Ewiger Schwur
der schwere Stahl fuhr summend und gefährlich nah an Mischkas Körper auf dem Boden vorbei – eine laute und deutliche Botschaft an Brends. Der Abtrünnige hatte Mischka aufs Korn genommen, und das jetzt war nur das Appetithäppchen. Der wilde Zorn seiner Bestie ließ die Verwandlung über Brends’ Gesicht flackern, während er darum kämpfte, die Kontrolle zurückzugewinnen.
Sein eigenes Team würde dem Abtrünnigen folgen, obwohl er nicht optimistisch war. Im Moment hatte er die Aufgabe, seinen kleinen Menschen zu beschützen. Ob sie ihn wollte oder nicht. Sie wussten beide, dass sie keine Befehle entgegennahm, aber sie hatte gleichermaßen klargemacht, dass sie auch nicht sterben wollte – und Brends hatte seine eigenen Anweisungen sehr deutlich gegeben.
Niemand kam ohne Brends’ Einverständnis an Mischka Baran heran.
Rasch ging er neben ihr in die Hocke. Der Abtrünnige hatte ihr zwar ein wenig zugesetzt, aber sie war im Wesentlichen unversehrt. Brends hatte die Absicht, dafür zu sorgen, dass das auch so blieb.
»Weißt du«, knurrte er, während er nach ihrem Arm griff und ihn drehte, um einen besonders unangenehmen Kratzer in der Ellbogenbeuge zu untersuchen, »du steckst bis über beide Ohren in der Sache drin. Wenn es nicht vorher schon so war, dann hat dieser Killer jetzt eine Klinge mit deinem Namen darauf.«
»Verständigen Sie die Behörden, Brends.« Sie wandte ihm das bleiche Gesicht zu, aber sie verlor immer noch nicht die Fassung. »Verständigen Sie sofort die Behörden! Hier geht es nicht nur um Sie und mich und um irgendeine Schlacht, die wir Ihrer Meinung nach schlagen.«
»Das haben wir bereits diskutiert.«
»Brends …«, warnte sie.
»Sie können uns nicht helfen.«
Sie musste die schlichte, unverhüllte Wahrheit akzeptieren: Ihre Art war hier in M City zweitklassig. Die einzige Macht, die sie besaßen, stammte aus dem Verkauf ihrer Seelen. Er würde niemals den Fehler begehen, Mischka Barans Intelligenz zu unterschätzen. Sie musste es mittlerweile begriffen haben: Ohne ihn würde sie Pelinor Arden nicht finden. »Ich habe es dir ein Mal gesagt. Ich sage es dir jetzt wieder: Die Behörden zählen hier nicht, nur wir.«
»Sie.« Ihr Blick durchbohrte sein Gesicht. Er konnte beinahe mitverfolgen, wie sie die Berechnung anstellte, wie sie in diesem netten kleinen geistigen Hauptbuch Soll und Haben gegeneinander aufrechnete. Offensichtlich wog der Umstand, dass er ein Paranormaler war, immer noch schwer auf der Sollseite, aber wegen der Ereignisse von eben würde sich die Waagschale vielleicht auf die andere Seite senken.
Zu seinen Gunsten.
Die Quetschungen an ihrer Kehle färbten sich bereits purpurrot, und er schluckte seinen Zorn herunter. Sie in die Arme zu nehmen, wie es seinem Wunsch entsprach, würde ihn die Oberhand kosten, und es stand jetzt zu viel auf dem Spiel. Zu viel, was er zu verlieren hatte.
»Wir«, stimmte er ihr zu und beugte sich dichter zu ihr herab. Sie zuckte zusammen, wich aber nicht zurück. Gut.
Und dann jagte sie ihm eine gewaltige Angst ein, als sie das Nachbeben ihres Schreckens überkam. Teufel, sie kämpfte gegen die Tränen an. Wollte nicht weinen. »Ah, Baby.« Er hätte sich lieber wieder Michael gestellt und verloren, als sie weinen zu sehen. Stattdessen schlang er die Arme um sie.
»Sie sind an so etwas gewöhnt«, warf sie ihm vor. »In Ihrer Welt töten Sie einander ständig.« Er ließ nicht durchblicken, wie sehr ihn ihre Worte schmerzten. Schließlich entsprachen sie der Wahrheit. »Da, wo ich herkomme, tun die Leute so etwas nicht, Brends.« Ihre Stimme klang alles andere als sicher.
Er gab der Versuchung nach, vergrub das Gesicht in ihrem Haar und verlor sich in ihrem Duft.
Eilor, ein kaltblütiger Killer, wusste, wo sie war. Trotzdem, sie war hier, und sie lebte.
Erleichterung überkam sie, ein Aufwallen von Adrenalin, und sie keuchte in kurzen, kräftigen Atemzügen. Sie
lebte.
Sie wurde von
Paranormalen
gejagt. Genau wie ihre Cousine.
»Atme«, forderte er sie schmeichelnd auf. »Atme mit mir, Baby.«
Sie sog Luft in die Lungen. Sie wollte nicht wieder so leben, versunken in lähmender Angst. Wollte sich nicht vor ihrem eigenen Schatten erschrecken. Wenn sie sich mit Brends verbündete, hätte sie das nicht mehr nötig. Sie müsste sich nur darum sorgen, was
er
mit ihr anstellen konnte.
Sie hatte fallen wollen. Doch jetzt merkte sie, dass es schwer war, die kühle Logik ihres Verstandes über dem heftigen, kompromisslosen
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