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Ewiger Schwur

Ewiger Schwur

Titel: Ewiger Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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Ende der Leitung herrschte Schweigen, dann: »Stimmt. Gib mir eine Stunde. Höchstens zwei. Wir werden unterwegs sein, und du kannst tun, was du mit der Cousine geplant hast.«
    Perfekt. Dathan würde Pell wegbringen. Diese Spur würde Mischka ablenken, würde ihre Motivation hochhalten. Und sie hätte bloß Brends, an den sie sich um Hilfe wenden konnte. Zuckerrohr oder Peitsche. Simpel. Sie würde wütend sein, wenn sie begriff, dass er sie manipuliert hatte. Aber sie würde bekommen, was sie wollte.
    Und er würde bekommen, was er wollte. Einen sauberen Schuss auf den Killer. Es wäre einfacher, sie davon zu überzeugen, ihm zu helfen, aber er würde gründlich vorsorgen. Nur für den Fall des Falles.
    Denn er bekam immer, was er wollte.
    Immer.
    Und er wollte Mischka Baran.
    Verschwinde aus der Stadt oder stell dich einem mordlustigen Wahnsinnigen.
    Keine schwierige Entscheidung für Pell.
    Überreste aus der Sowjetzeit zierten noch immer die Stadt, halb vergraben unter den Ruinen der zu hohen Wohnhäuser, die eine zu schnell wachsende menschliche Bevölkerung beherbergen sollten. Auf verfallenden Kirchen mit Kuppeln, deren Anstrich zu einem bloßen Echo von Farbe verblasst war, ragten alternde Türmchen in das beinah ewige Zwielicht des Himmels. Einige kühnere Architekten hatten hohe Gebäude aus Stahl und Glas errichtet, Gebäude, die sich über diese kleineren, massigeren Überreste der Vergangenheit erhoben. Greifbare Erinnerungen, sagte sie sich, dass die Menschen aufgestiegen waren – und die Paranormalen abgestiegen. Als die Paranormalen das erste Mal an die Öffentlichkeit gegangen waren, hatten die Zeitungen gemeldet, dass einer der Gründe, warum sie so lange im Verborgenen hatten bleiben können, das gewaltige unterirdische Netzwerk der Metrotunnel sei.
    Fast zwei Jahrzehnte lang hatten die Menschen sich geweigert, die neu entdeckten Paranormalen als gleichberechtigt zu akzeptieren. Einige Paranormale hatten sich weiterhin unter der Erde versteckt, die Tunnel bewohnt und waren zu den gefürchteten Wesen geworden, die in der Nacht auftauchten. Andere, wie die Dämonen, hatten sich darangemacht, die Werkzeuge der Macht zu erwerben. Geld. Beziehungen. Immobilien. Jetzt gehörte die Stadt
ihnen,
und Menschen kamen zu ihnen.
    Während der Großen Kriege des 21. Jahrhunderts hatten die Paranormalen ihre menschlichen Nachbarn beobachtet, sich aber nicht eingemischt. Kluge Bastarde. Ein großer Teil des Landes zwischen M City und Petersburg war zerstört worden. Dort lebten immer noch Menschen, immer noch versteckten sich Paranormale auf ihren Landsitzen, aber der größte Teil dieses Gebiets war jetzt ein wildes Niemandsland. Wenn man nicht mit natürlichen oder mechanischen Mitteln daran vorbeifliegen konnte, sah man zu, dass man diesen nicht ganz leeren Raum so schnell wie möglich hinter sich brachte. Oder man starb dort draußen. Niemand – ob Mensch oder Paranormaler –, der dort draußen lebte, war zivilisiert. Und die meisten waren kaum noch bei Verstand. Schlimmer waren die paar Flecken völligen Ödlands, wo eine der Nuklearfabriken, mit denen die Sowjets experimentiert hatten, ihre schützenden Mauern durchbrochen und eine tödliche Ladung toxischer Stoffe in die Landschaft freigesetzt hatte. Den Gerüchten zufolge benutzten die Dämonen diese Orte als eine Art Reservat für ihre Abtrünnigen.
    Nein, die Stadt zu verlassen, war kein Thema. Das Thema war ihr Reisegefährte.
    Pell beäugte den Dämon, der neben ihr auf und ab ging. Dathan war groß genug. Stark genug. Und er hatte absolut klargemacht, dass er sie wollte. Dass er jede Gelegenheit nutzen würde, die sie ihm gab, sie zum Sex zu überreden. Aber er hörte auf, wenn sie Stopp sagte.
    Ein Teil ihrer selbst wünschte, sie könnte es sich leisten, Ja zu sagen.
    Er beugte den dunklen Kopf zu ihr herab. Er war zu herb, zu dunkel, um auf klassische Weise gut auszusehen, aber sein Gesicht zog sie an. Und sein Körper? Nun, es war ihr gelungen, nicht mit den Händen über diesen ganzen großen, muskulösen Leib zu streichen.
    Mit knapper Not.
    »Du willst weglaufen, Pell«, schmeichelte er mit leiser Stimme.
    Nein, in Wahrheit wollte sie mit ihm ins Bett gehen und mindestens eine Woche lang dort bleiben. Aber sie wollte auch nicht sterben. Was bedeutete, dass sie vor dem, was – oder wer – ihr auch immer auf den Fersen war, davonlaufen musste. Die Furcht, die sie durchfuhr, war ein vertrauter, bebender Nervenkitzel. »Wohin gehen wir?«,

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