Ewiger Schwur
Morgen gehackt hatte, hatten lediglich eine anständige Summe Geldes, die sie auf einem sicheren Sparkonto liegen hatte, offenbart, außerdem pünktlich bezahlte Rechnungen und einen guten Vorrat an Büchern. Langweilige, gut besprochene, gut aufgenommene Titel.
Nichts, was sich für eine Erpressung geeignet hätte.
Nichts, das ihm einen Hinweis auf die wahren Farben seiner Eisprinzessin gab. Er wusste nur, dass dieses friedliche Weiß und diese Cremefarbe trügerisch waren. Die Eisprinzessin hatte Tiefen, die auszuloten er jede Absicht hatte.
Während Jorah sich Regal für Regal durch das Wohnzimmer arbeitete, machte Nael sich über den Wandschrank im Flur her. Der Dämon gab einen beständigen Kommentar über den wenig aufregenden Inhalt besagten Schrankes ab, bis Brends ihm schließlich sagte, er solle verdammt noch mal den Mund halten. Sie hatten ihre Alarmanlage außer Kraft gesetzt, aber es war unsinnig, Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was sie taten.
Liebe Güte, sie hatte wahrscheinlich nette, normale menschliche Nachbarn, von denen einige selbst zu dieser Tageszeit wahrscheinlich zu Hause waren.
Im Badezimmer gab es eine Sammlung von Schaumbädern, die ihn interessierte, aber jetzt war nicht die Zeit, Fantasien nachzuhängen. Stattdessen zwang er sich, die Schubladen zu untersuchen und dann deren Unterseiten. Er zog eine nach der anderen heraus. Nichts.
Am Ende übernahm er das Schlafzimmer. Er wollte die Jungs nicht dort drin haben. Sie hatte einen Schrank voller Kleider wie das Jersey-Teil, das sie in dieser ersten Nacht im G2 getragen hatte. Alle Schuhe standen sauber in Reih und Glied in Schuhregalen. Kein Gegenstand war nicht an seinem Platz. Verdammt, lebte sie tatsächlich hier? Sie war der feuchte Traum eines Maklers; die Wohnung war perfekt, wie aus dem Bilderbuch, und wartete nur auf eine Begehung. Als er zu den Wäscheschubladen in ihrer Kommode kam, entdeckte er jedoch endlich ihr erstes Laster. Schlicht, kühn und teuer glitten die exquisiten Stoffe durch seine Finger. Nicht ein weißer BH in dem ganzen Schrank. Selbst der blasseste BH war aus köstlicher, pfirsichfarbener Seide. Unter all den Sachen lag die Waffe, mit der sie ihn bedroht hatte, eine Gebrauchsanweisung und die verdammte Quittung. Er wusste nicht, ob er sich besser oder schlechter fühlen sollte, dass sie unbewaffnet zur Arbeit ging – oder dass sie es anscheinend erwogen hatte, die Waffe zurückzugeben und ihm praktisch im selben Atemzug den Kopf wegzupusten.
Jorah kam an der Tür vorbeigeschlendert, einen Laptop in den Händen. »Sollen wir eine Kopie der Festplatte machen?«
»Ja.« Die würde er sich später ansehen.
»Wir könnten ihr ein kleines Geschenk hinterlassen, damit sie weiß, dass wir hier waren.«
»Nicht!«, befahl er. Nein. Mischka Baran hatte den Test bestanden. Er glaubte nicht, dass sie persönlich etwas mit diesen Morden zu tun hatte, abgesehen davon, dass sie das Pech gehabt hatte, die Aufmerksamkeit eines Killers auf sich zu lenken.
Damit blieb ihm als einzige Möglichkeit, damit sie zu ihm kam, die Erpressung.
Ihr sinnlicher Duft nach Zimt und Sahne lag über dem ganzen verdammten Raum. Man konnte ihm unmöglich entrinnen, und bei jedem Atemzug erhielt sein Schwanz eine instinktive Erinnerung an die Frau. Sie führte kein Tagebuch, aber das hatte er auch nicht erwartet. Es gab eine Sammlung von Klebezetteln, die jedem durchschnittlichen Büro Ehre gemacht hätte, aber wiederum nichts Belastendes. Oder auch nur entfernt Peinliches, es sei denn, es war heutzutage ein Verbrechen, übermenschlich gut organisiert zu sein.
In dem Nachttisch neben dem cremefarbenen Bett stieß er endlich auf eine Goldader. Keine Kondome. Kein Gleitmittel. Mischka Baran schlief entweder allein, ging ungeheuerliche Risiken ein oder erwartete, dass ihre Begleiter selbst mitbrachten, was sie benötigten. Sie hatte sich jedoch nicht einmal die Mühe gemacht, die Bücher zu verstecken. In dem Stapel zerlesener Taschenbücher steckte einiges an ziemlich esoterischer viktorianischer Erotik, das man in der Abteilung für Sammlerstücke finden würde. Wenn man Glück hatte. Und nur wenn man wusste, wonach man suchen musste. Er lächelte teuflisch. Wie überaus interessant.
Er schlug das erste Buch auf und blätterte in den Seiten, bis er eine unanständige Fantasie über Unterwerfung und Beherrschung fand. Schnell steckte er sich das Buch, mit einem besonders anstößigen Fetzen Seidenunterwäsche als Lesezeichen, in die
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