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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Bösendorfer zu kaufen, der um 1850 von Berlin nach Natchez gekommen war. Angespornt von dem Wunsch, die Illusion der Normalität aufrechtzuerhalten – und nicht zuletzt auch von einer morbiden Neugier –, willigte Waters ein. Nachdem Denton und er sich den Flügel angesehen und in seinem Innern Trockenfäule entdeckt hatten, fragte Denton ihn, was er von Mallory Candler hielte. Waters schluckte und antwortete, sie sei ein »tolles Mädchen«, was dem ultimativen Ole-Miss-Gütesiegel entsprach. Ob Waters Mallory in Oxford häufig sah? Die Nerven zum Zerreißen angespannt, antwortete Waters, dass es ein kleines College sei, und jeder sähe jeden ziemlich regelmäßig. Denton erwiderte, er frage deshalb, weil Mallory ein bisschen distanziert erscheine – und er glaube, den Grund dafür zu kennen: Mallory sei ein Mädchen, das sich nur mit einem Mann einließe, wenn die Beziehung viel mehr sei als eine flüchtige Affäre. Dann lächelte Denton und vertraute Waters an, er wolle Mallory am Weihnachtsabend einen Heiratsantrag machen. Sie sei zwar ein bisschen jung, räumte er ein, doch Mallorys Vater sei dafür – und Mallory ganz sicher ebenfalls. Während Waters wie versteinert dasaß, wobei ihm das Herz bis zum Hals schlug, erklärte Denton, er wolle lediglich sichergehen, dass er Mallorys Zurückhaltung nicht falsch deute und dass es keinen anderen Mann in ihrem Leben gebe. Waters war damals nahe daran, Denton alles zu beichten, bremste sich aber. Das war Mallorys Sache, nicht seine. Abgesehen davon hatte Mallory Denton vielleicht mehr ermutigt, als sie zugab, wenn Denton sogar an einen Heiratsantrag dachte.
    Als Waters Mallory von dem Gespräch erzählte, wurde sie blass. Sie ging noch am gleichen Abend zu Denton und sagte ihm, dass sie in einen anderen Mann verliebt sei. Ja, es sei jemand, den er kenne. Sie ließ ein paar Details aus, zum Beispiel das Rendezvous hinter den Pferdeställen, doch im Großen und Ganzen sagte sie Denton die volle Wahrheit. Um zwei Uhr in jener Nacht wurden Waters, seine Mutter und sein Bruder von lautem Hämmern an die Haustür geweckt. Waters ging in Unterwäsche an die Tür. Auf der Veranda stand ein betrunkener David Denton; sein BMW stand auf der Straße hinter ihm. Denton begrüßte Mrs Waters mit einer Schimpftirade gegen ihren »nichtswürdigen Sohn«, und Waters bat sie, wieder ins Bett zu gehen. Er hörte Dentons Wutausbruch zu, solange er es aushielt. Dann blickte er den Arzt an und sagte: »David, es tut mir Leid, wie es gelaufen ist. Wir hätten es dir von Anfang an sagen sollen. Aber die Frau trifft die Entscheidung in diesen Dingen. Okay? Die Frau trifft die Entscheidung, und es gibt nichts, was einer von uns dagegen tun kann.«
    »Du hättest dich für den anständigen Weg entscheiden können!«, rief Denton. »Du hättest ein Freund sein können! Und wenn schon nicht das, hättest du zumindest ein verdammter Ehrenmann sein können!«
    Waters war zutiefst beschämt, doch kaum stiegen Schuldgefühle in ihm auf, fügte Denton hinzu: »Ich hätte es besser wissen sollen. Du bist kein Ehrenmann. Du bist der letzte Dreck. Deshalb lebst du hier mit dem ganzen anderen verdammten Abschaum. Ich sollte dir einen Arschtritt verpassen!«
    Sofort waren Waters’ Schuldgefühle vergessen, und er ballte die zitternden Hände zu Fäusten. In Gedanken sah er seinen Vater vor sich und hatte das Gefühl, als hätte Denton soeben ihn als Abschaum bezeichnet. Mit kaum hörbarer Stimme sagte er: »Tritt mir doch in den Arsch, wenn du glaubst, du kannst es. Aber dann solltest du mich lieber gleich töten.«
    Denton holte zu einem wilden Schwinger aus, dem Waters mühelos auswich.
    »Du bist besoffen, David«, sagte er.
    Denton boxte ihn in den Leib. Als Waters ausholte, um es ihm mit einer Rechten heimzuzahlen, sah er die Silhouette seiner Mutter im Fenster hinter sich und hielt sich zurück.
    »Geh nach Hause!«, brüllte er Denton an. »Und komm nie wieder her!«
    Denton blinzelte verwirrt und murmelte etwas Unverständliches; dann drehte er sich um und taumelte fluchend und schluchzend zurück zu seinem BMW . Als Waters wieder ins Haus kam, schüttelte seine Mutter den Kopf.
    »Geht es um dieses Candler-Mädchen?«, fragte sie, ihr ungeschminktes Gesicht wirkte zugleich streng und verletzlich.
    Waters nickte.
    »Sie taugt nichts, John. Ich weiß, dass du nicht auf mich hören wirst, aber dieses Mädchen ist nicht gut für dich, und auch für niemand anderen.«
    Er fragte seine Mutter, was

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