Ewiger Schlaf: Thriller
Partner anrufen.«
Waters erstarrte. »Sag mir, was du weißt.«
»Ich bin nicht der Typ, der über andere Leute hinter ihrem Rücken redet, aber du bist ein ziemlich vertrauensseliger Bursche, John. Genau wie dein Vater.«
»Komm schon, raus damit.«
»Man erzählt sich, dass Cole in der Klemme sitzt. Und zwar verdammt tief. Ich hab gehört, dass er alles Mögliche versucht, um da rauszukommen, doch ich weiß nicht, ob das alles stimmt, also sag ich lieber nichts. Aber du solltest deine Firma genau unter die Lupe nehmen. Wenn Leute in finanzielle Schwierigkeiten geraten, tun sie Dinge, die sie sonst vielleicht nicht tun würden. Zum Beispiel, ohne Wissen ihres Partners eine Förderpumpe verkaufen, wenn sie Bargeld brauchen.«
Waters nickte. Er wollte seinen Ohren nicht trauen. »Danke, Will.«
»Ich hoffe, ich habe das Richtige getan.«
»Das hast du. Jetzt mach Feierabend, ruh dich aus.«
»Nein, das werde ich nie tun. Ich werde mal im Sattel sterben.«
Sie schüttelten sich wieder die Hände; dann stieg der ältere Mann in den Lieferwagen und stieß rückwärts aus der Einfahrt. Waters kletterte in seinen Land Cruiser und fuhr langsam zum Haus hoch. Die Unwirklichkeit seiner Situation wuchs von Minute zu Minute. Die Madam-X-Quelle war zurzeit nicht aktiv, und wegen eines Workovers in zwei Wochen war Cole für sie verantwortlich. Wäre Will Hinson nicht vorbeigekommen, hätte Waters nicht erfahren, dass die Förderpumpe fort war. Vielleicht über Wochen nicht, falls Cole vorhatte, ihn über die Produktionszyklen zu belügen. Eine gebrauchte Drei-zwanziger Bohreinheit würde auf dem freien Markt rund dreißigtausend Dollar bringen. Würde Cole sein Vertrauen wegen dreißigtausend Dollar missbrauchen? Waters wollte es nicht glauben. Andererseits ... wie schlimm waren Coles Schwierigkeiten?
Waters betrat seine Villa, ging in die Küche und umarmte Lily und seine Tochter.
»Setz dich«, sagte Lily. »Das Essen ist fertig.«
Er nahm Platz, und sie brachte ihm einen Teller Pasta mit Krabben, die Rose am Nachmittag gekocht hatte. Er hatte keinen Appetit, stocherte aber dennoch im Essen herum. Seine Gedanken waren bei Cole und der Förderpumpe. Nachdem sie Annelise ihr Essen hingestellt hatte, legte Lily die Hände auf seine Schultern und massierte ihn, während Annelise aufgeregt eine Geschichte aus der Schule erzählte. Als das Mädchen fertig war, holte Lily sich selbst einen Teller und setzte sich Waters gegenüber an den Tisch. Während sie aß, schaute sie ihren Mann und ihre Tochter an, als würde sie beide zum ersten Mal sehen.
Waters hatte das Gefühl, dass sich etwas an ihr verändert hatte. Es war nicht ihr Haar, das die gleiche dunkelblonde Farbe hatte wie immer und das ihr nach wie vor bis auf die Schultern fiel. Vielleicht trug sie ein wenig mehr Make-up, aber nicht genug, um der Grund für sein eigenartiges Gefühl zu sein.
»Du siehst anders aus«, sagte er.
»Ich bin heute gelaufen. Vielleicht ist das der Grund.«
»Du bist gelaufen?«
»Das ist cool, Mom!«, sagte Annelise. »Nächstes Mal will ich mitkommen.«
An der Highschool war Lily Langstreckenläuferin gewesen. Als Zehntklässlerin hatte sie die Landesmeisterschaft über dreitausend Meter gewonnen. Auch während ihrer Ehe hatte sie weiter trainiert und an Wettkämpfen teilgenommen. Doch nach der ersten Fehlgeburt schien sie nicht mehr die Energie dafür zu finden. Sie nahm zu, was ihre Depressionen verschlimmerte. Wahrscheinlich war es heute das erste Mal seit vier Jahren gewesen, dass Lily wieder »auf der Straße« gewesen war, wie sie es immer genannt hatte.
»Ich hab’s satt, dick zu sein«, sagte Lily.
»Du bist nicht dick, Mom.«
»Ganz und gar nicht«, pflichtete Waters seiner Tochter bei, obwohl er wusste, dass Lily nach ihren eigenen strengen Maßstäben übergewichtig war. Sie wog jetzt wahrscheinlich achtundsechzig oder siebzig Kilo; früher hätte sie das wahnsinnig gemacht.
»Ich bin nur fünf Kilometer gelaufen«, sagte Lily. »Und ich hab viereinhalb Minuten für den Kilometer gebraucht. In einer Woche will ich auf dreieinhalb herunter sein.«
»Übertreib es nicht, Schatz. Du bist lange nicht mehr gelaufen.«
Sie nickte. »Es gibt viele Dinge, die ich schon lange nicht mehr getan habe.«
Waters lächelte, doch er war besorgt. Solch plötzliche Veränderungen konnten auf tiefe innere Konflikte hindeuten. »War heute sonst noch etwas? Hier zu Hause, meine ich?«
Lily schüttelte den Kopf, sagte dann aber:
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