Ewiger Schwur
Tasche. Er würde es ihr zurückgeben, und sie würde wissen, dass er in ihrem Schlafzimmer gewesen war. Dass er wusste, was sie gelesen hatte. Und sie würde die Einladung als das erkennen, was sie war.
Eilor beobachtete, wie das Dämonenteam Mischka Barans Wohnung verließ. Blöde Schlampe.
Sie hatte
sie
gewählt.
Vielleicht sollte er etwas abwarten, bevor er sie tötete. Er hatte bei ihrer ersten Begegnung gezögert. Es war nicht genug Zeit gewesen, die Klinge zu säubern, mit der er sie hatte ausweiden wollen. Außerdem wollte er den Mord nicht überstürzen, wollte den Tod genießen. Tatsächlich, warum sich jetzt beeilen? Er hatte ihre Witterung aufgenommen, und er hatte bisher noch nie eine Spur verloren. Wie viel besser wäre es, wenn er sie töten konnte und mit ihr den Dämon, wer immer er war, den sie um ihren bösen kleinen Finger gewickelt hatte?
Zwei zum Preis von einem. Das gefiel ihm.
Ja, er und dieser Brends Duranov würden zweifelsohne ein mitternächtliches Treffen haben. Er müsste die beiden nur allein erwischen. Besser noch, er konnte das Mädchen dazu benutzen, den Mann anzulocken. Schließlich hatte es bei Hushai auch wunderbar funktioniert.
Langsam faltete er die gewaltigen Flügel, bis sie in der schwarzen Tätowierung verschwanden, die sich über seinen Rücken zog. Man hatte ihm seine Flügel zurückgegeben, damit er seine Rolle in Cuthahs großem Werk spielen konnte.
Er durfte nicht scheitern. Er würde nicht scheitern.
Brends Duranov brauchte einen gründlichen Ego-Check. Oder sie musste ihm die Bedeutung des Wörtchens
Nein
noch einmal ganz langsam erklären
.
Offensichtlich hatte er Mischkas Worte am vergangenen Abend dahingehend interpretiert, dass sie bedeuteten: »Versuch’s später noch mal.«
Erster Hinweis hätte der teure Stadtwagen sein sollen, der geschmeidig vor dem Teesalon stoppte, in dem sie arbeitete. Für gewöhnlich bestand ihre Kundschaft aus ausländischen Touristen, die mit Bussen kamen. Der elegante Wagen war hier ebenso fehl am Platz, wie sie es am vergangenen Abend im G2 gewesen war.
Nichtsdestoweniger kam der Wagen vor ihrem Salon zum Stehen; der Fahrer war anscheinend genauso arrogant wie sein Arbeitgeber, da er unbekümmert im Parkverbot hielt. Mischkas Augen wurden schmal, als Brends ausstieg, flankiert von zwei Bodyguards.
Verdammt.
Fluchen war ein gutes Gefühl, daher tat sie es noch einmal. Laut. Das Paar, das den Teesalon verließ, musterte sie und beschleunigte seinen Schritt. Offensichtlich würden sie nicht wiederkommen.
Sie brachte es nicht fertig, sich darum Sorgen zu machen.
Sie schlug das Reservierungsbuch zu. Oh nein, das tat er nicht.
Sie schaute mit so viel Nonchalance auf, wie sie heucheln konnte, und musterte ihn, wie er durch die Tür stolziert kam, als gehöre ihm das Lokal. Genauso massig, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Genauso glühend heiß. Seine breiten Schultern strapazierten die Nähte eines verblichenen schwarzen T-Shirts, während er sich mit katzenhafter Anmut in seinem langen ledernen Staubmantel bewegte. Sein dunkles Haar streifte den Kragen und schwang frei in einem schwarzen Vorhang, der zu sagen schien:
Komm und nimm mich!
und in ihr den Wunsch weckte, seinen Kopf zu packen und für einen Kuss stillzuhalten.
Der kleinen Welle hitziger, geflüsterter Worte nach zu urteilen, die sie hinter sich hörte, waren noch mehrere andere Frauen im Raum genauso daran interessiert, ihr Mal auf Brends Duranov zu hinterlassen. Noch eine Minute, und er würde sich nicht mehr retten können.
Sie teilte nicht.
Und er war nicht der Mann, der sich mit einer einzigen Frau zufriedengab.
»Ich habe gestern Abend gesagt, was ich zu sagen hatte«, stellte sie fest. Er kam noch einen Schritt auf sie zu, und sie hob abwehrend die Hand. »Also: Rückzug, großer Junge.«
Er blieb aber nicht stehen, daher kam sie um die Theke herum und hoffte, dass das Möbelstück ausreichen würde, ihn auf Distanz zu halten. Für den Augenblick.
Er legte beide Hände auf das glatte Holz, und sein Blick bohrte sich in ihre Augen. »Nichts, Liebling«, sagte er mit der leisen, sexy Stimme, die sie an Schlafzimmer denken ließ, »wird mich fernhalten. Das verspreche ich dir,
Dushka,
und ich halte meine Versprechen immer.«
Seine Augen flackerten und erinnerten sie daran, dass er nicht menschlich war, selbst wenn er männlich war. Er kämpfte gegen irgendetwas, gegen irgendetwas in ihm, das herauswollte. Sie wusste nicht so recht, ob sie in der Nähe
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