Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)
gestellt«, sagte er leise. »Er wollte etwas gutmachen, doch er traut sich nicht in deine Nähe.«
»Das will ich ihm auch geraten haben«, zischte Alex und drehte sich um, damit Brian seine Gefühlsverfassung nicht sehen konnte. Brian stand auf und legte Alex eine Hand auf die Schulter.
»Was geht bloß in dir vor?« fragte er leise.
»Was meinst du denn?« Alex drehte sich ein wenig zu Brian, und dieser sah, daß ihm die Tränen in den Augen standen.
»Ich kann das nicht ertragen – verdammt.« Er klopfte leicht mit der Faust an seine Brust. »Da drin steckt doch auch nur ein Mensch.«
Brian erschrak leicht, als er den Ausdruck in Alex’ Gesicht sah.
»Es ist so viel passiert«, sagte Alex stockend. »Und die Vergangenheit holt mich immer wieder ein – und die Schmerzen. Kann ich das wirklich ertragen? Oder ist meine Zeit irgendwann abgelaufen?«
Brian schlang den Arm um die Hüfte seines Freundes und führte ihn zu der bequemen dunklen Ledercouch, die in der Ecke der Bibliothek stand. Alex ließ sich schwer darauffallen und seufzte.
»Du darfst so etwas nicht sagen, nicht einmal denken«, sagte Brian.
»Du bist unser Schutz, du bist unser Licht. Für mich bist du der Sinn des Lebens. Sei doch bitte nicht so deprimiert, ich kann dir doch nicht helfen...«
Alex ließ sich gegen Brian sinken. Spürte den jungen, festen Körper seines Freundes
»Ach, Brian. Deine Anwesenheit lindert meine Leiden schon. Es tut mir leid, ich war noch nie besonders gut im Ertragen.«
»Möchtest du mit mir darüber sprechen?« fragte Brian leise.
»Du meinst, über mein unsägliches Zusammentreffen mit Dymas und Daniel?« Alex starrte durch Brian hindurch.
»Wahrscheinlich genauso viel oder so wenig, wie du mir sagen wolltest, als die Männer des Kreises dich überfallen haben.«
Brian zog eine Grimasse. »Hättest du es verhindern können?«
Alex schüttelte den Kopf. Das lange schwarze Haar fiel ihm ins Gesicht. »Du hast Dymas kennengelernt. Hast du seine Macht nicht gespürt? – Dymas ist über zweitausend Jahre alt, vielleicht kann er mich umbringen, wenn ihm danach zumute ist.«
»Warum haben sie es getan?« Als Brian bemerkte, wie Alex sich anspannte, um aufzustehen, begann er zärtlich dessen Nacken zu massieren. Alex blieb sitzen. Gedankenverloren starrte er in die gefüllten Regale.
»Dymas hat nach einer Schwachstelle gesucht – und sie gefunden. Er wollte mich in die Knie zwingen – ich habe gekniet. Er hat meine Ehre mit Füßen getreten, um meinen Stolz zu brechen. Doch damit hatte er keinen Erfolg. – Du fragst nach dem Warum? – Ich habe ihre Gesetze nicht geachtet. Die Gesetze der Altehrwürdigen.« Alex zuckte mit den Schultern. »Ich werde es auch in Zukunft nicht.«
»Und wenn sie wiederkommen?« fragte Brian und wartete mit angehaltenem Atem auf Alex’ Antwort.
»Ich weiß nicht. Vielleicht werde ich dann kämpfen, vielleicht werde ich wieder knien.« Er versuchte Gleichmut zu Schau zu stellen, doch Brian erkannte sein Innerstes. Schweigend zog er ihn wieder zu sich heran.
Nach einer Weile fragte er: »Was tust du, wenn Daniel hier erscheint?«
Alex schüttelte den Kopf. »Wird sich dann zeigen.«
Brian sah ihn nachdenklich an, sah dann in die flackernde Kerze. »Du wirst ihn nicht töten, nicht wahr?«
Alex lächelte müde. Es war unwichtig. Die Wunden waren verheilt, die Demütigungen fraßen weiter an ihm, aber die Zeit rannte.
Irgendwann würden sie sich wieder gegenüberstehen, vielleicht schon bald. Dann erst konnte er entscheiden. Die Gedanken an Rache waren nicht begraben, nein, aber nicht Daniel würde seine Rache ertragen müssen. Bestimmt nicht Daniel. Seinen Zorn vielleicht, aber nicht seine Rache.
Matt stand Alex auf und nickte Brian schweigend zu. Dann zog er sich in sein Schlafgemach zurück.
Alex drehte sich unruhig von einer Seite auf die andere. Sein Schlaf, der sonst totengleich und erholsam war, wurde zu einer Tortur, denn er hatte keine Chance aufzuwachen und so seine Qual zu beenden. Wieder und wieder spulte sein Gehirn das letzte Gespräch zwischen ihm und seiner Schwester ab, das letzte bevor die Sonne aufging.
»Warum tust du mir das bloß an?«
»Weil ich nicht so leben kann – ich bin kein Tier. Ich bin ein Mensch und verabscheue das, was ich tun muß, um zu überleben.«
»Aber es ist doch nichts Verwerfliches. Die Menschen töten Tiere, um sich von ihnen zu ernähren. Auch wir müssen überleben.«
»Du sprichst wie der Teufel
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