Ewiger Tanz der Liebe
Schluck.
„Entschuldige, dass ich davon ausgegangen bin, du würdest zu deinem Mann stehen.“ Alecs Miene verhärtete sich. Selbst nach so langer Zeit hatte er Mühe, seinen Zorn über ihre Zurückweisung unter Kontrolle zu halten.
Vor ihrer Heirat schien sie so von seiner Arbeit fasziniert. Sie hatte ihm tief in die Augen gesehen und förmlich an seinen Lippen gehangen. Also hatte er angenommen, dass sie am nächsten Morgen mit ihm in den Dschungel gehen würde. Sie hatte jedenfalls nicht protestiert, als er es vorschlug. Da die Liebe ihn ungewöhnlich großzügig gemacht hatte, hatte er ihr sogar noch Zeit zugestanden, nach New York zu gehen und ihre Arbeit einer anderen Lektorin zu übergeben.
„Außerdem hast du dich in der Lancelot-Lounge noch einverstanden erklärt, mit mir zu kommen“, bemerkte er grimmig.
„An dem Abend wäre ich mit allem einverstanden gewesen.“
„Das warst du“, sagte er, und seine Stimme bekam wieder einen sinnlichen Ton. „Ich weiß noch, wie du mich kurz vor Sonnenaufgang förmlich anflehtest …“
„Ich will es nicht noch einmal in allen Einzelheiten hören“, unterbrach sie ihn. „Ich brauche bloß eine Scheidung.“
„Das sagtest du bereits.“ Er rieb sich das Kinn und musterte sie. In gewisser Hinsicht war er für die tiefen Ringe unter ihren Augen verantwortlich. Zu schade. „Aber da ich heute keineswegs in der gleichen großzügigen Stimmung bin, muss ich dir leider mitteilen, dass ich nicht die Absicht habe, deinem Wunsch zu entsprechen.“
„Ich könnte mich auch ohne deine Einwilligung scheiden lassen.“
„Sicher, und ich könnte die Scheidung anschließend anfechten.“ Er trank einen langen Schluck aus seiner Bierflasche. „Andererseits, wenn du ganz nett zu mir bist, finden wir vielleicht einen Kompromiss.“
Wieso erkannte sie nicht, dass das Leben, für das sie sich entschieden hatte, absolut nicht zu ihr passte? Kate Campbell trug zwar Kostüme, die ihre Kurven versteckten, aß Joghurts am Schreibtisch und trank den ganzen Tag Kaffee. Alec hatte keine Zweifel, dass sie bei ihrer Intelligenz eine gute Lektorin war. Ihre Reise bewies auch ihre enorme Entschlossenheit, die sie sicher in ihrem Beruf weit nach vorn bringen würde. Trotzdem würde sie sich irgendwann langweilen.
Denn sie war eine Frau, der die Abenteuerlust im Blut lag. Er wusste genug über ihren berühmten Vater, dass sie diese Veranlagung nicht leugnen konnte. George Campbell hätte nicht gewollt, dass seine Tochter ihr Leben unter Neonlicht zubrachte, das ihrer ohnehin hellen Haut die ungesunde Blässe eines Stadtmenschen verlieh.
Er wusste, dass sie die einzigartige Fähigkeit ihres Vaters geerbt hatte, die Welt aus einer ganz bestimmten Perspektive zu sehen. Die Frage war nur, ob sie das erkannte. Würde sie den Mut haben, ihren Bedürfnissen entsprechend zu handeln, sobald sie sich darüber klar geworden war?
Sie betrachtete ihn misstrauisch. „Was für einen Kompromiss?“
„Ich weiß nicht“, erwiderte er sanft und ignorierte sein heftiges Verlangen. „Ich muss erst darüber nachdenken. Schließlich besteht kein Grund zur Eile.“ Plötzlich beschlich ihn ein Verdacht, und er musterte ihren Bauch, der jedoch ganz flach war. Er umfasste ihr Kinn und sah ihr in die jetzt wachsamen Augen. „Oder etwa doch?“
Ihr Zögern sprach Bände. Wut und Eifersucht packten ihn, als er sah, wie sie schluckte. „Nein.“ Sie biss sich auf die Unterlippe und sah über seine Schulter. „Eigentlich nicht.“
Sie ist eine Lügnerin, dachte er. Aber eine außergewöhnlich hübsche, selbst mit ihrem glänzenden, sonnenverbrannten Gesicht, der wilden roten Mähne und dem erstaunlich hässlichen, zerknitterten Hosenanzug.
Erneut fragte er sich, weshalb sie die strapaziöse Reise unternommen hatte. Wenn sie bloß die Scheidung wollte, hätte sie sie in New York einreichen und ihren Anwalt veranlassen können, die Papiere seiner Agentin zuzuschicken.
Alec überlegte, ob es in Kates Leben einen anderen Mann gab. Einen biederen, gelehrten Mann mit runder Brille, Tweedjackett, Kaschmirweste und Socken mit Schottenkaromuster. Ein Mann, der sie nie fordern würde, weder im Bett noch sonst irgendwie.
So wie Alec es sah, blieben ihm zwei Möglichkeiten, wenn sie endlich zugegeben hatte, dass ein anderer Mann der Grund für ihren Besuch war. Er konnte in die Staaten fliegen und den Kerl mit seinen bloßen Händen umbringen. Oder er könnte ihr überraschendes Auftauchen in Santa Clara dazu
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