Ewiger Schlaf: Thriller
überflutet.
»Himmel«, stieß er hervor und rollte sich von ihr herunter, »Lily ...«
»Ich ... weiß«, sagte sie keuchend. »Es ist ... so lange her. Ich hatte vergessen ... wie es sich anfühlt ...«
Sie wollte weitersprechen, doch ihre Worte gingen in einem Schluchzen unter. Waters drehte sich zu ihr und sah, wie sie das Gesicht mit beiden Händen bedeckte; Tränen rannen zwischen ihren Fingern hervor.
»Es tut mir Leid ... Ich weiß nicht, warum ich so gewesen bin.«
»Denk nicht darüber nach, Lily. Du hast gerade eine Mauer durchbrochen. Lass deine Gefühle raus, denk nicht darüber nach.«
Sie nahm seine Hand. »Ich bin so froh, dass ich dich nicht verloren habe.«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte er sanft. »Darüber musst du dir keine Sorgen machen.«
Plötzlich, aus dem Nirgendwo, tauchte das Schreckgespenst Tom Jackson wieder in seinen Gedanken auf. Was wollte der Detective von ihm? Waters verspürte das dringende Bedürfnis, hinaus zu den Sklavenquartieren zu gehen und eine Liste zu machen. Seine Situation zu analysieren. Seine wunden Punkte. Optionen. Mögliche Lösungen.
Und was war mit Cole? Mit der unter der Hand verkauften Ölpumpe? Sollte er zu ihm fahren und ihn damit konfrontieren? Oder ein paar diskrete Anrufe tätigen, um herauszufinden, was an den Gerüchten dran war, die Will Hinson erwähnt hatte? Als Lilys Atem tiefer wurde, wollte er aus dem Bett schlüpfen, doch sie hielt ihn am Arm fest.
»Geh nicht«, sagte sie schlaftrunken. »Bleib bei mir.«
»Ich will mir die Zähne putzen. Und Tom Jackson ...«
»Nein. Heute machst du dir mal über nichts Sorgen. Bleib bei mir, ganz nahe. Ich fühle mich so gut.«
Waters seufzte und legte sich wieder hin. Er war hellwach. Lilys Atem ging immer tiefer, doch ihre Hand ließ seinen Arm nicht los. Als er dalag und Angst und Anspannung in seinem Brustkorb anwuchsen, hörte er das Telefon klingeln; dann lief der Anrufbeantworter an. Die Lautstärke war hochgedreht, sodass er vom Schlafzimmer aus mithören konnte.
»Hier ist der Anschluss von Familie Waters«, sagte Lilys Stimme lebhaft. »Hinterlassen Sie nach dem Piepton bitte eine Nachricht. Wir rufen so schnell wie möglich zurück.«
Der Piepton erklang.
»John? Hier Tom Jackson. Tut mir Leid, dass ich dich zu Hause anrufe, aber ich verfolge gerade ein paar Spuren in diesem Eve Sumner-Schlamassel. Eigentlich ist es nur Routine, aber ich muss mit dir sprechen, wenn du mal ’ne Minute Zeit hast. Danke, Kumpel. Bis bald.«
Eve Sumner-Schlamassel? Waters spürte, wie sich an seinen Augenbrauen Schweißperlen sammelten. Wenn es wirklich Routine war, warum rief Jackson dann noch an? Es war nach zehn Uhr abends. Rief er an, weil die Polizei bereits etwas Belastendes gefunden hatte? Beweise, von denen Waters nichts wusste? Etwas aus Eves Haus, zum Beispiel? Einen Brief? Ein Foto? Der Himmel allein wusste, was sie dort aufbewahrt hatte. Vielleicht hatte jemand ihnen etwas erzählt. Ein Zeuge, den Waters nicht gesehen hatte. Jemand, der in einer der Bars nahe dem Eola gesessen hatte. Oder der Mann, der den Schirm über seinen pinkelnden Hund gehalten hatte. Es konnte praktisch jeder sein. Alles. Eine Million Unbekannte kamen in die Gleichung, wenn man ein geheimes Leben führte. Die Dinge, die man am meisten fürchtete, waren oft gar keine Bedrohung, während diejenigen, an die man niemals dachte, den Ausschlag geben und dafür sorgen konnten, dass einem das eigene Leben mit einem Riesenknall um die Ohren flog.
»Verdammt«, flüsterte Waters und lauschte Lilys gleichmäßigem Atmen. »Ich brauche Hilfe.«
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12
U nd als ich aufgewacht bin«, berichtete Waters, »war Eve tot.«
Penn Cage sagte kein Wort, blinzelte nicht einmal. Er sah genau wie der aus, der er war: ein ehemaliger Anwalt, der in seinem Leben schon so ziemlich alles gehört hatte.
»Und jetzt versucht Detective Tom Jackson mich zu erreichen«, fügte Waters hinzu. »Er sagt, es gehe um Eve, aber es sei nur Routine. Mehr weiß ich nicht.«
»Glaubst du, du hast sie getötet?«, fragte Penn.
»Ich weiß es nicht. Ich meine ... ich glaube ehrlich nicht, dass ich es getan habe, aber soweit ich weiß, war niemand anders im Zimmer.«
Penn seufzte und starrte auf einen unbestimmten Punkt in mittlerer Entfernung. Waters hatte seine Entscheidung, wem er sich anvertrauen sollte, mitten in der Nacht getroffen, nach langem Nachdenken. Mit einem Psychiater wollte er nicht sprechen – erstens kannte er keinen, und zweitens
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