücklich.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Nun ... ich mache mich jetzt wieder an die Arbeit.«
    Sie lächelte und ging hinaus, schloss leise die Tür hinter sich.
    Waters legte den Kopf auf den Schreibtisch. Er trauerte bereits um Sybil und sich selbst. Heute Abend. Er hatte nicht erwartet, dass Mallory so schnell handeln würde. Wenn Waters den Plan in die Tat umsetzte, den Lily und er geschmiedet hatten, würde er heute Abend einen Teil von sich für immer verlieren. Genau wie in dem Augenblick, als er mit Eve Ehebruch begangen hatte. Diesmal jedoch würde es anders sein. Vor nicht allzu langer Zeit noch hatte er an der Existenz der unsterblichen Seele gezweifelt. Heute fühlte er zum ersten Mal, dass seine eigene Seele in tödlicher Gefahr schwebte.
    Waters hielt es nicht länger in seinem Büro aus. Er stand auf, holte seinen Schlüssel aus der Schublade und ging den Flur hinunter.
    »Ich fahre zum Mittagessen nach Hause«, sagte er, als er Coles Büro betrat.
    Cole antwortete nicht. Er hatte den Kopf auf den Schreibtisch gelegt und schnarchte laut. Würde sein alter Freund ihn aus den vertrauten Augen anblicken, wenn er ihn jetzt weckte? Waters konnte nicht sicher sein. Er umrundete den Schreibtisch und ging zu Cole. Irgendwie hatte er das Bedürfnis, dem alten Freund die Hand auf die Schulter zu legen – eine Art Abschiedsgeste, während Cole wirklich Cole war. Waters streckte die rechte Hand aus, dann erstarrte er in der Bewegung.
    Die Schreibtischschublade stand etwa fünfzehn Zentimeter weit offen, und Coles rechte Hand lag darin. Seine Finger waren um den fein karierten Schaft der .357er Magnum geschlossen, die Waters gestern gesehen hatte.
    Der Gedanke, dass Cole dem Selbstmord vielleicht schon so nahe war, überraschte ihn. Wenn Lily und er ihren Plan mit Sybil verfolgten und Cole sich dann selbst das Leben nahm ... diese Ironie des Schicksals wäre unerträglich. War es überhaupt Selbstmord, was Cole im Sinn hatte? Vielleicht hielt er den Revolver in der Hand, um sich zu schützen. Vielleicht hatte er solche Angst vor den Vollstreckern aus Vegas, dass er mit einer Waffe in der Hand schlafen musste. Aber irgendwie glaubte Waters nicht daran. Sein Gefühl sagte ihm, dass sein Freund, der ohnehin bis an die Grenze der Belastbarkeit gestresst war, jetzt auch noch mit Blackouts, Gedächtnisschwund und Erschöpfung zu kämpfen hatte, genau wie es bei Lily der Fall gewesen war. Darüber hinaus hatte Cole wissentlich mit der Frau seines besten Freundes geschlafen. Wenn er nicht zu betrunken gewesen war, um sich daran zu erinnern, würde selbst Cole wegen eines solchen Fehltritts tiefe Schuldgefühle empfinden. Das alles zusammen reichte vielleicht, um Selbstmordgedanken aufkeimen zu

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